Studie: Unterdurchschnittliche Wirtschaftsstimmung bei Chemie, Pharma und Life Sciences

Von EU-Beitrittsländern erwartet die Branche positiven Impuls

23.04.2004

Unterdurchschnittlich und insgesamt in der Schlussgruppe unter den anderen Branchen bewerteten die Chemie-, Pharma und Life Sciences-Unternehmen die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden halben Jahr. Die Stimmung unter den Unternehmern dieser Branche ist offenbar auf dem Tiefpunkt: Nur 17 (Durchschnitt aller Branchen: 26) Prozent, schätzen die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland für die kommenden sechs Monate positiv ein, dagegen sehen sie 36 (33) Prozent negativ. Die Entwicklung des jeweils eigenen Unternehmens wird dagegen leicht positiv gesehen: Die Auftragslage habe sich in den vergangenen sechs Monaten gebessert sagen 40 (42) Prozent, verschlechtert dagegen 24 (25) Prozent. 36 (Durchschnitt: 46) Prozent glauben, dass ihr Unternehmen im nächsten halben Jahr mehr Aufträge zu erwarten habe (weniger Aufträge: 19 (19) Prozent). Dieses Wirtschaftsstimmungsbild in der Chemie-, Pharma und Life Sciences-Branche ergab eine bundesweite repräsentative Umfrage der Management- und IT-Beratung Capgemini unter Unternehmern, Vorständen und Geschäftsführern. Die Besserungen im eigenen Unternehmen werden sich allerdings nach der mehrheitlichen Meinung der insgesamt 1.723 Teilnehmer der Studie davon 6 Prozent aus der Chemie-, Pharma- und Life Science-Branche nicht in niedrigeren Arbeitslosenzahlen zeigen. 60 Prozent (Durchschnitt: 51) Prozent glauben an steigende Arbeitslosenzahlen in Halbjahresfrist und trotz der mehrheitlich positiv bewerteten Aussichten des eigenen Unternehmens glauben lediglich 13 (16) Prozent daran, dass die Beschäftigtenzahlen im eigenen Unternehmen steigen werden. Im Gegenteil: 41 (39) Prozent gibt an, dass hier in den nächsten sechs Monaten noch Personal abgebaut werde.

Positiver als im vergangenen Herbst, aber immer noch weitgehend negativ werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eingeschätzt. Der Blick auf den Standort Deutschland fällt in der Chemie-, Pharma und Life Sciences-Branche besonders skeptisch aus. 39 (Durchschnitt über alle Branchen: 37) Prozent, sahen eine Verschlechterung des unternehmerischen Umfeldes an ihrem Standort in den vergangenen sechs Monaten, nur 14 (15) Prozent sahen dagegen eine Verbesserung. Die Entwicklung der Steuerlast wird negativ eingeschätzt. Den Zugang zu Kapital sehen 42 (45) Prozent der Unternehmenslenker als schwieriger an, nur 15 (13) Prozent glauben es hier künftig leichter zu haben.

Ein weiterer Fragenkomplex zur EU-Osterweiterung ist aus aktuellem Anlass in das Wirtschaftsstimmungsbild mit eingeflossen. So wurde nach positiven oder negativen Impulsen gefragt, die von der EU-Erweiterung ausgingen, wobei das Ergebnis im Durchschnitt leicht positiv ausfiel. Ein deutlicher Trend herrschte bei der Frage nach den künftigen wirtschaftlichen Aktivitäten in den neuen EU-Ländern vor: 64 (45) Prozent wollen diese verstärken, nur 4 (8) Prozent verringern. Die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt sehen 71 (73) Prozent negativ. Nur 11 (10) Prozent glauben an eine positive Reaktion des Arbeitsmarktes.

"Wir haben jetzt statt eines Wolkenbruchs den Dauerregen. Eine Schönwetterperiode, sprich die Trendwende, ist noch nicht in Sicht", erläuterte Antonio Schnieder, CEO Zentral- und Osteuropa von Capgemini, bei der Präsentation der Studie in Berlin. "Deutschland verliert aufgrund der noch immer zu schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter an Wettbewerbsfähigkeit", ergänzte Dr. Helmut Haussmann, Senior Vice President bei Capgemini und Bundeswirtschaftsminister a.D. die Einschätzung deutscher Unternehmer.

Im Vergleich mit der Chemie-, Pharma- und Life Science-Branche liegen die Unternehmen der Telekommunikation, der Banken und der Elektronik - auch in vielen anderen Einzelfragen - weit vorn mit einer positiven Sicht der wirtschaftlichen Entwicklung. In der Telekommunikationsbranche glauben an einen positiven Fortgang der wirtschaftlichen Entwicklung als Spitzenwert 61 (26) Prozent. Sehr negativ sieht die Handelsbranche das wirtschaftliche Geschehen der nächsten sechs Monate (45 Prozent: wird schlechter), ebenso wie die Medienhäuser (46 Prozent: wird schlechter).

Auch bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen herrschen durchweg negative Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Im Detail betrachtet schält sich heraus, dass die Banken hier am optimistischsten sind, der Handel bildet abermals das pessimistische Schlusslicht.

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