VDMA: Neuer „Branchenreport Photonik 2013“ vorgestellt
Solides Wachstum der weltweiten Photonikindustrie seit 2005
Rund 350 Milliarden Euro betrug der weltweite Photonikmarkt in 2011 – gegenüber 228 Milliarden Euro in 2005. Die Photonikbranche ist damit durchschnittlich real um rund 6,5 Prozent jährlich gewachsen und übertrifft das Wachstum des weltweiten BIP um mehr als das Doppelte. Das Vorkrisenniveau von 2008 konnte die Photonikindustrie bereits 2010/2011 wieder erreichen. Die neue Branchenstudie weist insgesamt zehn Teilbereiche der Photonik aus und analysiert diese im Detail für die Jahre 2005 bis 2011. Eine ergänzende Mittelfristprognose bis 2020 betrachtet die künftigen Wachstumsaussichten der Subsegmente.
Photonik in Deutschland als Export- und Jobmotor
Die Inlandsproduktion der deutschen Photonikindustrie belief sich im Jahr 2011 auf rund 27 Milliarden Euro gegenüber 17 Milliarden Euro in 2005. Das Wachstum der deutschen Photonikbranche lag mit durchschnittlich real rund sieben Prozent leicht höher als der weltweite Durchschnitt und dank der Exportstärke weit über dem deutschen BIP und dem Wachstum der deutschen Industrieproduktion. Mit durchschnittlich rund acht Prozent Weltmarktanteil konnte die deutsche Photonikbranche ihre Weltmarktposition seit 2005 halten. In den starken Kernbereichen der deutschen Photonikindustrie, konkret in der Produktionstechnik (Laseranlagen und Laserstrahlquellen sowie Lithografiesysteme), in der Bildverarbeitung & Messtechnik, für Optische Komponenten & Systeme sowie in der Medizintechnik & Life Science lag der Weltmarktanteil mit zehn bis 16 Prozent sogar deutlich darüber und konnte gegenüber 2005 weiter ausgebaut werden. Auch in Europa hat Deutschland seine Spitzenstellung mit einem Anteil von über 40 Prozent unterstrichen. Mit einer Exportquote von durchschnittlich 66 Prozent lag die deutsche Photonikbranche weit über dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes von rund 47 Prozent. Auch die F&E-Quote lag mit rund neun Prozent deutlich über der des Industriedurchschnitts. Gleichzeitig erwies sich die deutsche Photonikindustrie als starker Jobmotor: Zwischen 2005 und 2011 wurden rund 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Einschließlich der direkten Zuliefererbranchen lag die Beschäftigtenzahl 2011 bei 134.000 und damit rund 5 Prozent über dem Niveau von 2005.
Starke Spezialisierung der Regionen
Die Photonikproduktion – betrachtet nach Regionen und Ländern – zeigt neben einer Marktanteilsverschiebung hin zu China, das mit 21 Prozent Marktanteil nun fast gleichauf mit Weltmarktführer Japan liegt, auch eine deutliche Tendenz zur Spezialisierung der Regionen und Länder in den einzelnen Anwendungssegmenten. Die mehr produktions- und fertigungstechnisch orientierten Bereiche und die Medizintechnik & Life Science sind nach wie vor stark in den „alten“ Industrieregionen Japan, Europa und Deutschland sowie Nordamerika vertreten. Die stärker informations- und kommunikationstechnisch ausgerichteten Segmente haben dagegen einen klaren Schwerpunkt in Asien und den aufstrebenden Industrienationen China, Südkorea aber auch Taiwan und Malaysia.
Führende Weltmarktpositionen in Kernbereichen
Seit 2005 haben Nordamerika und Japan deutlich Weltmarktanteile eingebüßt. Europa liegt mit rund 18 Prozent Marktanteil vor Nordamerika mit rund zwölf Prozent und konnte, wie auch Deutschland in den Kernbereichen, seine führende Weltmarkstellung unterstreichen:
- Im Bereich Produktionstechnik ist Europas Photonikindustrie mit einem Weltmarktanteil von rund 55 Prozent vertreten und nimmt sowohl im Bereich Lasermaterialbearbeitung wie auch bei Ausrüstungen für die Lithografie eine weltweit führende Stellung ein.
- Im Bereich Optische Komponenten & Systeme liegt der Weltmarktanteil Europas bei gut 40 Prozent, wovon Deutschland etwa die Hälfte beisteuert.
- In der Bildverarbeitung & Messtechnik liegt der Weltmarktanteil Europas bei rund 35 Prozent mit einem Anteil Deutschlands von rund 55 Prozent.
- In der Medizintechnik & Life Science hat Europa einen Weltmarktanteil von fast 30 Prozent, wovon der deutsche Beitrag mehr als 55 Prozent beträgt.
„Enabler“-Rolle der Photonik sichert künftiges Wachstum
Photonik bietet in vielen Bereichen Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft – sei es im Bereich der nächsten Generation von industriellen Fertigungstechniken, der Energieerzeugung und -effizienz oder in ihrem Beitrag zu Gesundheit, Umweltschutz und Sicherheit. Sie ist eine wichtige Schlüsseltechnologie mit erheblicher Hebelwirkung auf andere Industrien und Servicebereiche. Photonische Technologien, Produkte, Komponenten und Systemlösungen finden ihren Einsatz in vielen Abnehmerindustrien entlang der Wertschöpfungsketten: Dort ermöglichen sie eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch effizientere und nachhaltigere Produktionsverfahren, schnellere Prozessabläufe sowie durch Erschließung neuer Anwendungsfelder.
Photonik bis 2020 – Weiterhin stärkeres Wachstum als BIP erwartet
Für 2020, so die Einschätzung der Studie, wächst der weltweite Photonikmarkt auf rund 615 Milliarden Euro. Das entspricht einer durchschnittlichen nominellen Wachstumsrate von 6,5 Prozent und liegt damit um etwa die Hälfte über dem prognostizierten Wachstum des weltweiten BIP. Die Photonikbranche wird so auch zukünftig maßgeblich zu Wohlstand und neuen Arbeitsplätzen beitragen. Für die deutsche Photonikindustrie wird bis 2020 eine Inlandsproduktion von knapp 44 Milliarden Euro erwartet. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen nominalen Wachstumsrate von 5,6 Prozent. Die Bedeutung der Kernbereiche wird dabei weiterhin zunehmen. Die Anzahl der Beschäftigten inklusive Zulieferern wird auf rund 165.000 steigen. „Wir haben bisher viel erreicht, daran müssen wir weiterarbeiten. Wenn wir über den Tellerrand hinaus schauen, Fehler vermeiden und unsere Stärken stärken, sind die Weichen für weiteres Wachstum gestellt“, betonte Brodtmann.
Intelligente Systemlösungen eröffnen gute Zukunftsperspektiven
Intelligente Systemlösungen, über Branchen- und Technologiegrenzen hinweg, sind für die Photonik Wachstumsmotor und Herausforderung zugleich. Sie bieten insbesondere Chancen für die deutsche und europäische Branche, die sich dem Wettbewerb in Niedriglohnländern stellen muss. Industrie 4.0, zunehmende Automatisierung und Flexibilisierung der Produktion, neuartige Medizinverfahren in Diagnose, Therapie und Früherkennung sowie Anforderungen an Umweltanalyse, energieeffizientes Bauen, Elektromobilität oder Energiemanagement sind nur einige Themenfelder, die sich als Markttreiber für die Photonik erweisen. Nicht zuletzt wegen ihrer starken Position im Angebot von integrierten Produktions- und Prozesslösungen wird in Deutschland, so die Erwartungen der Studie, die Bedeutung der deutschen Kernbereiche bis 2020 weiter zunehmen und mit Blick auf Produktion und Beschäftigung fast 80 Prozent ausmachen. „Der globale Wettbewerb ist intensiv und wird nicht schwächer werden. Mit intelligenten Systemlösungen auf der Basis von herausgehobenem Prozessverständnis haben wir in Deutschland bereits eine exzellente Ausgangsbasis, um im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können“, erläutert Brodtmann. Bei dem Markt „Licht“ liegen die Wachstumsaussichten vor allem im High-End-Bereich moderner Lichtmanagementsysteme – die Bedeutung Deutschlands an der „Leuchtquellen“-Produktion ist dagegen abnehmend. Eine starke Nischenposition im High-End-Bereich haben auch die deutschen Ausrüster für optische Netzwerke. Vermehrte Internetanwendungen, „Big Data“, Zunahme der mobilen Kommunikation und der Wunsch nach schnellen Datennetzen im Fern- und Nahbereich unterstützen hier die Wachstumsaussichten.
Deutsche Laserfertigungstechnik schlägt sich weiter hervorragend
Der unterschiedlichen Zyklizität der einzelnen Subsegmente geschuldet ist sicher ein differenziertes Bild in den einzelnen Produktgruppen der Photonik. Ebenso tragen unterschiedlich hohe Exportquoten der Teilbranchen dazu bei, dass sich der Photonik-Absatz aus deutscher Produktion weit stabiler zeigt, als dies allgemeines Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa indiziert. So berichtet die Laserfertigungstechnik für 2012 von einem kräftigen weltweit konsolidierten Umsatzplus in Höhe von neun Prozent auf Eurobasis und profitiert damit voll vom dynamischen Weltmarktwachstum. Der allgemeine Maschinenbau ist in 2012 um zwei Prozent gewachsen.