Aufschwung bei M&A in der Öl- und Gasindustrie

Studie prognostiziert neue Übernahmewelle und Strategiewechsel

27.10.2017 - Deutschland

Einvernehmen über einen stabilen Ölpreis oberhalb der 30 Dollar-Grenze je Barrel bringt neuen Schwung in den Markt für Fusionen und Akquisitionen des globalen Öl- und Gassektors. So die Ergebnisse des aktuellen M&A Reports der Managementberatung A.T. Kearney. „Der stabilere und tendenziell steigende Ölpreis treibt die Bereitschaft der Unternehmen, sukzessive aufgeschobene Investitionen in die Erschließung und Förderung neuer Vorkommen nachzuholen“, erklärt Dr. Tobias Lewe, Partner bei A.T. Kearney und verantwortlich für den Beratungsbereich Energie und Prozess Industrie in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, die Übernahmedynamik. „Zudem nutzen die Firmen verstärkt Fusionen und Akquisitionen, um ihre Unternehmensportfolios zu optimieren und die Kosteneffizienzen weiter zu erhöhen“.

catmoz, pixabay.com, CC0

Symbolbild

Seit 2003 untersucht die Studie „Mergers and Acquisitions in Oil and Gas“ jährlich das M&A Geschehen der Öl- und Gasindustrie entlang der gesamten Wertschöpfungskette von großen internationalen Ölfirmen, nationalen und unabhängigen Förderunternehmen bis hin zu Zulieferern, Dienstleistern und Finanzinvestoren. Eine Befragung von Top-Managern der Industrie in der ersten Jahreshälfte 2017 ergänzt die Analyse. 

Mit neuem Optimismus blicken die befragten Manager auf das Jahr: Zwei Drittel rechnen mit einem Anstieg der Deal-Aktivitäten. Unterschiedliche Faktoren treiben die Unternehmen in den M&A Markt. So erläutert Brent Ross, Co-Autor der Studie, der den globalen Beratungsbereich Energie-  und Prozessindustrie bei A.T. Kearney leitet: „Die Öl- und Gasindustrie hat jetzt enorme Chancen von den stabileren Ölpreisen zu profitieren.“ Verkaufende Firmen könnten durch gute Preise ihre Liquidität verbessern oder Kapital für eine Erweiterung ihres Portfolios gewinnen. „Darüber hinaus gibt es viele Käufer, die Akquisitionen benötigen, um den in den vergangenen zwei Jahren geschwundenen Bestand ihrer Reserven wieder aufzustocken.“

Aus den Interviews ist auch erneut wachsendes Interesse an Downstream-Aktivitäten besonders im Raffinations- und Petrochemie-Segment abzulesen, wie die Akquisitionen von Rosneft (49% Anteil an Essar Oil und Vadinar Öl Terminal) oder Tesoro’s Investition in Western Refining zeigen. Im Upstream-Bereich, der die Förderung und Exploration von Gas und Öl umfasst, treten internationale Ölfirmen, Ölservicegesellschaften und Finanzinvestoren, die nach US-Schiefergas und Akquisitionen in der Nordsee Ausschau halten, wieder aktiv in den Markt ein.

Darüber hinaus sei die Wiederbelebung auch strategischen Überlegungen geschuldet: die globale Energiewende und veränderte Erwartungen an den zukünftigen Bedarf zwingen die Unternehmen, sich strategisch neu aufzustellen.

Auch die Digitalisierung sei neben der wachsenden Bedeutung von Finanzinvestoren wie Private-Equity-Firmen und dem Trend zu verstärkter Kollaboration und Diversifikation ein nicht zu unterschätzender Treiber. Lewe meint, dass mit Hilfe digitaler Anwendungen Öl- und Gaskonzerne zukünftig zehn Prozent und mehr der fixen Kosten einsparen können: „Die Öl- und Gasfirmen fangen erst an, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, in Kombination mit M&A haben die Unternehmen hier zwei wichtige Hebel, ihren Konzernumbau aktiv weiter zu gestalten und Kostenvorsprünge auszubauen.“

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