Chemieindustrie erwartet 2005 trotz hoher Ölpreise mehr Wachstum

11.07.2005

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Chemieindustrie erwartet trotz anhaltend hoher Ölpreise und insgesamt schwacher Konjunktur 2005 mehr Wachstum als im Vorjahr. «Wir glauben allerdings, dass die Dynamik im Laufe des Jahres eher schwächer wird», sagte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Jürgen Hambrecht, am Donnerstag in Frankfurt. Im ersten Halbjahr wuchs die Produktion um sechs Prozent im Vergleich zum schwachen Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr rechnet der VCI nach wie vor mit einem Anstieg von 2,0 bis 2,5 Prozent bei der Produktion sowie einem Umsatzplus von 4,5 Prozent.

«Der starke Euro und der hohe Ölpreis machen uns Sorgen», sagte Hambrecht. Im ersten Halbjahr lagen die Erzeugerpreise für chemische Produkte im Schnitt um vier Prozent über dem niedrigen Vorjahresniveau. Bis zum Jahresende rechnet der VCI mit sinkenden Rohstoffpreisen und geht von einem Ölpreis von durchschnittlich 50 Dollar je Barrel (159 Liter) aus. Am Donnerstag war der Rohölpreis im asiatischen Handel zeitweise auf die Rekordmarke von 61,63 Dollar je Barrel gestiegen. Erdöl ist für die Chemieindustrie gleichzeitig der wichtigste Rohstoff und Energielieferant.

Die Erlöse der Chemieunternehmen in Deutschland stiegen im ersten Halbjahr vor allem dank eines starken Auslandsgeschäfts um 7,5 Prozent auf insgesamt 75,6 Milliarden Euro. Die Exporte, die gut zwei Drittel des Geschäfts ausmachen, kletterten binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent auf 51,0 Milliarden Euro. Bis Ende 2005 erwartet die Chemieindustrie, die als Zulieferer vieler Branchen als Indikator für die Gesamtwirtschaft gilt, aber auch eine «leicht anziehende Inlandsnachfrage».

Zu möglichen Neuwahlen im Bund sagte Hambrecht indirekt: «Wir hoffen auf 2006 und eine vielleicht andere Stimmung im Land.» Er mahnte eine Umkehr in der Energiepolitik und beim Umgang mit der so genannten Grünen Gentechnik an. «Die Chemie braucht Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen», betonte Hambrecht. Daher dürfe «keine Technologie diskriminiert werden - auch nicht die Kernkraft». Bei der Entwicklung und dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gerate Deutschland mit seiner vorsichtigen Haltung international ins Hintertreffen: «Wir sich davon abkoppelt, der sündigt an unseren nachfolgenden Generationen.»

Angesichts der unklaren politischen Lage und einer ungewissen konjunkturellen Entwicklung gebe es in vielen der 1700 chemischen Betriebe in Deutschland «durchaus Zurückhaltung» bezüglich Investitionen, sagte der VCI-Präsident. Die Zahl der Mitarbeiter sank von Januar bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 1,5 Prozent auf 439 330. dpa jb yyhe ra

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