Nachwachsende Rohstoffe immer stärker genutzt
Chemiebausteine von Mutter Natur
Angesichts explodierender Tankstellen- und Heizölrechnungen nimmt das Interesse an Pflanzen als Energiequelle und Rohstoffbasis deutlich zu. Kraftstoffe aus Raps und Soja, Chemikalien aus Zuckerrohr und Kartoffeln, Kunststoffe aus Mais und Rüben - die Nutzungsmöglichkeiten für nachwachsende Rohstoffe werden immer zahlreicher. "Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen in der chemischen Industrie wird eines der wichtigsten Forschungsthemen in den nächsten Jahren", unterstreicht Dr. Alfred Oberholz, im Degussa Vorstand für Forschung und Entwicklung verantwortlich.
Insbesondere die weiße Biotechnologie eröffnet neue Wege, nachwachsende Rohstoffe zu nutzen. Degussa unterstreicht ihre ehrgeizigen Ziele in der weißen Biotechnologie mit dem neuen Science to Business Center Bio, das zum 1. Januar 2006 gegründet wurde. Das Unternehmen investiert bis zum Jahr 2010 hierfür in Marl 50 Mio. Euro. In hochmodernen Labors und Technika sollen rund 60 eigene Forschungsmitarbeiter gemeinsam mit Hochschulen und industriellen Kooperationspartnern neue biotechnologische Produkte und Prozesse auf Basis natürlicher Rohstoffe auf den Weg bringen. Schon heute nutzt Degussa entsprechende Verfahren, um beispielsweise Aminosäuren sowohl für die Tierernährung als auch für die klinische Ernährung vom Menschen - wie durch Infusionslösungen - herzustellen. Zudem dienen Aminosäuren als spezielle Bausteine für Medikamente. Auf der anderen Seite ermöglicht das Unternehmen den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen: So ist der Geschäftsbereich Building Blocks weltweit führender Anbieter von Katalysatoren (Alkoholate), die zur Produktion von Biodiesel unabdingbar sind.
Eine Schlüsselrolle für künftige Biotechnologie-Produkte nimmt die langjährige Erfahrung der Degussa in der Fermentationstechnologie ein. Seit 20 Jahren betreibt das Unternehmen im heutigen Geschäftsbereich Feed Additives Forschung zur fermentativen Herstellung von Aminosäuren und hat dabei viele bahnbrechende technische Entwicklungen auf diesem Gebiet begleitet. Zudem besteht umfassende Erfahrung in der Entwicklung und im Betrieb von Fermentationsprozessen bis in den industriellen Großmaßstab. Seit zwei Jahren arbeitet darüber hinaus das Projekthaus ProFerm als geschäfts- bereichsübergreifendes Kompetenzzentrum für Fermentationsprozesse.
Bei Fermentationsprozessen wird biologisches Material in einem Reaktor mit Hilfe von Mikroorganismen umgesetzt, die wiederum natürlichen Ursprungs, teilweise aber modifiziert sind. So können Bakterien durch neue Erkenntnisse bei intrazellulären Abläufen zu immer neuen Höchstleistungen maßgeschneidert werden. Danach sind sie in der Lage, z.B. Zucker direkt in komplexe hochwertige Produkte umzuwandeln. Vor diesem Hintergrund entwickeln bereits heute Mitarbeiter bei ProFerm und bei Feed Additives neuartige Bakterienstämme und Fermentationsprozesse. Eine große Bedeutung haben dabei Biokatalysatoren oder Enzyme.
Von den Experten der Degussa wurden im Service Center Biokatalyse in Hanau Methoden entwickelt, gleich mehrere Enzyme und notwendige Co-Faktoren in so genannten Designerzellen unterzubringen, die dann komplette Reaktionssysteme zum Laufen bringen. Die Service-Einrichtung, die aus dem Projekthaus Biotechnologie hervorgegangen ist, beschäftigt sich intensiv mit derartigen Enzymoptimierungen und -produktionen und kann innerhalb der Degussa, aber auch von externen Kunden in Anspruch genommen werden.
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