Ein Fenster für die Sonnenenergie
Durchsichtige Elektroden aus Graphen könnten Solarzellen preiswerter und effizienter machen
Kein Wunder, dass Wissenschaftler weltweit an Methoden zur Graphenherstellung arbeiten. Kritzeln mit Graphitstiften bringt sie jedoch nicht weiter: Dieses Verfahren können sie nicht gut genug kontrollieren, und die entstehenden Graphenschichten sind zu dick. Wissenschaftler um Klaus Müllen, Direktor am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz, haben daher andere Methoden patentiert, unter anderem das Pyrolyse-Verfahren. Hierbei erwärmen die Wissenschaftler auf einer Trägerschicht aus Glas Moleküle, die in ihrem Kern bereits kleine Graphenscheiben enthalten, zusätzlich aber noch Arme aus Kohlenwasserstoffketten tragen. Diese Moleküle verschmelzen in der Hitze zu einem durchsichtigen Film aus Kohlenstoff.
"Wir können diese Filme mittlerweile unter zehn Nanometer dick machen, das sind 30 Atomschichten. Und sie sind atomar glatt", sagt Müllen. Das so erzeugte Graphen könnte in Zukunft als Ersatz für Indiumzinnoxid zum Einsatz kommen.
Indiumzinnoxid dient in Solarzellen als durchsichtige Elektrode, an der der erzeugte Strom, vergleichbar mit dem elektrischen Pol einer Batterie, abgegriffen wird. "Indiumzinnoxid hat zwar die ideale Kombination aus elektrischer Leitfähigkeit und Transparenz, die man für Fensterelektroden in Solarzellen braucht", sagt Müllen. Aber es habe auch Nachteile: Da der Rohstoff Indium begrenzt sei, werde das heute übliche Material immer teurer, zudem weise der Stoff eine gewisse Oberflächenrauhigkeit auf.
"Unser Graphen ist glatt; das verhindert hohe lokale elektrische Felder, die den elektrischen Ladungstransport an der Oberfläche behindern", erklärt der Max- Planck-Wissenschaftler. Und Graphen könnte Solarzellen auch effizienter machen. Anders als das hergebrachte Indiumzinnoxid ist es auch für einen bestimmten Anteil des infraroten Sonnenlichts durchsichtig, das etwa die Hälfte der Sonneneinstrahlung auf der Erde ausmacht. Ihre Vorteile haben die Fensterelektroden aus Graphen auch schon am Objekt ausgespielt. Zu Testzwecken haben die Mainzer Forscher damit nämlich bereits erste Solarzellen gebaut.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.