Chemiebranche setzt digitale Transformation zögerlich um
Notwendige Ressourcen und Kompetenzen fehlen
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Unternehmen agieren eher konservativ
Unternehmen der Chemiebranche fehlen die Ressourcen, um den Wandel aktiv zu gestalten. Mehr als die Hälfte (60 Prozent) stellen nicht ausreichend Mittel und Kompetenzen zur Verfügung. Nur eine kleine Gruppe von First-Movern und Pionieren (3 Prozent) ergreift bereits die Chancen der Digitalisierung. Die eher konservative Einstellung der Branche spiegelt sich auch im Investitionsverhalten wider. Ein Großteil der Investitionen wird weiterhin in Deutschland und Europa getätigt.
Vir Lakshman, Head of Chemicals & Pharmaceuticals bei KPMG Deutschland: „Unsere Studie belegt, dass viele Chemieunternehmen die Chancen, die sich aus einer erfolgreichen Transformation ergeben, erkannt haben. Doch mit dieser Erkenntnis ist es nicht getan. Es gilt, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. Im ersten Schritt sollten Unternehmen die eigene Position und Möglichkeiten analysieren und die für sie individuell optimale Strategie identifizieren. In einer kapitalintensiven Branche wie der Chemieindustrie sind zudem Plattformen und Kooperationen relevant. Durch die Vernetzung mit Kunden und Zulieferern sind an vielen Stellen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen zu erwarten.“
Kunde rückt in den Mittelpunkt der Wertschöpfung
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Chemieindustrie rückt näher an den Kunden heran. Für mehr als die Hälfte der Befragten zählt die Anbindung an den Kunden zu den drei Prioritäten, wenn es um den Ausbau der digitalen Vernetzung ihres Unternehmens geht. Trotzdem erwarten 73 Prozent der Unternehmen keine oder nur eine geringe Veränderung ihres Geschäftsmodells. Rund ein Viertel (23 Prozent) plant beim Ein- und Verkauf primär mit virtuellen Plattformen, 68 Prozent hingegen mit Verhandlungen von Mensch zu Mensch.
Neue Kernkompetenzen entscheiden über Erfolg
In den meisten Fällen haben sich die Chemieunternehmen bereits damit beschäftigt, wie sie die relevanten Kompetenzen erwerben können. So wollen 52 Prozent der Unternehmen Data & Analytics in der Verwaltung und im Produktlebenszyklus als eigene Kernkompetenz in den nächsten zehn Jahren aktiv etablieren. Andere wichtige Kompetenzen wie IT Security, Vernetzungstechnologie und Simulationstechnik wollen sie wiederum nicht aktiv erwerben. „Unternehmen benötigen heute weitergehendes Wissen. Wer wichtige Kompetenzen nicht selbst entwickelt, läuft Gefahr, sich in essentiellen Bereichen von Drittanbietern abhängig zu machen“, sagt Sven Linden, Head of Transformation bei KPMG Deutschland.
Die gesamte Organisation braucht einen Kulturwandel
Ein weiteres Ergebnis der Studie: drei der fünf größten Hemmnisse der digitalen Transformation sind Personal-Themen. Es muss sich also insbesondere bei den Menschen etwas verändern. Sie müssen die digitale Transformation akzeptieren und umsetzen – ein Kulturwandel ist erforderlich. Für die Chemieindustrie werden das Überwinden des Silo-Denkens und die Erweiterung der Qualifikationen zu den größten Herausforderungen gehören.
Vir Lakshman: „Zukunftsweisende Erfolgsgeschichten bieten dem Rest der Branche die Chance, die eigene Position kritisch zu evaluieren und in der Industrie auszubauen. Es ist entscheidend, dass Unternehmen sich so schnell wie möglich einen Überblick über aktuelle branchenspezifische Lösungsansätze verschaffen und sich gleichzeitig in der gemeinsamen Entwicklung von Testbeds engagieren. Nur auf diese Weise kann eine nachhaltige, schnelle und finanziell realisierbare digitale Transformation sichergestellt werden.“