Studie von PwC: Unzureichende Kommunikation führt zu Unterbewertung von Chemie-Unternehmen

Aktiver Dialog wird nach Ansicht der Investoren bislang nicht ausreichend gepflegt / Klassische Kennzahlen unzureichend / Kommunikation muss sich an Zielgruppen orientieren

06.06.2002

Frankfurt am Main, Donnerstag, 6. Juni 2002. Rund 60 Prozent der Führungskräfte in europäischen und US-amerikanischen Chemie-Unternehmen halten ihre Firmen für unterbewertet. Die Mehrheit der Top-Manager ist jedoch überzeugt, in langfristige Wertschöpfung zu investieren – ein wesentliches Kriterium für institutionelle Investoren. Nahezu die Hälfte der Führungskräfte sind der Auffassung, Firmenerfolge und -informationen gegenüber den Kapitalmärkten aktiv zu kommunizieren. Jedoch sind nur zwei Prozent der institutionellen Investoren der Ansicht, die Unternehmen der Chemie-Industrie pflegten einen aktiven Dialog mit ihnen. Lediglich 13 Prozent der Investoren haben den Eindruck, dass die Unternehmen von sich aus Kontakt aufnehmen, um neue Informationen mitzuteilen.

Diese widersprüchlichen Einschätzungen sind Ergebnisse der aktuellen Studie Catalyzing Corporate Disclosure: Extracting Value in the Chemicals Industry von PwC. Im Rahmen der Studie befragte das MORI Institut zwischen August 2001 und Februar 2002 im Auftrag von PwC 28 Manager führender Chemie-Unternehmen (CFOs oder Leiter des Investor Relations-Bereiches), 52 institutionelle Investoren und 30 unabhängige Analysten in Europa (Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Niederlande und Frankreich) und den USA.

Klassische Kennzahlen unzureichend

Die traditionellen Formen der Finanzberichterstattung beruhen weitgehend auf historischen Informationen. Sie lassen nur unzureichende Prognosen über die künftige Unternehmensentwicklung zu. Sowohl Investoren als auch Analysten wünschen sich jedoch mehr Informationen, die über die klassischen Kennzahlen hinausgehen. Dazu gehören beispielsweise Angaben über die Nutzung der Betriebsstätten, den Zustand der Herstellungsanlagen, die Reaktionszeit auf Veränderungen im Markt, Qualitätsmanagement, Umsatz durch neue Produkte und Kundenloyalität. Dementsprechend muss das System für Finanz-Berichte den Bedürfnissen der Kapitalmärkte von heute angepasst werden.

Zudem sind Investoren und Analysten an anderen Formen der Information interessiert. So wünschen sich insbesondere die Befragten in Europa neben persönlichen Gesprächen und Präsentationen, die verstärkte Nutzung von Road-Shows, Web-Sites sowie Sozial- und Umwelt-Berichten.

Relevanz von Informationen wird sehr unterschiedlich beurteilt

Repräsentanten der Industrie, Analysten und Investoren bewerteten anhand von Indikatoren, welche Informationen für sie bei der Einschätzung der Unternehmensentwicklung von Bedeutung sind. Zu den 28 speziell für die Chemische Industrie zugeschnittenen Indikatoren zählen beispielsweise Marktanteile, strategische Ausrichtung, Free Cash Flow, Kapitalkosten, Umsatzerlöse von neuen Produkten und der Einfluss von Preisen für Commodities.

Rund 80 Prozent der Investoren waren sich über die Bedeutung von 15 Indikatoren einig, bei den Analysten stimmten 80 Prozent mit 16 Indikatoren überein. Die Einschätzung der Top-Manager aus der Chemischen Industrie hinsichtlich der Relevanz von Informationen für die Anleger weicht jedoch stark voneinander ab – sie waren sich lediglich bei sieben der insgesamt 28 Indikatoren einig. Zu diesen Diskrepanzen bei der Beurteilung der Bedeutung von Informationen kommt die nach Meinung von Analysten und Investoren unbefriedigende Qualität von Informationen. Dies gilt beispielsweise für Angaben zu Herstellungskosten, Reaktionszeiten auf Marktveränderungen und Produktentwicklungszeiten.

Empfehlungen von Analysten überschätzt

Die Mehrzahl der Führungskräfte in den Chemie-Unternehmen geht davon aus, dass Analysten-Empfehlungen eine große Wirkung auf Investoren haben. Jedoch gaben nur 23 Prozent der befragten Investoren an, den Empfehlungen von Analysten zu folgen.

Aktive und zielgruppenorientierte Kommunikation erforderlich

Eine effektivere Kommunikation der Unternehmen würde nicht nur das Vertrauen in das Management stärken, sondern auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis verbessern. Dieser Meinung sind rund 80 Prozent der befragten Investoren. Vier von fünf der Investoren gehen zudem davon aus, dass der Aktienkurs eines Unternehmens steigt, die Kapitalkosten sinken sowie Beschaffung von neuem Kapital einfacher wird, sobald die Unternehmen aktiver informieren.

„Eine wirkungsvollere Kommunikation mit den Kapitalmärkten sollte zu den wichtigsten Aufgaben von Führungskräften in der Chemischen Industrie zählen“, erläutert Eberhard Dreissig, Mitglied des Vorstands von PwC. „Unternehmen, die aktiv kommunizieren und auch die tatsächlich benötigten Informationen liefern, haben eine größere Chance, langfristig Werte zu schaffen sowie die Marktkapitalisierung zu erreichen und zu halten, die ihrem wahren Wert entspricht. Empfehlenswert ist daher die direkte Kommunikation mit den Investoren als Teil einer flexiblen und vielschichtigen Kommunikationsstrategie.“

Die Studie Catalyzing Corporate Disclosure: Extracting Value in the Chemicals Industry können Sie unter www.pwcglobal.com/chemvr kostenfrei anfordern.

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