Vom 29. bis 31.Mai findet in Kiel die Jahrestagung der Bunsen-
Gesellschaft für Physikalische Chemie, seit Jahrzehnten auch über die Fachpresse hinaus
als "Bunsentagung" bekannt, diesmal mit dem Hauptthema "Chemische Sensoren" statt.
Das diesjährige Hauptthema verbindet in besonderer Weise Grundlagenforschung,
Entwicklung und Anwendung. Zum Programm der Bunsentagung gehören eine Reihe von
Plenarvorträgen und Fortschrittsberichten namhafter Experten aus Forschung und Industrie
zum Stand und zu den Innovationen in der chemischen Sensorik. Ein zusätzliches
Industriesymposium unterstreicht den engen Bezug zur Industrie.
Der Begriff Chemischer Sensor ist eine Anspielung auf die Analogie zu unserem Geruchsund
Geschmacksinn. Ein Teilgebiet der chemischen Sensorik hat sich tatsächlich auch die
Entwicklung "elektronischer Nasen" auf der Basis synthetischer Sensoren zur Aufgabe
gestellt.
Sensoren auf der Grundlage der physikalischen Chemie sind mittlerweile ein unverzichtbarer
Beitrag der modernen Chemie und Physik bei der Automatisierung und Überwachung von
Emissionen und chemischen Prozessen aller Art geworden. Sensoren ersetzen aufwendige
Laboranalysen durch miniaturisierte Messelemente, die zum Teil über lange Zeiträume
wartungsfrei die Konzentration chemischer Stoffe in Gasen oder Flüssigkeiten aufzeichnen.
Beispiele sind Überwachung der Wasserqualität, Gaswarnmelder, Lüftungsregelung oder
Abgasmessungen an Heizungen. Viele chemische Prozesse können heutzutage erst dank
der Entwicklung geeigneter chemischer Sensoren sicher und kontinuierlich überwacht
werden.
Eines der frühen großen Erfolgsmodelle der chemischen Sensorik ist beispielsweise die
Lambdasonde im Ottomotor geworden. Sie ermöglicht durch Messung des Luft-
Treibstoffgemisches im Ottomotor die optimale Regelung moderner Autoabgaskatalysatoren.
Seit kurzem sind auch Sensoren für eine umfangreiche Abgasanalytik an Dieselmotoren
verfügbar, eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung schadstoffarmer
Dieselfahrzeuge.
Ein weites Betätigungsfeld bietet sich für die chemische Sensorik bei Diagnostik und
Überwachung in der Medizin und in der Lebensmitteltechnologie. Im Teilbereich Biosensorik
verzeichnet man in den letzten Jahren wichtige Neuentwicklungen wie die DNA-Chip-
Diagnostik, implantierbare Glucosesensoren für Diabetiker und nanostrukturierte
Biosensoren.
In Bezug auf ihre Möglichkeiten ist die chemische Sensorik noch lange nicht ausgereizt und
wird es - angesichts der riesigen Zahl chemisch relevanter Stoffe in Umwelt und Technik
und des steigenden Bedarfs an Kontrolle und Überwachung - wohl auch nie sein.
Darüber hinaus ist die Bunsentagung ein traditionelles Forum für die Präsentation neuester
Entwicklungen in der physikalischen Chemie, für den Austausch von Konzepten und
Erfahrungen in der Hochschulausbildung und nicht zuletzt für Begegnung und
Erfahrungsaustausch der Forscher aus Industrie und Hochschule.