Aufschwung in Chemieindustrie verliert an Fahrt - Prognose bestätigt

21.08.2006

(dpa) Der Aufschwung in der deutschen Chemieindustrie hat seinen Höhepunkt überschritten. Im zweiten Quartal sei die Branche bereits weniger stark gewachsen als zuvor, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt. Das hohe Wachstumstempo des Vorjahres werde 2006 nicht mehr erreicht. Als Grund dafür nannte der VCI die erwartete Abkühlung der Weltwirtschaft, die hohen Öl- und Energiepreise sowie die für Anfang nächsten Jahres beschlossene Mehrwertsteuererhöhung. Dennoch bleibt der Verband bei seiner Prognose für das Gesamtjahr. Der VCI erwartet weiterhin einen Produktionsanstieg von 2,5 Prozent und ein Umsatzwachstum von 5,5 Prozent. Der Beschäftigungsabbau halte an.

Im vergangenen Jahr hatte die Branche mit 7 Prozent Plus den höchsten Produktionszuwachs seit mehr als 20 Jahren erzielt. Das wird in diesem Jahr nicht erwartet: In der Pharmaindustrie sei der kräftige Aufwärtstrend im zweiten Quartal bereits gestoppt worden, hieß es. Gute Geschäfte machten dagegen weiterhin die Hersteller von Polymeren und Fein- und Spezialchemikalien. Insgesamt kletterte der Umsatz der chemischen Industrie binnen Jahresfrist um 6 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 40,9 Milliarden Euro. Hauptgrund dafür sind Preiserhöhungen für chemische Erzeugnisse, die 3,6 Prozent teurer waren als vor einem Jahr.

«Die aktuelle Geschäftslage der Chemie hat sich seit Jahresbeginn auf breiter Front weiter erfreulich verbessert», sagte Verbandspräsident und Bayer-Chef Werner Wenning. Die Impulse seien vor allem aus dem Ausland gekommen, aber auch das Inland habe sich stabilisiert. Im zweiten Vierteljahr kletterte der Auslandsumsatz gegenüber Vorjahr um 7 Prozent, der Inlandsumsatz um 4 Prozent. Betrachtet man allerdings die Vorquartale, so fielen die Zuwächse mit plus 0,8 beziehungsweise 1,3 Prozent mager aus.

«Obwohl die Wachstumsdynamik etwas nachgelassen hat, sind die deutschen Chemieunternehmen überwiegend zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte gestartet», berichtete der VCI. Die Branche profitiere weiter von der weltweiten Nachfrage, die vor allem in Europa an Fahrt gewinne. Chemikalien dürften sich im Jahresvergleich um 3 Prozent verteuern. Viele Unternehmen profitierten jetzt von Umstrukturierungen und Kostensenkungs-Programmen und erzielten höhere Gewinne.

Die Beschäftigung in der chemischen Industrie geht trotz der guten Zahlen weiter zurück. Im zweiten Quartal beschäftigten die Unternehmen in Deutschland knapp 433.600 Mitarbeiter, das waren 1,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

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