Trendwende in der Chemiebranche: Transaktionen nehmen nach der Finanzkrise wieder Fahrt auf
PwC-Studie: Anzahl der Transaktionen in der Chemieindustrie nimmt wieder zu
„Nach einer Phase, in der die Unternehmen primär eine Strategie der Unternehmensstabilisierung eingeschlagen hatten, sind sie jetzt wieder auf der Suche nach Wachstumsmöglichkeiten“, sagt Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals bei PwC in Deutschland.
Rückblick: M&A-Volumen bricht in 2009 stark ein, ebenso die Anzahl der Transaktionen
Im vergangenen Jahr ging die Anzahl der Transaktionen und das Transaktionsvolumen in der Chemiebranche krisenbedingt deutlich zurück. Auch die Zahl großer Übernahmen im Wert von über einer Milliarde US-Dollar sank in 2009 signifikant auf nur noch fünf Transaktionen. 2008 waren noch 13 solcher Milliarden-Deals angekündigt worden. Einige der großen Transaktionen wurden sogar abgesagt, darunter die Übernahme von CF-Industries Inc. durch Agrium Inc. für rund 5,6 Milliarden US-Dollar. Die größte abgeschlossene Transaktion im vergangenen Jahr stellte die Übernahme der japanischen Mitsubishi Rayon Corp. durch die Mitsubishi Chemical Holdings mit einem Volumen von rund 1,9 Milliarden US-Dollar dar.
Strategische Investoren dominieren stärker als in den Vorjahren
Bezogen auf das Transaktionsvolumen entfielen 89 Prozent des M&A-Volumens in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 auf strategische Käufer, d.h. auf Unternehmen. Damit geht der Anteil der Private-Equity-Fonds und anderer Finanzinvestoren weiter kontinuierlich zurück. Die Beteiligung strategisch orientierter Investoren stieg in den vergangenen Jahren stetig an - im Jahr 2007 machten sie 80 Prozent der Übernahmen aus, im Jahr 2008 waren es 84 Prozent und im vergangenen Jahr 87 Prozent.
Mehr Zeit zugunsten umfassender Prüfungen vor den Deals
Obwohl die Zahl der angekündigten Übernahmen im ersten Quartal mit 260 zurückgegangen ist (IV. Quartal 2009: 292 Deals ) sehen die PwC-Experten darin kein Indiz für eine erneute Abschwächung der M&A-Aktivitäten. Der Übernahmeprozess nimmt nun allerdings angesichts einer ausgedehnten Prüfung im Rahmen der Due Diligence viel mehr Zeit in Anspruch. „Vor der Finanzkrise ist es den Verkäufern in einem strukturierten Bieterwettbewerb häufig noch gelungen, schnelle Abschlüsse zu erreichen, jetzt hat sich das Tempo bei den Übernahmen zugunsten einer ausführlichen Prüfung gewandelt“, sagt Volker Fitzner. „Gerade vor dem Hintergrund des nach wie vor schwierigen ökonomischen Umfeldes reicht den Käufern eine vereinfachte Betrachtung der Vergangenheit nicht mehr aus, weil häufig Maßnahmen ergriffen worden sind, die nur sehr kurzfristige Auswirkungen haben.“
Nordamerika dominiert bei Volumina der Übernahmen
Nordamerika und Europa bildeten im ersten Quartal 2010 mit insgesamt 52,4 Prozent der Transaktionen den Schauplatz der meisten Übernahmen. Europa konnte dabei zwar bei der Anzahl der Deals punkten (28,6 Prozent der Gesamtübernahmen), zum Volumen steuerten europäische Deals allerdings nur 7,3 Prozent bei. Nordamerika dominierte angesichts größerer Übernahmen mit 61,1 Prozent des Gesamtvolumens. Gemessen an der Anzahl von Transaktionen spielten auch Südamerika und Asien-Pazifik (jeweils 19 Prozent) im vergangenen Quartal eine wichtige Rolle. Während Südamerika 27,8 Prozent zum Transaktionsvolumen beisteuerte, fanden in der Region Asien-Pazifik mit insgesamt rund zwei Prozent des gesamten Volumens vornehmlich kleinere Übernahmen statt. Auffällig ist, dass im vergangenen Quartal nur ein kleiner Teil der Übernahmen grenzüberschreitend stattgefunden hat. Bezogen auf das Transaktionsvolumen waren dies lediglich 5,8 von insgesamt 22,5 Milliarden US-Dollar.
Ausblick 2010: Konsolidierungsprozess verstärkt sich
Die PwC-Experten erwarten im Jahresverlauf zunehmend auch wieder grenzüberschreitende Transaktionen. „Nach dem Rückgang der Übernahmeaktivitäten im vergangenen Jahr sind jetzt wieder mehr Käufer und Verkäufer auf dem Markt aktiv. Damit wird auch international der Prozess der Portfolio-Bereinigung und Konsolidierung der Branche wieder verstärkt vorangetrieben“, sagt Volker Fitzner.