Der Europamarkt für monoklonale Antikörper in der Krebstherapie

18.04.2001

Nach mehr als 25 Jahren Forschung setzt sich im Europamarkt für Krebstherapien eine neue Entwicklung durch. Seit Einführung des Präparats MabThera (Rituximab) durch Roche im Jahr 1998 sind die monoklonalen Antikörper auf dem Vormarsch, die mittler-weile bereits als "Wunderwaffe" gehandelt werden. Entsprechend positiv sind die Prog-nosen: Laut einer neuen Studie der Unter-nehmensberatung Frost & Sullivan sollen die Umsätze im Europamarkt für monoklonale Antikörper in der Krebstherapie von derzeit 55,8 Millionen US-Dollar (2000) bis zum Jahr 2006 auf sagenhafte 497,4 Millionen klettern.

Monoklonale Antikörper haben den Vorteil, dass sie - anders als Chemotherapeutika und Bestrahlungen - speziell auf Krebszellen ab-zielen und gesundes Gewebe intakt lassen. Toxizität und Nebenwirkungen sind ver-gleichsweise geringer, was die Therapie ins-gesamt besser tolerierbar macht. Einen Riesenfortschritt bringen monoklonale Antikörper zudem für Patienten, die nicht auf die gängigen zytotoxischen Therapien ansprechen.

Ein positiver Nebeneffekt sind die geringeren Gesamtkosten der Behandlung. Hier spielt u. A. eine Rolle, dass monoklonale Antikörper ambulant verabreicht werden können. Da-durch sind weniger Krankenhausaufenthalte notwendig.

Der Startschuss für den Einsatz monoklonaler Antikörper in der Krebsbehandlung fiel 1998 mit MabThera. Von Genentech für die Thera-pie von Non-Hodgkin-Lymphomen entwi-ckelt, erzielte das Medikament 2000 einen Umsatz von 49,8 Millionen US-Dollar. Dann kam im vierten Quartal 2000 Herceptin (Traztuzumab) auf den Markt und konnte Ende des Jahres bereits einen Wert von sechs Millionen US-Dollar verzeichnen. Herceptin kommt ebenfalls aus der Genentech-Forschung und wird bei Brustkrebs eingesetzt.

Bis 2006 wird der Markt rapide an Umfang zu-nehmen. Frost & Sullivan - http://pharma.frost.com - geht davon aus, dass es bis zu diesem Zeitpunkt zwölf Produkte geben wird. Derzeit sind 190 Medikamente in der Entwicklung.

Laut Nicola Furley, Programme Manager bei Frost & Sullivan, zählen monoklonale Antikörper neben Angiogenese, kleinen Peptiden/Oligonukleotiden und Krebs-Impfstoffen zu den vielversprechendsten Entwicklungen in der Krebstherapie. Allerdings sei darauf zu hoffen, dass der größte Vorteil der monoklonalen Antikörper, nämlich ihre hohe Spezifizität, nicht gleichzeitig das Marktpotential limitiert. Da sich die momentan erhältlichen Produkte an ganz spezielle Tumortypen richten, könnte es dazu kommen, dass sich die For-schung weitgehend auf häufige Tumorarten wie Brust- oder Lungenkrebs beschränkt und wenig Interesse an anderen Bereichen besteht.

Als weiteren kritischen Aspekt im Frühstadium der Marktentwicklung nennt Frost & Sullivan den Preis. Sind sie erst einmal auf dem Markt, ist davon auszugehen, dass viele der Medikamente in Kombinationstherapien eingesetzt werden. Laut Studie wird der Preis aber eine immer geringere Rolle spielen, wenn mit der Zeit die Vorteile offensichtlich werden und immer mehr klinische Tests positive Ergebnisse bringen.

Bei den Ländermärkten demonstrieren Deutschland, Italien und Frankreich die größ-te Offenheit für die neuen Therapien und damit das größte Wachstumspotenzial. Andere europäische Länder zeigen sich dagegen eher zurückhaltend. Die bürokratischen Mühlen mahlen langsam, und häufig mangelt es an politischer Entschlussfreudigkeit und an Finanzierungsangeboten.

Abschließend konstatiert die Studie einen gewissen Unsicherheitsfaktor in der Zukunft der monoklonalen Antikörper. Denn trotz der vielen Produkte, die sich im Entwicklungsstadium befinden, gibt es keine Erfolgsgarantien. Bei annähernd 1,5 Millionen neu diagnostizierten Krebserkrankungen pro Jahr wird die Me-dizin sicherlich verstärktes Augenmerk darauf richten, wie sich die Wunderwaffe und damit der Markt entwickelt.

Die Studie "The European Monoclonal Antibody Cancer Therapeutics Market" (Report 3976) ist zu beziehen bei Frost & Sullivan, Münchener Str. 30, 60329 Frankfurt/Main

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