Synthese von Graphen verstanden
Forscher klären Mechanismus zur Herstellung von Graphen aus Graphit auf
FAU/Bernd Meyer; Uni Ulm/Ute Kaiser
Bei Graphit handelt es sich um eine Schichtfolge einzelner Graphenlagen, die aus Kohlenstoff bestehen. Die Kohlenstoffatome sind in Graphen in einem Honigwabenmuster angeordnet; sie stellen ein zweidimensionales Material dar, das außergewöhnliche elektronische Eigenschaften zeigt. Physikalische Experimente an Graphen haben im Jahr 2010 zum Nobelpreis für Physik geführt.
Der Entwicklung von Elektronik auf der Grundlage von Graphen steht das Problem entgegen, die hierfür notwendigen großen Mengen an Graphen zu gewinnen, da es beinahe unmöglich ist, Graphen aus Graphit unbeschadet zu isolieren. Es ist zwar bekannt, dass der Abstand der einzelnen Graphenlagen im Graphit erhöht werden kann, jedoch bereitet es nach wie vor Schwierigkeiten, die Graphenlagen unzerstört und in großen Mengen abzulösen und als einzelne Lagen in Lösung zu stabilisieren. Ohne Stabilisation würden sich einzelne Graphenlagen wieder zu Graphit oder undefinierten Kohlenstoffpartikeln zusammenschließen. Dadurch gingen die herausragenden Eigenschaften von Graphen verloren.
Es gelang den Wissenschaftlern nachzuweisen, dass hochkristalliner Graphit mit wohldefinierter Schichtabfolge besonders geeignet ist, um in eine sogenannte Interkalationsverbindung überführt zu werden, bei der Moleküle und Ionen zwischen den Kohlenstoffschichten eingelagert werden. Dies gelingt besonders leicht, wenn die Graphenlagen zusätzlich partiell elektronisch oxidiert, das heißt positiv aufgeladen werden. Moleküldynamik-Simulationen zeigen, dass die Schichtfolge der Graphenlagen im Graphit zusammen mit deren elektronischer Oxidation die Reibung der Moleküle zwischen den Lagen drastisch vermindert. Umgekehrt bedeutet dies, dass eine hohe Reibung von Molekülen im Schichtmaterial deren Beweglichkeit einschränkt und deshalb Graphit nicht aktiviert werden kann. Die Aktivierung ermöglicht es, Wassermolekülen im folgenden Schritt mit dem aktivierten Graphit zu reagieren. Dadurch werden Alkoholgruppen auf die Oberfläche von Graphen angebunden, wodurch es möglich wird, einzelne Lagen von Graphen abzulösen und in Wasser zu stabilisieren. Dieses abgelöste polare Graphen konnte schließlich auf Oberflächen übertragen und zu ungeladenem Graphen reduziert werden. In der Folge konnte das Team um Prof. Dr. Ute Kaiser von der Universität Ulm am Fachbereich Materialwissenschaftliche Elektronenmikroskopie die Struktur des gewonnenen hochqualitativen Graphens mit atomarer Auflösung sichtbar machen.
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