Sind Chemieunternehmen noch richtig aufgestellt?

08.03.2010 - Deutschland

Laut einer aktuellen Umfrage des Harvard Business Manager glaubt die Mehrheit der Manager nicht mehr an den Sinn und Erfolg von Veränderungsprojekten. Jedes vierte gilt als Fehlschlag, die Produktivität sinkt, und die Fluktuation in der Belegschaft steigt. „Dies trifft auch auf die Chemieindustrie zu“, bestätigt Omar N. Farhat, Geschäftsführer der in Düsseldorf ansässigen internationalen Unternehmensberatung für Chemieunternehmen OPC GmbH.

Farhat verzeichnet in vielen Betrieben eine hohe betriebliche Komplexität, überlaste Mitarbeiter und eine mangelnde Prozessqualität. Zugleich werden vorhandene IT-Systeme oftmals völlig unzureichend genutzt. „All dies deutet auf gravierende Schwachpunkte im Bereich der Aufbau und Ablauforganisation hin“, so Farhat. „Aus dieser Produktivitätsfalle führt der Weg nur über gut geplante Restrukturierungsmaßnahmen heraus.“

So viel wie möglich, so wenig wie nötig

„Besonders wichtig ist es in einer solchen Situation, achtsam vorzugehen“, betont der OPC Geschäftsführer. „Denn nichts verunsichert mehr als Veränderungen, egal ob sie die Belegschaft betreffen oder das mittlere Management. Strukturen und Prozesse müssen sich nach den Anforderungen richten und eine größtmögliche betriebliche Transparenz ist dabei zwingend notwendig.“ Solche Veränderungsprozesse gestalten sich nicht von heute auf morgen, sondern müssen gründlich vorbereitet werden.

Erster Schritt: feste Richtlinien

Als Grundstein für die weitere Optimierung ist es zunächst erforderlich, genaue Richtlinien und strategische Parameter für die Veränderungen zu definieren. Erforderlich sind auch ergänzende Richtlinien für einen einheitlichen Umgang mit Handlungsspielräumen sowie eine durchgängige Arbeitsweise. Bereits mit diesem Basisregelwerk nimmt die Komplexität der operativen Abläufe rasch ab.

Zweiter Schritt: Prozesseffizienz

Der zweite sicherste Schritt in Richtung effizienter Prozesse liegt in der optimalen Nutzung der vorhandenen IT-Prozesse. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Festlegung des führenden Systems, in der Regel des ERP-Systems. An dessen Standard sind in Zukunft die wesentlichen betrieblichen Prozesse auszurichten. Damit können wild gewachsene Subsysteme eliminiert werden und es stellt sich ganz kurzfristig eine signifikante Verbesserung und Effizienz der Prozesse ein.

Dritter Schritt: klare Verantwortlichkeiten

Sobald durch diese Veränderungen die Prozesse in der gewünschten Struktur verlaufen, verlagert sich der Fokus für weitere Veränderungsprozesse auf die Aufbauorganisation. Dabei steht im Mittelpunkt, dass Verantwortlichkeiten und damit verbundene Entscheidungskompetenzen eindeutig an die richtigen Mitarbeiter vergeben werden. Dabei gilt der Grundsatz: Verantwortung kann und darf nur an denjenigen übertragen werden, der die Ereignisse direkt beeinflussen kann. Erst die Zuweisung direkter Verantwortungen stellt sicher, dass Anweisungen und Ziele eingefordert werden und so eine Grundlage zur Leistungsmessung geschaffen wird. „Diese Klarheit von Strukturen und Verantwortlichkeiten sorgt - fast nebenbei - noch für eine positivere Grundstimmung im Unternehmen“, weiß Geschäftsführer Farhat aus seiner Beratungserfahrung.

Vierter Schritt: richtige Besetzung der Kernfunktionen

Personell effizientere Prozesse alleine reichen jedoch immer noch nicht aus, um die gewünschten Ergebnisse aus einer Restrukturierung zu erzielen. Erst die richtige personelle Besetzung der Kernfunktionen der Organisation bringt die Entwicklung auf den gewünschten Weg. „Bei der Auswahl der geeigneten Personen setzen wir auf professionelle Assessments als ergänzendes Entscheidungselement. Aus unserer Projekterfahrung zeigen sich Assessments immer wieder als geeignetes Hilfsmittel zur Objektivierung der Bewertung und Auswahl von Mitarbeitern zum Wohl des Unternehmens“.

Diese vier Schritte ermöglichen es Chemieunternehmen, konsequent von altbewährten Strukturen Abstand zu nehmen und damit ihre Ressourcen in diesen unbeständigen Zeiten optimal auszurichten. Nur so können sie zukünftigen Marktschwankungen ohne wesentliche Investitionen oder Ressourcenabbau abfangen.

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