Neue, offene Software für hochauflösende Mikroskopie

24.03.2016 - Deutschland

Mit ihren Spezialmikroskopen können Experimentalphysiker bereits einzelne Moleküle beobachten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lichtmikroskopen müssen die rohen Bilddaten mancher ultrahochauflösender Geräte aber erst bearbeitet werden, damit ein Bild entsteht. Für die ultrahochauflösende Fluoreszenzmikroskopie, die auch an der Universität Bielefeld in der biophysikalischen Forschung zum Einsatz kommt, haben nun Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Biomolekulare Photonik eine neue, offene Softwarelösung entwickelt, um Rohdaten schnell und effizient bearbeiten zu können. Der Bielefelder Physiker Dr. Marcel Müller berichtet in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Nature Communications“ über die frei zugängliche, neue Software.

Universität Bielefeld

Die Aufnahme zeigt eine Leberzelle nach der Auswertung der Daten durch die an der Universität Bielefeld entwickelten Software.

Universität Bielefeld

Die Aufnahme zeigt eine Leberzelle vor der Auswertung der Daten durch die an der Universität Bielefeld entwickelten Software.

Universität Bielefeld
Universität Bielefeld

Herkömmliche Lichtmikroskopie kann nur eine definierte untere Auflösungsgrenze erreichen, die durch die Beugung des Lichts auf circa 1/4 eines Mikrometers beschränkt ist. Die hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht es, Bilder mit einer Auflösung deutlich unter dieser physikalischen Grenze zu erhalten. Für die Entwicklung dieser für die biomedizinische Forschung wichtigen Schlüsseltechnologie wurden die Physiker Stefan Hell, Eric Betzig und William Moerner 2014 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Aktuell nutzen Forschende in diesem Bereich unter anderem die strukturierte Beleuchtung, um eine erhöhte Auflösung zu erzielen. Dies ist momentan eines der am weitesten verbreiteten Verfahren, um dynamische Prozesse in lebenden Zellen darzustellen und abbilden zu können. Diese Methode erreicht eine Auflösung von 100 Nanometern mit hoher Bildrate, gleichzeitig werden die Proben beim Messen geschont. Diese Methode der hochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie wird auch in der Arbeitsgruppe Biomolekulare Photonik an der Bielefelder Fakultät für Physik erfolgreich eingesetzt und weiterentwickelt, zum Beispiel um die Funktion der Leber oder Ausbreitungswege des HI Virus zu untersuchen.

Die mit dieser Methode aufgenommenen Rohbilder können allerdings nicht sofort von den Wissenschaftlern genutzt werden. „Die Mikroskopie-Methode erfordert eine sehr aufwändige, mathematische Bildrekonstruktion der aufgenommenen Daten. Erst hierdurch entsteht aus den im Mikroskop aufgenommenen Rohdaten ein hochauflösendes Bild“, erläutert Professor Dr. Thomas Huser, Leiter der Arbeitsgruppe Biomolekulare Photonik. Da dieser Schritt ein mathematisch komplexes Verfahren benutzt, das bisher nur wenigen Forschern zugänglich war, gab es bislang keine offene, für alle Forschenden einfach verfügbare Softwarelösung. Huser bewertet das als große Hürde, um die Technologie nutzen und weiterentwickeln zu können. Diese Lücke füllt nun die in Bielefeld entwickelte Software.

Dr. Marcel Müller aus der AG Biomolekulare Photonik ist es gelungen, eine solch universell einsetzbare Software zu erstellen. „Forschende weltweit arbeiten am Bau neuer, schnellerer und empfindlicherer Mikroskope zur strukturierten Beleuchtung, vor allem zur zweidimensionalen Abbildung lebender Zellen. Für die notwendige Nachverarbeitung müssen sie nun nicht mehr aufwendig eigene Lösungen entwickeln, sondern können direkt unsere Software nutzen, und dank der quelloffenen Verfügbarkeit auch auf ihre Probleme anpassen“, erklärt Müller. Die Software steht der weltweiten Forschungsgemeinschaft frei als „open source“-Lösung zur Verfügung und wurde schon kurz nach ihrer Ankündigung von Forschenden vor allem in Europa und Asien mehrfach angefordert und installiert. „Wir haben bereits viele positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Marcel Müller. „Das spiegelt auch den Bedarf für diese Neuentwicklung wider.“

Originalveröffentlichung

M. Müller, V. Mönkemöller, S. Hennig, W. Hübner, and T. Huser; "Open source image reconstruction of super-resolution structured illumination microscopy data in ImageJ"; Nature Communications; 2016

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

Limsophy LIMS

Limsophy LIMS von AAC Infotray

Optimieren Sie Ihre Laborprozesse mit Limsophy LIMS

Nahtlose Integration und Prozessoptimierung in der Labordatenverwaltung

LIMS
GUS-OS Suite

GUS-OS Suite von GUS

Ganzheitliche ERP-Lösung für Unternehmen der Prozessindustrie

Integrieren Sie alle Abteilungen für nahtlose Zusammenarbeit

Software
ACD Spectrus Plattform

ACD Spectrus Plattform von ACD/Labs

Software für analytische Datenverarbeitung in Forschung und Entwicklung

Standardisierte analytische Datenverarbeitung und Wissensmanagement

Datenmanagement-Software
OMNIS

OMNIS von Metrohm

OMNIS – die Plattform zur Integration der Metrohm Titrando Gerätegeneration

OMNIS ermöglicht die Kombination von Bestandskomponenten mit neuester OMNIS Hard- und Software

Laborsoftware
ZEISS ZEN core

ZEISS ZEN core von Carl Zeiss

ZEISS ZEN core - Software-Suite für vernetzte Mikroskopie vom Analyselabor bis zur Produktion

Die umfangreiche Lösung für Bildgebung, Segmentierung und Datenanalyse in vernetzten Materiallaboren

Mikroskopiesoftware
LAUDA.LIVE

LAUDA.LIVE von LAUDA

LAUDA.LIVE - Die digitale Plattform für Ihre Geräteverwaltung

Viefältige Flottenmanagementoptionen für jedes LAUDA Gerät - mit und ohne IoT-Anbindung

Laborsoftware
Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Alle FT-IR-Spektrometer Hersteller