Unbekannte Schlüsseltechnologie: Wie die Deutschen die Nanotechnologie einschätzen

BfR legt Berichte zur Wahrnehmung der Nanotechnologie in der Bevölkerung und in den Medien in Deutschland vor

29.11.2013 - Deutschland

Unter dem Namen NanoView hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein Forschungsprojekt zur Wahrnehmung der Nanotechnologie in der deutschen Bevölkerung und den deutschen Medien abgeschlossen. Bereits im Jahr 2007 hatte das BfR untersucht, wie die deutsche Bevölkerung die Nanotechnologie wahrnimmt und wie das Thema in den deutschen Medien dargestellt wird. NanoView war daher eine um zahlreiche Aspekte erweiterte Nachfolgeuntersuchung. Sie widmete sich der Frage, wie sich die Wahrnehmungen und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber der Nanotechnologie in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Eine weitere Fragestellung war, ob sich die Darstellung in den Medien verändert hat. „Nach den aktuellen Ergebnissen zeigt sich, dass ein Großteil der Befragten nach wie vor mit dem Begriff Nanotechnologie wenig anfangen kann. Zugleich wird auch in den Medien weniger intensiv über das Thema berichtet als noch vor fünf Jahren“, sagt BfR Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Wir haben deshalb eine Kommunikationsstrategie entwickelt, die auf die in der Studie zutage getretenen Informationsdefizite und Informationsbedürfnisse der Verbraucherinnen und Verbraucher zugeschnitten ist.“

Die aktuellen Ergebnisse der vorliegenden repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigen, dass  die Nanotechnologie im Allgemeinen den Verbraucherinnen und Verbrauchern heute weniger präsent ist als 2007. Gleichzeitig sind aber konkrete nanotechnologische Anwendungen in den Bereichen Farben, Textilien und Kosmetika bekannter geworden. Der Nutzen der Nanotechnologie wird trotz der vorhandenen Wissenslücken nach wie vor von einer deutlichen Mehrheit der Befragten höher eingeschätzt als mögliche Risiken. Bemerkenswert sind die in der Studie aufgedeckten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So sind Männer gegenüber Nanotechnologien deutlich positiver eingestellt als Frauen, sie befürworten Nano-Anwendungen eher als Frauen. Diese ausgeprägten Unterschiede wurden daher auch bei der Kommunikationsstrategie zur Verbesserung der Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern berücksichtigt, die auf der Grundlage der Ergebnisse entwickelt wurde.

Die Darstellung der Nanotechnologie in den deutschen Medien seit 2007 korrespondiert mit den Ergebnissen aus der repräsentativen Bevölkerungsbefragung. Analysiert wurde insgesamt 591 Artikel in den Printmedien Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung, Frankfurter Rundschau, Die Welt, Financial Times Deutschland, Die Zeit, Spiegel, Focus und Bildzeitung. Insgesamt ist im untersuchten Zeitraum die Zahl der Beiträge über Nanotechnologie rückläufig. Zugleich sind die in den Jahren 2008 bis 2012 erschienenen Artikel aber umfangreicher und in der Thematik anwendungsorientierter geworden. Der größte Teil davon wurde im Wissenschaftsressort der jeweiligen Tageszeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Ähnlich wie bei der repräsentativen Bevölkerungsbefragung steht auch in der medialen Berichterstattung über die Nanotechnologie ihr Nutzen deutlich im Vordergrund. Es finden sich kaum Artikel, in denen potentielle Risiken im Zentrum stehen oder erwähnt werden.

Die Nanotechnologie kann damit als ein Sachgebiet bezeichnet werden, das vorrangig wissenschaftlich betrachtet wird. Die Bevölkerung nimmt sie trotz der vorhandenen Wissenslücken als eine Technologie wahr, bei der der Nutzen die potentiellen Risiken überwiegt. Das BfR wird mit einer gezielten Kommunikationsstrategie dazu beitragen, die vorhandenen Wissenslücken zu schließen. Insbesondere sind dabei die unterschiedlichen Informationsbedürfnisse von Männern und Frauen zu berücksichtigen: Männer bevorzugen hinsichtlich der Nanotechnologie tendenziell faktenorientierte Informationen, Frauen wünschen sich alltagsnahe Handlungsempfehlungen, die in konkretes Verhalten umgesetzt werden können.

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