STARTupRUHR Check: Wie Ruhrgründer ihre Lage sehen

Gründer wünschen eine einheitliche Start-up Szene statt Kirchturmdenken

17.10.2017 - Deutschland

Ruhrgründer lieben den Pott, aber bei der Metropole Ruhr als Start-up Standort sehen sie sehr viel Luft nach oben. So lässt sich die Haltung der Ruhr-Start-ups zum Standort auf den Punkt bringen.

In Kooperation mit der KPMG Essen hat das Unternehmensnetzwerks pro Ruhrgebiet die erste speziell an Ruhrgebiets Start-ups adressierte Online Befragung durchgeführt - mit sehr klaren Ergebnissen und eindeutigen Erkenntnissen, wie die Auswertung der Umfrage, der „1. STARTupRUHR Check“, zeigt.

Und dies sind die Big Points, die den Gründern der Ruhr-Start-ups auf die Nerven gehen:

  • Aus der Sicht der Gründer fehlen dem Ruhrgebiet die Investoren. 71 % von ihnen sind auf der dringenden Suche nach Kapital, denn 93 % wollen jetzt wachsen und Personal einstellen.
  • Die Start-ups fühlen sich allein gelassen, beklagen die fehlende Vernetzung. Sie fordern „EINE Start-up Szene in Zusammenarbeit mit allen Ruhrgebietsstädten“. Aber auch die Vernetzung mit den etablierten Unternehmen wird als unzureichend beklagt, z.B. „Kooperationsanfragen scheitern“ und „Start-ups werden nicht ernst genommen“
  • Als wichtigste Ursache der Probleme machen die Start-ups das „Kirchturmdenken“ im Ruhrgebiet aus und stützen diese Aussage in der Befragung auf besonders viele verbale Begründungen; z.B. „Als Ballungsgebiet hätte man genug Masse und Relevanz, jede Stadt allein hat keine Chance.“
  • Die Liste weiterer Standortnachteile, die die Gründer in der Metropole sehen, ist lang: fehlende politische Unterstützung, Intransparenz und Zielungenauigkeit der Gründerunterstützungsangebote (mit Ausnahme der Businessplan- und Gründerwettbewerbe), schlechtes Image des Standorts, historisch gewachsene (Konzern)-Mentalität und fehlender Gründergeist an den Hochschulen gehören ebenfalls dazu.

Warum haben die Gründer dennoch das Ruhrgebiet als Standort ihres Start-ups gewählt? Es ist die persönliche Verbundenheit zu den unkomplizierten Menschen und zur Region, die emotionale Nähe, kurz die Liebe zum Pott, die sie hier hält. Aber sie wissen auch rational die Vorzüge des großen Ballungsraums, seine Kundennähe, seine Infrastruktur und die kurzen Wege sowie das Fachkräftepotential zu schätzen und hoffen für die Zukunft auf dieses Potential. Die positiven Bewertungen liegen aber deutlich unter den kritischen Betrachtungen.

Die Befragungsergebnisse lassen auch erkennen, wo die Start-ups den dringendsten Handlungsbedarf sehen.

  • Die Wirtschaftsförderung für Start-ups weniger städte- sondern mehr branchenorientiert – mit viel tieferen Branchenkenntnissen, Kompetenzen und Netzwerken bzgl. Investoren organisieren
  • Bei den Fördermaßnahmen für die Gründerszene eine stärkere Differenzierung zwischen Existenzgründern und Technologie getriebenen Start-ups vornehmen
  • Speziellen Support in der Nachgründungsphase anbieten
  • Öffnung der etablierten Unternehmen vor Ort für eine Kooperation mit den Start-ups.

„Konzentrieren, fokussieren und gemeinsam agieren: Die überwältigende Mehrheit der befragten Start-ups fordert nachdrücklich dazu auf, das Ruhrgebiet als Ganzes wahrzunehmen, zu mehr Gemeinsamkeit zu kommen und die Kräfte zu bündeln“, fasst Ute Günter, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied pro Ruhrgebiet, die Meinungen zusammen.

Oder: „In Zukunft“, so die Vision eines Ruhrgebiets Start-ups, „wird die Metropole Ruhr als Region ihr riesiges Potential im Bereich B2B- und Industriekooperationen nutzen und die … Synergien ausschöpfen, die sich aus der Finanzkraft und dem Marktzugang der etablierten einerseits und den neuen Ideen und Innovationen regionaler Start-ups andererseits ergeben können.“

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