BASF: Aus Plastikmüll wird Dünger
Umweltfreundliche Verpackungen aus kompostierbaren Kunststoffen
Folien und Verpackungen aus Ecoflex verrotten gemeinsam mit dem Biomüll. In der Kompostieranlage zersetzen Mikroorganismen den Plastikabfall und hinterlassen nur noch natürliche Überreste wie Wasser, Kohlendioxid und Biomasse. Das Produkt erweist sich als Verkaufsschlager: Im Jahr 2000 konnte die BASF bereits dreimal so viel absetzen wie 1999.
Mikroben zersetzen im Acker den Kunststoff - Die Story
Derzeit gehen 90 Prozent der Jahresproduktion in Anwendungen, bei denen neben Ecoflex auch nachwachsende Rohstoffe verwendet werden. Meist sind das Lebensmittelverpackungen, etwa in Form von Pappschachteln und Stärkeschalen. Würde man hier den Naturstoff "solo" verwenden, hätte das einen großen Nachteil: Fett und Flüssigkeiten würden in kurzer Zeit hindurchdringen. Eine Beschichtung mit Ecoflex bringt Abhilfe und schafft eine hygienische und vollständig biologisch abbaubare Einwegverpackung.
Eigenschaften wie wasserfest und fettbeständig machen auch den Einsatz von reinem Ecoflex für Müllbeutel, Tragetaschen und Frischhaltefolien sinnvoll. Nach Gebrauch müssen die verschmutzten Kunststoffabfälle nicht mehr für das Recycling gesäubert werden - was ja zusätzlich Energie verbrauchen und damit die Umwelt belasten würde -, sondern können mit dem Biomüll entsorgt werden. Für die Kommunen bedeutet das keine Umstellung bestehender Entsorgungskonzepte, denn Ecoflex zersetzt sich in gewöhnlichen Kompostieranlagen fast ebenso schnell wie pflanzliche Stärke.
Es muss auch gar nicht immer der Umweg über den Biomüll sein. In der Landwirtschaft werden Kunststofffolien häufig über ganze Felder gezogen, um zum Beispiel zarte Salatpflänzchen vor Frost zu bewahren. Nach der Ernte muss der Bauer dann die schützende Hülle mit großem Aufwand wieder einsammeln. Dank Ecoflex bekommen solche Agrarfolien eine ganz neue Produktqualität: Sie werden einfach untergepflügt, zersetzen sich im Boden und düngen dabei den Acker.
Als anpassungsfähiges Produkt erweist sich Ecoflex übrigens auch bei der Verarbeitung: Der neue Kunststoff lässt sich auf denselben Anlagen weiterverarbeiten, die für den herkömmlichen Kunststoff Polyethylen (PE) benutzt werden.
Molekularer Baukasten nimmt Natur als Vorbild - Der Hintergrund
Bei der Herstellung von Ecoflex setzen die Chemiker der BASF die Bausteine Adipinsäure, Butandiol und Terephthalsäure zum fertigen Polymer zusammen. Dabei beeinflusst die Länge der Molekülketten samt ihren Verzweigungen und Vernetzungen die Eigenschaften des biologisch abbaubaren Kunststoffs. Diese variable Zusammensetzung macht Ecoflex zu einem molekularen Baukasten, der zum maßgeschneiderten Produkt führt: mal zur flexiblen Folie, mal zum stabilen Behälter - aber immer biologisch abbaubar. Die Herkunft der Bausteine aus der Petrochemie hat dabei keinen Einfluss auf die biologische Abbaubarkeit.
Vom Prinzip her entspricht die Anordnung der Bestandteile in Ecoflex genau der von chemischen Verbindungen, die in der Natur vorkommen. Daher kann eine Vielzahl von weit verbreiteten Mikroorganismen in Boden und Kompost den Kunststoff zerlegen. Sie zersetzen das Ecoflex-Gefüge in die ursprünglichen Bausteine und verwerten diese zu natürlichen Stoffwechselprodukten. So bleiben nach nur drei Monaten in der Kompostieranlage vom Kunststoff nur Wasser, Kohlendioxid und Biomasse übrig.
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