Ernst-Schering-Preis 2001 geht an Naturstoff-Chemiker Kyriacos Costa Nicolaou

28.09.2001

Die Synthese des Antikrebswirkstoffs Taxol hat ihn auch über Fachgrenzen hinweg bekannt gemacht. Jetzt würdigt die Schering Forschungsgesellschaft die pionierhaften Leistungen des renommierten Naturstoffchemikers Professor Kyriacos C. Nicolaou vom Scripps Research Institute und von der University of California, San Diego, in La Jolla, USA, und verleiht ihm den Ernst-Schering-Preis 2001. Mit 50.000 € zählt dieser zu den höchst dotierten deutschen Forschungs-Auszeichnungen. Die feierliche Übergabe findet am 27. September in Madrid, Spanien statt.

Komponisten, Poeten und Architekten bearbeiten Töne, Wörter oder Baustoffe. Gar nicht unähnlich, so der Wissenschaftler Kyriacos C. Nicolaou, sei die Arbeit seiner Zunft, der Synthese-Chemiker. „Der Unterschied ist, dass wir Atome zusammenfügen.“ Und das sei „grenzenlos kreativ und nicht minder trickreich“. Der 55-Jährige widmet sich in seinen Projekten dem Nachbau von Naturstoffen – komplexe Molekülgebilde der Natur, die zum Beispiel in Bakterien, Korallen oder Bäumen vorkommen. Auch wenn es Jahre dauern kann, diese Synthesen im Labor zu entwickeln, lohnt sich die Riesenmühe doch: Viele der von Nicolaou synthetisierten Naturstoffe gelten als aussichtsreiche Kandidaten für den Einsatz gegen schwerwiegende Krankheiten – zum Beispiel Krebs. In der Krebstherapie ist einer der von Nicolaou synthetisierten Naturstoffe bereits erfolgreich im Einsatz: Taxol – Wirkstoff und Namensgeber des mit 1,6 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz (2000) derzeit bestverkauften Antikrebsmittels.

Die Gruppe um Nicolaou zählte 1994 zu den Ersten, denen es gelang, diesen Antitumor-Wirkstoff im Labor herzustellen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang hatten Naturstoffchemiker die Laborsynthese dieses komplexen Moleküls versucht. Nach großen Anstrengungen kam schließlich der Durchbruch, und seitdem hat sich Taxol zu einem breit eingesetzten Antikrebsmittel entwickelt. Zu den weiteren Meilensteinen aus den Scripps-Labors von K. C. Nicolaou zählen die erfolgreichen Synthesen von Epothilon A und B (1996), von Eleutherobin und Sarcodictyin A (beide 1997) – letztere wurden in Bakterien beziehungsweise in einer bestimmten Art von Korallen entdeckt. Alle drei werden ebenfalls als potenzielle Antikrebs-Wirkstoffe gehandelt. Wie das Taxol beeinträchtigen sie das Verhalten der so genannten Mikrotubuli. Diese zellularen Bestandteile spielen eine wesentliche Rolle bei der Chromosomentrennung im Zuge der Zellteilung – und sind damit auch am bösartigen Wachstum von Krebsgewebe beteiligt. Die Laborsynthesen haben die Voraussetzung für weiterführende biologische Untersuchungen und klinische Studien geschaffen. Am Scripps gelang auch die so genannte Totalsynthese von Vancomycin (1999) – ein bereits seit den 1950er Jahren bekanntes, äußerst wirksames Antibiotikum, dessen Struktur 1982 aufgeklärt werden konnte. Und erst Ende der Neunzigerjahre glückte die äußerst anspruchsvolle Laborsynthese – für die Nicolaous Team zugleich eine Reihe neuer Methoden und Strategien entwickeln musste.

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