ETH Zürich: Ein Wassermolekül als Schutzschild
Mit Computersimulationen erstmals dynamisches Bild
Integrine - das sind Proteine, welche die Zellmembran durchqueren - verankern die Zellen mittels kurzer Tripeptide, sogenannten RGD-Peptiden, in der extrazellulären Matrix. Die Bindung der Integrine an die RGD-Peptide läuft dabei via zweifach positiv geladene Salz-Ionen, zum Beispiel Kalzium oder Mangan. Die Forschenden testeten die Wirkung mechanischer Kräfte auf diese Bindung anhand von Computersimulationen. In einen Behälter, der mit Wassermolekülen gefüllt war, platzierten sie die bekannte Kristallstruktur jener Integrin-Abschnitte, welche die RGD-Peptide binden. Dann zogen sie am RGD-Peptid. Diese Art von Simulationen ermöglicht es, die Bewegungen aller Wassermoleküle und Atome des Proteinkomplexes unter der Wirkung mechanischer Kräfte zu verfolgen. Auf diese Weise gewannen die Forschenden erstmals ein dynamisches Bild davon, wie der RGD-Peptid-Integrin-Komplex der Trennung durch mechanische Kräfte widersteht. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass ein einzelnes Wassermolekül wesentlich zur Stabilität dieser Bindung beiträgt. Es ist eng an das Kalzium- oder Mangan-Ion gebunden. Dadurch verhindert das fest gebundene Wassermolekül, dass freie Wassermoleküle Zugang zur der entscheidenden Bindung zwischen Integrin und den RGD-Peptiden erhalten und diese unter Krafteinwirkung reisst.
Weitreichende Bedeutung
Bisher waren nur die regulierenden Funktionen von Kationen in vielen biologischen Prozessen bekannt. Die in der aktuellen Ausgabe von "Structure" publizierten Erkenntnisse zeigen neu die strukturellen Ursachen, wie die Interaktionen von Zellen mit ihrer Umgebung stabilisiert werden. Sie haben deshalb weitreichende Bedeutung; insbesondere für die Entwicklung von Medikamenten oder für das Verständnis, wie Zellen am umgebenden Gewebe anhaften oder wie sie sich loslösen, wandern und - beispielsweise im Falle von Krebsgeschwüren - neue Blutgefässe bilden.
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