Verbraucherschutz: Analytik schafft Sicherheit
Highlights der Analytica Conference
Kann ein Lebensmittel bedenkenlos verzehrt werden? Genügt ein Produkt den Ansprüchen des Herstellers, ist eine chemische Synthese gelungen? Basis für die Entscheidung ist eine zuverlässige Analytik, oft ist sie auch Grundlage politischer Entscheidungen: Wie ist das Risiko der Ausbreitung einer Krankheit einzuschätzen? Die Diskussionen um die Empfindlichkeit verschiedener konkurrierender BSE-Tests haben noch vor nicht allzu langer Zeit die zuständigen Politiker deutlich überfordert. Ähnlich bei der Kennzeichnung genetisch veränderter Organismen und daraus gewonnener Produkte: Wenn eine Modifikation nicht nachgewiesen werden kann, dann erweisen sich Verbote als sinnlos. Die Beispiele zeigen, dass der Verbraucher-schutz zu einem der wichtigsten Themen in Europa geworden ist.
Verbraucherschutz und Vertrauensbildung durch Analytik ist deshalb auch ein Kernthema der Analytica Conference, die vom 23. bis 25. April 2002 parallel zur Analytica 2002 stattfindet. Forscher aus aller Welt stellen im Rahmen ihrer Vorträge nicht nur neueste Verfahren und Ergebnisse aus der Analytik in Hochschule und Industrie vor, sondern auch aktuelle Anwendungen aus Lebensmittelchemie, Toxikologie oder Biotechnik, die der Forderung nach einem besseren Verbraucher-schutz entgegenkommen. So wird zum Beispiel Professor Manfred Grasserbauer, Leiter des Instituts für Referenzmaterialien und -verfahren der Europäischen Kommission in Geel (Belgien), über die Herausforderungen für die Analytik und ihre Rolle im Verbraucherschutz sprechen. Bis heute fehlen einheitliche Standards und vergleichbare Messverfahren innerhalb Europas - sowohl für den Handel wie für die Klinische Diagnostik oder die Lebensmittelüberwachung. Diese Lücke wollen Grasserbauer und sein Institut schließen helfen.
Neue Herausforderungen an analytische Verfahren
Was haben Dopingkontrollen mit dem Geruch in neuen Autos oder mit der Verkehrsüberwachung gemeinsam? Hier wie dort sind immer genauere Analyseverfahren gefragt: Immer besser werden die Tricks der Dopingsünder, immer anspruchsvoller die Nasen der Verbraucher und immer größer wird die Palette von legal erhältlichen Medikamenten und illegalen Drogen, die unter anderem die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können. Und während in der Doping- und Rauschgiftanalytik nur eine beschränkte Palette von Substanzen zu bestimmen ist, kommen bei akuten oder chronischen Vergiftungen gleich mehrere Tausend chemischer Verbindungen in Frage. Mitunter haben die Analyseergebnisse erhebliche medizinische oder juristische Konsequenzen - deshalb müssen die eingesetzten Methoden eine Substanz zweifelsfrei identifizieren und die vorgefundene Menge verlässlich bestimmen können. Professor Hans Maurer, Toxikologe an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar, wird auf der Analytica Conference einen Überblick über analytische Trends in der klinischen und forensischen Toxikologie geben, gefolgt von einer international besetzten Vortragsreihe zum gleichen Thema.
Gute Luft in neuen Autos und fertigen Häusern
Frische Luft ist nicht mehr selbstverständlich - in industrialisierten Ländern verbringt der Mensch 80 bis 90 Prozent seiner Zeit in Gebäuden oder im Auto. Damit werden er und seine Schleimhäute potentielles Opfer von Allergenen, Schimmelsporen und Ausdünstungen aus Gebäuden und Einrichtungen. Einen halben Tag lang beschäftigen sich Forscher aus verschiedenen Instituten auf der Analytica Conference nur mit Analysemethoden zur Qualitätssicherung und Vertrauensbildung unter Umweltgesichtspunkten: Mit Prüfkammern und den dort angewandten Methoden zur Untersuchung von Teppichen und Textilien, mit der Luft in Fahrzeuginnenräumen oder möglichen Emissionsquellen in Fertighäusern. Henrik Knudsen vom Dänischen Institut für Gebäude- und Stadtforschung wird über sensorische Tests und ihre Anwendungen berichten - auch die menschliche Nase ist ein empfindliches Messinstrument, das Analytiker gerne nachahmen möchten.
Trendthemen im Fokus der Wissenschaft
Eine eigene Vortragsreihe beschäftigt sich mit der Untersuchung einzelner Zellen - von spezifischen Bestandteilen des Immunsystems bis zu Stammzellen. Das Proteom, das Muster aller Proteine (Eiweißsubstanzen) in einer Zelle oder einem Organismus, rückt mit fortschreitender Entschlüsselung der zu Grunde liegenden Gene immer mehr in den Blickpunkt der Forschung. Die neuesten Ergebnisse aus der Proteomics-Forschung stehen bei einem australisch-deutschen Workshop am Dienstag, den 23. April 2002, auf der Analytica Conference im Mittelpunkt. Mit Referaten und Vorträgen über den Einsatz von Biochips und Biosensoren, Suchtechniken sowie Datenhaltung und Datenmanagement in chemischen Datenbanken, Bioinformatik und Wissensmanagement in der Analytik greift die Analytica Conference die aktuellen Themen der Branche auf und lädt zu einem umfassenden Dialog zwischen Forschung und Industrie ein.