Konjunktur in der Kunststoffbranche: „Deutschland braucht eine positivere Grundstimmung“

Geschäftsentwicklung und Erwartung bessern sich

25.07.2024
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Symbolbild

Hoffen und Bangen liegen in der Kunststoffindustrie auch im Sommer 2024 eng beieinander: Hoffen, dass die Konjunktur demnächst anspringen und die Nachfrage nach oben treiben möge. Bangen, dass sich die Durststrecke noch bis weit ins kommende Jahr 2025 hineinziehen könnte. Dieses Wechselbad der Gefühle zeichnen die Ergebnisse der 47. Konjunkturumfrage von Kunststoff Information detailliert nach. Besonders auffällig: Während einige Zweige der Kunststoffindustrie – etwa die Kunststofferzeuger, aber auch die Verarbeiter – mit so etwas wie trotzigem Optimismus auf die künftige Geschäftsentwicklung blicken, hat es andere – wie etwa die Maschinenbauer oder die Recyclingunternehmen – in den vergangenen Monaten so heftig gebeutelt, dass es ihnen schwerfällt, Zuversicht an den Tag zu legen. Die Schere der Stimmungen in der Kunststoffindustrie klafft derzeit weit auseinander. Eine Forderung dürften jedoch sämtliche Befragten am KI Dialog quasi unbesehen unterschreiben: „Deutschland braucht eine positivere Grundstimmung“, formulierte es ein Teilnehmer.

Wer hat sich an der KI-Konjunkturumfrage beteiligt? Die Teilnehmerstruktur

An dem 47. KI-Dialog haben 532 Unternehmen teilgenommen – deutlich mehr Teilnehmer als beim „Sommerdialog“ des vergangenen Jahres 2023. Mit dieser Grundgesamtheit erreicht der KI Dialog eine hohe Repräsentativität für die gesamte Kunststoffbranche, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Entwicklungen und Erwartungen an den Geschäftsverlauf 2024

Befragt nach „Wie beurteilen Sie die Gesamtentwicklung Ihres Unternehmens im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023?“ antworten 48 Prozent mit „schlechter“. Ein Blick auf die entsprechenden Umfragewerte aus der Winter- und Sommerumfragen vergangenen Jahres lässt folgendes schließen: Seit einem Jahr schätzen die Unternehmen branchenweit ihre Geschäftsentwicklung positiver ein – wenn auch auf einem gegenüber den Boomjahren nach wie vor niedrigen Niveau.

Wie schon in der Winterumfrage sind es erneut die Distributeure (61 Prozent) und die Recyclingunternehmen (56 Prozent), die überdurchschnittlich häufig eine Verschlechterung ihrer Geschäfte beklagen. Auf der anderen Seite gibt etwa jedes vierte Unternehmen an, das erste Halbjahr 2024 sei besser gelaufen als das zweite Halbjahr 2023. Erstaunlicherweise melden neben den Kunststofferzeugern die Maschinenbauer mit jeweils 44 Prozent überdurchschnittlich einen Aufwärtstrend.

Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Bei den Kunststofferzeugern dürfte sich das Geschäftsklima insgesamt wieder drehen. Die Maschinenbauer wiederum waren mit einer so niedrigen Erwartung ins neue Jahr gestartet, dass auch kleine Lichtblicke beim Auftragseingang die Stimmung in Summe aufhellen dürften. Bei den Kunststoffverarbeitern ist das erste Halbjahr demnach wieder weitgehend im Mittelfeld verlaufen. 25 Prozent geben an, das erste Halbjahr habe sich besser entwickelt als das Vorhalbjahr. 26,6 Prozent berichten von einem gleichbleibenden Niveau, und mit 48 Prozent antworten genauso viele Unternehmen wie im industrieweiten Durchschnitt mit „schlechter“.

Positivere Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr

Mehr als die Hälfte rechnet damit, dass sich im zweiten Halbjahr 2024 nicht viel tut. Nahezu jeder vierte Betrieb (24,1 Prozent) übt sich in (Zweck)optimismus und erwartet eine Verbesserung. Demgegenüber erwarten 23 Prozent der Befragten eine Verschlechterung. Im Grunde deutet sich wie bei den retrospektiven Einschätzungen auch bei den Erwartungsabfragen ein Stimmungsumschwung ins Positivere an.

Hier lohnt sich der Blick auf die nach Industriezweigen differenzierte Auswertung: Eine Verbesserung erhoffen sich vor allem die Kunststofferzeuger (34,4 Prozent) und die Maschinenbauer (44 Prozent). Recycler und Rohstoff-Distributeure hingegen rechnen mit einem „business as usual“ und gehen zu 60 Prozent bzw. 63,4 Prozent von einem gleichbleibenden Geschäftsniveau aus. Beim Thema Personalbestand zeigt sich ein stabiler Trend, während beim Thema Investitionen die Unternehmen merklich vorsichtiger als in den Vorjahren agieren. Hatten bei der vorherigen KI-Umfrage noch 38 Prozent der Befragten angegeben, in den Folgemonaten weniger Geld für Investitionen ausgeben zu wollen, so sind es derzeit rund 44 Prozent

Herausforderungen: Nachfrageflaute und niedrige Verkaufspreise

Vor welchen Herausforderungen stand die Kunststoffbranche im ersten Halbjahr 2024 – und womit rechnet sie in der zweiten Jahreshälfte? Diese Frage lässt sich einfach und eindeutig beantworten. Sorgenkind Nummer eins war, ist und bleibt die Absatzmenge. Vor allem die Maschinenbauer und die Recycler leiden unter einer eklatanten und fast schon existenziell bedrohlichen Nachfrageflaute. Für 94 Prozent der Maschinenbauer stellen die ausbleibenden Orders das größte Geschäftsproblem dar. Nicht viel weniger betroffen sind die Recycler (mit 87,5 Prozent) und die Distributeure (75 Prozent).

Ähnliches gilt auch für Herausforderung Nummer zwei, die Verkaufspreise. Ein Überangebot an Material und eine dramatisch niedrige Nachfrage lassen viele Verkäufe nur noch über den Preis stattfinden. Ökonomisch gesund ist eine solche Zwangslage für Unternehmen in einer Marktwirtschaft mitnichten – sondern perspektivisch ruinös.

Wie Unternehmen adäquat auf die flaue Nachfrage reagieren sollten, ist umstritten: Fast die Hälfte der Teilnehmer am KI Dialog (48 Prozent) denkt ganz als Entrepreneur und will sich mit neuen Produkten neue Kundensegmente erschließen. Aber mit 44 Prozent geben fast genauso viele Befragte an, ihre Produktion drosseln und Anlagen ganz abstellen zu wollen. In der Gruppe der Kunststoffverarbeiter sind es sogar 56 Prozent, die mit dieser rigorosen Maßnahme liebäugeln.

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