Forscher der TU Darmstadt machen Schadstoffentstehung in Brennkammern sichtbar
Die Messmethode steht im relativ jungen Fachgebiet Reaktive Strömungen und Messtechnik im Mittelpunkt: "Mit Laserlicht betrachten wir bislang unsichtbare Prozesse, zum Beispiel die Entstehung von Flammen in der Brennkammer von Automotoren, wenn der Motor gezündet wird. Dabei können wir dichter denn je an das Geschehen heran - und das, ohne den Prozess selbst zu stören beziehungsweise zu verändern. Mit den klassischen Sensoren ist das unmöglich", betont Dreizler.
Mit dieser Methode, der sogenannten Laserspektroskopie, können Wissenschaftler erstmals erkunden, was genau eigentlich im Brennraum passiert, warum es zu Fehlzündungen kommt oder in welchem Moment und aus welchem Grund Schadstoffe entstehen. "Bislang war die Brennkammer eine Blackbox. Was passiert, wenn die Flamme, besser gesagt die reagierende Strömung aus Luft und Kraftstoff, auf die Wand der Brennkammer trifft, wussten wir nicht." So wurden bis vor kurzem neue Einspritzsysteme für Kraftstoffe nach dem klassischen ingenieurwissenschaftlichen Modell von Versuch und Wirkung konstruiert. Man untersuchte, wie sich kleinste Veränderungen auf die Schadstoffentwicklung oder auch den Spritverbrauch auswirkten und besserte Schritt für Schritt nach. Warum ein veränderter Parameter welche Auswirkung hatte, wurde dabei nicht im Detail verstanden. "Wir ergänzen die jahrhundertealte, klassische nun um die physikalische Methode Lichtmessung", formuliert es Dreizler.
Lichtblitze "frieren" die Vorgänge ein
Das Prinzip ist einfach: Die Brennkammern werden mit einem kleinen Fenster versehen, durch das das Laserlicht eindringen kann. "Die Moleküle des Kraftstoffes werden dann mit einem Laserimpuls angeregt, was sie zum fluoreszieren, also selbst zum Leuchten bringt", erklärt Dr. Jan Brübach, Gruppenleiter am Fachgebiet Energie- und Kraftwerkstechnik. "Da das Laserlicht sehr monochromatisch, das heißt sehr schmalbandig ist, können wir passgenau ganz bestimmte Moleküle anregen, so dass auch nur diese fluoreszieren. So können wir genau verfolgen, wann und wo zum Beispiel Kohlenmonoxid oder auch unverbrannte Kohlenwasserstoffe auftreten, die häufigsten Schadstoffe, die im Automotor entstehen." Nicht nur, dass lediglich genau definierte Moleküle zum Leuchten gebracht werden können, das Laserlicht kann die Moleküle auch in extrem kurzen Zeiträumen beziehungsweise Zeitabständen anregen.
Zündaussetzer werden plausibler
"Für eine Momentaufnahme genügt es, das Laserlicht nur wenige Nanosekunden in die Brennkammer zu leiten", berichtet Brübach, auf diese Weise wird der momentane Zustand quasi eingefroren. Soll ein ganzer Prozess beobachtet werden, wie etwa das Auftreffen des Kraftstoffs auf die Wand der Brennkammer, können einzelne Lichtblitze in Millisekunden-Abständen die Vorgänge quasi scannen. "Das Fluoreszenzlicht wird von einer Spezialkamera aufgenommen und damit sehen wir, wo die Flammenfront auf die Wand trifft, wo die Reaktion eventuell erlischt und verstehen auf diese Weise, wieso es zu Zündaussetzern oder auch zur Schadstoffentwicklung kommt", fasst Dreizler zusammen. Die gesammelten Daten zu den sich während des Brennprozesses ständig ändernden Strömungsgeschwindigkeiten, Temperaturen und Gaszusammensetzungen nutzen zahlreiche Forschergruppen weltweit zur Weiterentwicklung ihrer theoretischen Modelle und Simulationssoftware, die sie für die Entwicklung zukünftiger Brennkammern und Motoren benötigen. So setzt nicht nur Bosch für die Verbesserung seiner Einspritzsysteme auf die laseroptischen Methoden der Darmstädter, sondern auch BMW und der Flugtriebwerksbauer Rolls Royce.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
VEGAPULS | VEGABAR | VEGASWING von VEGA Grieshaber
Füllstände cybersicher überwachen - so geht’s
Erfahren Sie mehr über den einzigartigen Sensor für flüssige und feste Medien
SprayMaster inspex von LaVision
Qualitätsprüfung für Ihren Sprühprozess durch digitale Spray- und Partikelanalyse
Verlässlich, automatisiert, digital – Die Geometrie-Messung Ihres Sprühverfahrens in Echtzeit
FireSting-PRO von PyroScience
Neues faseroptisches Messgerät: Präzise Messungen selbst in kleinsten Volumen
Messen Sie pH, Sauerstoff und Temperatur sogar unter sterilen Bedingungen
VIONIC powered by INTELLO von Metrohm
Der neue Potentiostat ideal für Batterie-, Brennstoffzellen- und Elektrolyseapplikationen
VIONIC powered by INTELLO
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Spektroskopie
Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!
Themenwelt Spektroskopie
Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!
Themenwelt Sensortechnik
Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.
Themenwelt Sensortechnik
Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.