Realisierung des Grundbausteins eines Hundschen Metalls
Universität Hamburg
Da der elektrische Strom in elektronischen Bauteilen eben genau aus den von einem zum anderen Atom hüpfenden Elektronen besteht, könnte die Gleichrichtung der Kreiselbewegung der Elektronen einen beträchtlichen Einfluss auf die elektronischen Eigenschaften des Bauteils haben. Metallische Materialien, in denen die Elektronenbewegung tatsächlich durch die Hundsche Regel dominiert wird, werden Hundsche Metalle genannt. Theoretiker haben kürzlich herausgefunden, dass sich die Elektronen in einer in den letzten Jahren intensiv studierten Materialklasse der Hochtemperatur-Supraleiter in der Tat wie in einem Hundschen Metall verhalten. In diesen Materialien hüpfen die Elektronen ohne Widerstand von Atom zu Atom und können daher ohne Energieverlust durch das Material fließen. Bisher überlebt dieser sogenannte Suprastrom nur bei sehr tiefen Temperaturen, und die entsprechenden Bauteile müssten daher auf Temperaturen wie sie sonst nur im Weltall existieren heruntergekühlt werden. Wissenschaftler suchen daher verzweifelt nach neuen Materialien, in denen der Suprastrom hoffentlich bei normalen Umgebungsbedingungen überlebt. Die Entdeckung solch eines Materials würde einige der drängendsten Probleme unseres Zeitalters der Informationstechnologie lösen. Allerdings müssen für eine zielgerichtete Suche nach solchen Materialen die Grundbausteine der Hundschen Metalle erst einmal genauer verstanden werden.
Einem Team von Experimentalphysikern und Theoretikern der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen, der Radboud Universität in Nijmegen und dem physikalischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ist es nun gelungen, den kleinsten Bestandteil eines Hundschen Metalls, eine sogenannte Hundsche Störstelle, gezielt herzustellen. Die erzeugte Hundsche Störstelle besteht aus einem Eisen-Wasserstoff-Molekül, welches auf die Oberfläche eines Platinkristalls aufgebracht wurde (siehe Abbildung). Die Forscher waren sogar in der Lage, den Wasserstoff von solch einer Hundschen Störstelle abzuspalten, indem sie die Spitze eines Rastertunnelmikroskops als Werkzeug benutzten. Dabei stellte das Team fest, dass der Wasserstoff in der Hundschen Störstelle einen sehr starken Einfluss auf deren elektronische Eigenschaften hat, der durch Vergleich der experimentellen Daten mit fortgeschrittenen Computersimulationen eingehend studiert wurde. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher viele solcher Hundschen Störstellen koppeln, indem sie viele Eisen-Wasserstoff-Moleküle mit Hilfe der Spitze des Rastertunnelmikroskops zusammenfügen. Wenn dies klappt, könnten sie ein Hundsches Metall Atom für Atom aufbauen. Eine genaue Untersuchung der Eigenschaften dieses Modellsystems wird wichtige Einsichten für die zielgerichtete Suche nach neuen Hochtemperatur-Supraleitern gestatten.