Vier Deutsche Erfinder als Finalisten für Europäischen Erfinderpreis 2017 nominiert

28.04.2017 - Deutschland

Vier deutsche Erfinder dürfen sich Hoffnungen auf den Europäischen Erfinderpreis 2017 machen: in der Kategorie „Forschung“ sind Günter W. Hein, Laurent Lestarquit (Frankreich), José Ángel Ávila Rodríguez (Spanien) und ein europäisches Team für die Signalentwicklung bei Galileo nominiert. Mit der Erfindung eines neuartigen Signals haben Hein und das Team das Herzstück des globalen Satellitennavigationssystems Europas (GNSS) konzipiert.

Für die Erfindung seiner „Zauberwatte“ gegen Öl-Katastrophen ist Günter Hufschmid als Finalist in der Kategorie „Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)“ nominiert. Das neue Bindemittel für Öl und Chemikalien kam bereits beim Elbe-Hochwasser 2013 und bei einem Ölreinigungsprojekt im Nigerdelta erfolgreich zum Einsatz.

Für die Entwicklung des bedeutenden diagnostischen Bildgebungsverfahrens in der Augenheilkunde – der Optischen Kohärenztomografie (OCT) – ist Robert Huber gemeinsam mit US-amerikanischen Elektroingenieuren in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten“ als Finalist nominiert.

Darüber hinaus ist Axel Ullrich für sein Lebenswerk für den Europäischen Erfinderpreis 2017 nominiert: Der Molekularbiologe und Krebsforscher sowie langjährige Direktor der Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Biochemie ist ein Pionier in der Erforschung der Signalübertragung in Zellen und hat sein Leben der Therapie von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes gewidmet.

Zudem ist in der Kategorie „Industrie“ mit Oliver Hayden und Jan van den Boogaart ein österreichisch-niederländisches Erfinderteam mit deutschem Bezug nominiert. Das Duo hat bei Siemens Healthineers in Erlangen einen computergestützten Blutschnelltest für Malaria entwickelt, der die Infektion schneller und zuverlässiger als herkömmliche Verfahren erkennt.

„Die diesjährigen Finalisten zeigen, dass Europa weiterhin zu den weltweiten Spitzenregionen bei Innovation gehört. Die herausragenden, nominierten Erfinder machen es uns möglich, Männer und Frauen zu würdigen, die mit ihrer genialen Arbeit zur Wettbewerbskraft der europäischen Wirtschaft beitragen und unser tägliches Leben verbessern“, sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Das europäische Patensystem ist ein wichtiger Pfeiler für die Sicherung von Europas Position als globaler Marktplatz für Innovationen.“

Smarte Signale für eine präzise Satellitennavigation

Mit der Signaltechnik von Galileo haben Günter W. Hein, Laurent Lestarquit, José Ángel Ávila Rodríguez und das europäische Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren das Herzstück des globalen Satellitennavigationssystems (GNSS) aus Europa entwickelt. Dank der Arbeit der Forschergruppe bietet Galileo eine äußerst genaue Positionsbestimmung im Zentimeterbereich, welche die Grundlage für vielfältige Anwendungen und Dienste schafft. Darüber hinaus gewährleistet ihre intelligente, patentierte Signaltechnologie die Komptabilität von Galileo mit dem US-amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS, und unterstützt eine Fülle von Funktionen, womit Galileo bei vollständiger Einsatzfähigkeit im Jahr 2020 das am höchsten entwickelte globale Satellitennavigationssystem sein wird.

Wenn es um Navigation geht, zählt Günter W. Hein zu den weltweit gefragtesten Experten. 1983 übernahm er als damals jüngster Professor an der Universität der Bundeswehr München das Institut für Erdmessung und Navigation. In München begründete Hein auch die international führende Navigationskonferenz „Munich Satellite Navigation Summit“. 2008 wurde Hein von der Bundesregierung nominiert, als Head of Galileo Operations and Evolution eine Spitzenposition bei der ESA (European Space Agency) zu übernehmen. Seitdem gilt er auch als der deutsche „Head of Galileo“. Hein blickt auf mehr als 200 Forschungsprojekte in der Satellitennavigation zurück und hat über 300 wissenschaftliche und technische Publikationen verfasst. Ende 2015 wurde ihm der Status eines exzellenten Emeritus verliehen, womit er erst der dritte Wissenschaftler an der Universität der Bundeswehr München ist, der diesen Ehrentitel erhält.

Mit „Zauberwatte“ gegen Öl-Katastrophen

Eine Erfindung aus der Gemeinde Elsteraue in Sachsen-Anhalt könnte helfen, Ölverschmutzungen wirksam zu bekämpfen. Dort entwickelte Günter Hufschmid mit seiner Firma Deurex 2010 eine „Zauberwatte“, die Öl rückstandslos aufnimmt, und zwar effizienter, sauberer und leichter in der Handhabung als bisherige Bindemittel. Mit diesen Eigenschaften birgt sie auch das Potenzial für einen großflächigen Einsatz auf den Meeren. Beim Hochwasser der Elbe 2013 hat sie ihre Tauglichkeit bereits bewiesen und Wasser von Verschmutzungen mit Heizöl befreit. Auch die Umweltorganisation One Earth – One Ocean arbeitet erfolgreich mit dem Produkt.

Nach seinem Chemie-Studium an der Technischen Universität München war Günter Hufschmid lange bei BASF tätig. Im Zuge der Investitionen und Förderungen für den Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft verwirklichte der vierfache Vater in Sachsen-Anhalt seinen Traum vom eigenen Unternehmen. So kam der gebürtige Münchener 1992 nach Elsteraue und baute dort die Deurex Group auf. 20 Menschen sind heute in die Produktion der innovativen Wachswatte eingebunden. Zudem wurde eine neue Anlage gebaut, die pro Jahr bis zu 700 Tonnen des vielversprechenden Materials herstellen kann.

Mit Lichtwellen Krankheiten diagnostizieren

Technologien wie Ultraschall, Computer- oder Magnetresonanztomografie gewähren in der Medizin gezielte Einblicke in den menschlichen Körper. Sie erleichtern die Diagnose, sind jedoch nicht frei von Komplikationen: Die Strahlenbelastung oder Kontrastmittel, die eingespritzt werden müssen, können körperliche Reaktionen beim Patienten hervorrufen. Hinzu kommt, dass die Auflösung der Bilder nicht immer ausreicht. Dann sind Gewebeentnahmen zur gezielteren Untersuchung nötig. Der deutscher Physiker Robert Huber und die US-amerikanische Elektroingenieure James G. Fujimoto und Eric Swanson haben ein bedeutendes diagnostisches Bildgebungsverfahren entwickelt, das besonders in der Augenheilkunde zum Einsatz kommt. Mit der Optischen Kohärenztomografie (OCT) können Ärzte menschliches Gewebe in hochauflösenden, dreidimensionalen Strukturen abbilden und somit unmittelbar und in Echtzeit im Körper untersuchen. Das schonende Verfahren basiert auf Lichttechnologie und kommt ohne Strahlen oder den Einsatz von Kontrastmitteln aus.

Robert Huber ist derzeit Professor am Institut für Biomedizinische Optik an der Universität Lübeck. Er ist Inhaber von 13 Patenten und wurde unter anderem mit dem Klung-Wilhelmy-Weberbank Preis (2013) ausgezeichnet.

Deutscher Molekularbiologe und Krebsforscher schreibt mit seinem Lebenswerk Medizingeschichte

Das wissenschaftliche Verständnis der genetischen und zellulären Ursachen von Krebs und weiteren Krankheiten beruht zum Großteil auf den bahnbrechenden Arbeiten des deutschen Molekularbiologen Axel Ullrich. Ullrich entwickelte wegweisende Labortechniken und eine neue Generation von Medikamenten, darunter das Brustkrebs-Medikament Herceptin und das tumorbekämpfende Krebs-Medikament Sunitinib, die Krebs durch die Störung der zellulären Kommunikationsprozesse bereits an dessen Wurzel stoppen. Er hat zudem die Genforschung zur Entwicklung zielgerichteter Therapien vorangetrieben.

Axel Ullrich hat sein Leben dem Kampf gegen Krebs gewidmet und leistet seit 40 Jahren Pionierarbeit in der Krebsforschung. Mit global rund 100 und 30 europäischen Patenten, hat Ullrich ein Stück Medizingeschichte geschrieben und mit seinem Lebenswerk Krebskranken neue Hoffnung gegeben.

Automatisierter Blutschnelltest für sichere Malaria-Diagnose

Dank der schnellen, zuverlässigen und automatisierten Testmethode für Malaria, die der Niederländer Jan van den Boogaart und der Österreicher Oliver Hayden bei Siemens Healthineers in Erlangen entwickelt haben, können sich neue Maßstäbe im Kampf gegen diese tödliche Krankheit ergeben. Den Erfindern gelang es, spezifische, von der Krankheit hervorgerufene Veränderungen im Blutbild von Malaria-Patienten zu identifizieren. Sie fanden 30 Parameter, die in ihrer Kombination Malaria zuverlässig nachweisen. Diesen „Fingerabdruck“ der Krankheit übersetzten sie in Algorithmen, die ihn für einen Standard-Blutscanner lesbar macht. Die Methode – für die Hayden und van den Boogaart 2015 ein Patent erhielten – kann eine Malaria-Infektion so mit einer Genauigkeit von 97 Prozent feststellen.

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