EU bewilligt 890.000 Euro für Herstellung von Feinchemikalien an der Saar-Uni
Die Wissenschaftler wollen Feinchemikalien herstellen, ohne dass dabei Abfallprodukte entstehen. Hierzu entwickeln sie einen neuartigen elektrochemischen Reaktor, in dem alle katalytisch aktiven Substanzen fest gebunden vorliegen und daher die Produkte im Idealfall nicht gereinigt werden müssen. Dabei nutzen sie bestimmte Enzyme, die Dehydrogenasen, die von zwei möglichen spiegelbildlichen Molekülen (Enantiomeren) selektiv die gewünschte Form in Reduktions- oder Oxidationsreaktionen produzieren. Diese Verbindungen sind sehr wichtig für die Herstellung von Medikamenten oder Schädlingsbekämpfungsmitteln, da meist nur ein Enantiomer biologische Aktivität zeigt, während die andere Form überflüssig oder sogar schädlich ist (Beispiel Contergan). Mit rein chemischen Methoden ist dies selbst bei enormem Aufwand kaum möglich. Als Elektronenquelle benutzen die Wissenschaftler der Saar-Uni in ihrem neuartigen Reaktor elektrischen Strom.
Die besondere biowissenschaftliche Herausforderung besteht darin, auf der Elektrode des Reaktors die komplette biokatalytische Reaktion dauerhaft zu verankern, ohne dass dabei Reaktivität verloren geht. Basierend auf der Expertise von Prof. Giffhorn und Dr. Kohring sollen die Enzyme zudem in ihrer Aktivität und ihrer Toleranz gegenüber organischen Lösungsmitteln, sowie Temperatur- und pH-Wert-Änderungen im Vergleich zum Wildtyp deutlich verbessert werden.
Die materialwissenschaftliche Herausforderung des internationalen Verbundvorhabens besteht darin, mit Methoden der chemischen Nanotechnologie die Elektroden so zu bearbeiten, dass deren elektrochemisch-aktive Fläche um ein Vielfaches größer ist als deren geometrische Fläche, so dass hohe Umsatzraten ermöglicht werden. Eine besondere elektrochemische Verfahrenstechnik wird dazu benötigt. Basis hierfür sind die Nanotechnologie-Expertise und das Brennstoffzellen-know-how der Arbeitsgruppe von Prof. Hempelmann.
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