Mikroskopisch kleine Magnete bauen
Mehr als eine Million Euro Förderung für neues Zentrum der Universität Bielefeld
Die zusätzlichen Mittel stammen aus dem Forschungsprogramm der Europäischen Union und einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). So stehen bis 2016 insgesamt mehr als 1,35 Millionen Euro für das neue Zentrum zur Verfügung. „Ziel des Zentrums ist die Erforschung neuer magnetischer Materialien und die Realisierung neuer Prototypen für Datenspeicherung und Sensortechnik“, sagt Professor Dr. Günter Reiss, der künftige Leiter der Einrichtung. Seine Kollegen und er stellen extrem dünne Schichten her, die magnetische Eigenschaften haben. Um die Schichten mit unterschiedlichen Fähigkeiten auszustatten, werden ferromagnetisches Material wie Eisen, Nickel und Kobalt mit nichtmagnetischem Material wie Kupfer und Aluminiumoxid kombiniert. Für die Herstellung der Nano-Schichten soll das Zentrum mit einer neuen sogenannten Sputter-Anlage ausgestattet werden: Sie kann die Schichtdichte atom-genau kontrollieren.
Das neue Spinelektronik-Zentrum soll eng mit anderen führenden Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten – unter anderem mit der Tohoku University in Japan und der University of York in England. Auch mit dem weltgrößten Chip-Hersteller Intel werden die Bielefelder Magnetforscher kooperieren.
Intel will, wie auch seine Mitbewerber, PC-Arbeitsspeicher herstellen, die kleiner sind als heutige Varianten. Je kleiner die Schaltkreise in solchen Datenspeichern sind, desto weniger Energie brauchen sie. Reiss und sein Team machen sich das Phänomen zunutze, dass in optimierten ferromagnetischen Stoffen mikroskopisch kleine magnetisierte Bereiche – die magnetischen Domänen – erzeugt werden können, die besonders langzeitstabil sind. Mit dieser Methode können Informationen gespeichert werden, um sie auch lange Zeit später zu lesen. Die Physiker entwickeln ultradünne Schichten, die sich besonders gut magnetisch beschreiben lassen und auf kleinem Raum möglichst viele Informationen aufnehmen. Diese Schichten sollen später in Datenspeichern verbaut werden.
Darüber hinaus wird in dem neuen Zentrum unter anderem an Drehwinkel-Sensoren geforscht. Solche Sensoren werden zum Beispiel in Navigationssystemen im Auto und in Handys genutzt, um Richtungsänderungen festzustellen. Wie ein Kompass erfassen die Sensoren das Erdmagnetfeld und können so Positionsänderungen messen. „Heutzutage sind Drehwinkel-Sensoren noch störanfällig, sodass mitunter mehrdeutige oder keine Messdaten erfasst werden“, sagt Reiss. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen arbeitet er deswegen daran, die Genauigkeit der Sensoren zu erhöhen.
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