Deutsche BP passt sich schrumpfendem Markt an
Schaffung eines europäischen Service-Centers und weitere Umstrukturierungen als Folge der Wirtschaftskrise
„Der Mineralölmarkt in Deutschland und Europa schrumpft seit Jahren und ist zugleich von Überkapazitäten im Raffineriegeschäft sowie starkem Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Daran wird sich mittelfristig nichts ändern. Wir stehen vor schwierigen Jahren für die Weltwirtschaft, für die Branche und für uns“, so skizzierte BP-Chef Uwe Franke vor vielen hundert Mitarbeitern des Unternehmens am 7. Juli im Bochumer RuhrCongress die Lage des Unternehmens. Der europäische Mineralölbedarf sinke allein zwischen 2008 und 2010 um rund 6 %. Franke weiter: „Die anhaltende Wirtschaftskrise seit 2008 hat diesen Trend eher noch verstärkt und macht neue Sparmaßnahmen notwendig.“ Im Rahmen der Mitarbeiter-Versammlung verwies Franke auf ein Kostenniveau innerhalb der BP, das höher sei als das des Wettbewerbs, und auf insgesamt zu geringe Margen. All das sei die Ursache für zusätzlich notwendige Sparbemühungen, mehr als noch Ende März geplant. Franke appellierte an die Mitarbeiter: „BP muss rechtzeitig alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Kosten zu senken!“
Der Betriebsratsvorsitzende Michael Flegel machte in seinem Beitrag ausdrücklich den Ernst der Lage klar: „Allein in Bochum stehen 400 Jobs zur Debatte, das heißt: Jeder dritte Arbeitsplatz entfällt! Jeder Mitarbeiter ist betroffen!“ Dabei habe der BP Betriebsrat das klare Ziel, betriebsbedingte Kündigungen durch eine längerfristige Standort-Sicherungsvereinbarung zu vermeiden. In den nächsten Monaten werde gemeinsam mit der Unternehmensleitung verhandelt, wie die Kostenreduzierungen und der Personalabbau bewältigt werden können. „Wir werden andere Wege beschreiten müssen, als dies bislang der Fall war, und alle Mitarbeiter in die Lösung einbeziehen“, sagt Michael Flegel.
Europäisches Service-Center der BP
Die bereits im März angekündigte Einrichtung eines BP-eigenen europäischen „Business Service Centers“ (BSC) mit Sitz in Budapest stelle sich nun für BP als eine erste Welle von Einspar- und Vereinfachungsbemühungen dar. Damit würden Maßnahmen umgesetzt, so Franke, die andere Hauptwettbewerber bereits vollzogen hätten: „Die BP Gruppe hat verstreut in Europa zurzeit noch insgesamt fast 90 verschiedene Service-Einheiten. Diese möchten wir in einem einzigen Center in Budapest zusammenfassen, um Synergien zu heben, den Kunden den bewährten Service zu bieten, unsere Geschäfte zu vereinfachen und nachhaltig wettbewerbsfähige Erträge zu erzielen.“ Die in Deutschland geplante Reduktion der Mitarbeiterzahl hierfür beträgt nach den Gesprächen mit dem Betriebsrat seit Ende März rund 260 Stellen, davon 200 in Bochum, 50 in Hamburg und 10 in Mönchengladbach.
Weiterer Stellenabbau
Franke informierte die BP-Mitarbeiter jetzt aber darüber, dass durch die deutliche Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes für BP und ihre Marken Aral und Castrol nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Unternehmensvertretern und Betriebsräten gegründet werden müsse. Diese soll sich mit dieser „außergewöhnlichen Situation“ beschäftigen und über die Ausgestaltung eines weiteren Stellenabbaus von bis zu 340 der insgesamt 5.500 Mitarbeiter beraten. Franke betonte dabei: „Wir sind gemeinsam mit den Betriebsräten darum bemüht, Wege zu finden, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Ob uns das gelingt, kann zurzeit noch nicht gesagt werden. Ziel ist es, bis Ende des Jahres Klarheit zu haben.“
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