Siemens-Konzernumbau geht weiter
Neue Struktur kommt ab Oktober
(dpa) Siemens baut abermals seine komplette Konzernstruktur grundlegend um. Der Aufsichtsrat segnete am Mittwoch eine Neuorganisation ab: Aus fünf Unternehmensbereichen sollen bei den Münchnern unter dem Motto «Vision 2020+» drei werden, die weitgehend autonom agieren sollen. Siemens solle damit profitabler werden und schneller wachsen, teilte die Führung mit.
Die fünf Sparten digitale Fabrik, Kraftwerke, Energiemanagement, Gebäudetechnologie und Antriebe würden in drei «operativen Gesellschaften» aufgehen, hieß es. Die Einzelheiten dazu aber ließen Vorstandschef Joe Kaeser und seine Kollegen noch offen.
Die bisherigen Kraftwerks- und Antriebssparten sind wegen mangelnder Neuaufträge für konventionelle Kraftwerke ohnehin in Schwierigkeiten, in den beiden Bereichen will Siemens in Deutschland etwa 3000 Stellen abbauen. Auf anderen Gebieten läuft es besser, am Donnerstag will Siemens die neuen Geschäftszahlen des Gesamtkonzerns veröffentlichen. Analysten erwarten erfreuliche Botschaften.
Die Umorganisation soll zum neuen Geschäftsjahr am 1. Oktober beginnen und 2019 abgeschlossen werden. Auch die konzerninternen Dienstleistungen fusionieren: Die Finanzabteilung wird mit den Geschäftsdienstleistungen und der Immobilienabteilung zusammengelegt.
Für die Zentrale ist eine «deutlich schlankere» Aufstellung angestrebt, Aufgaben und Mitarbeiter werden an andere Einheiten abgegeben, man will sich auf Kernaufgaben beschränken. Was die Umstrukturierung für die weltweit 377.0000 Beschäftigten konkret bedeuten wird, ging aus der Mitteilung nicht hervor.
«Konzentriert» ausgebaut werden soll die industrielle Digitalisierung - ein Bereich, in dem Siemens sehr aktiv ist, obwohl dem Münchner Konzern die eigenen Roboter fehlen. Mittelfristig sollen die jährliche Wachstumsrate des Umsatzes und die Gewinnmarge des industriellen Geschäfts um jeweils zwei Prozentpunkte steigen.
Das neue Strategieprogramm reiht sich ein in eine jahrelange Serie von Umstrukturierungen. Ein sechster Bereich - die Medizintechnik - war erst im Frühjahr ausgegliedert und als Healthineers separat an die Börse gebracht worden. Healthineers zählt im Siemens-Marketing-Jargon nun als «strategische Gesellschaft» - ebenso wie der Windanlagenbauer Siemens Gamesa und der geplante deutsch-französische Zughersteller Siemens Alstom, für den die Genehmigung der Kartellbehörden aussteht. In der Gemeinschaftsfirma wollen die bisher konkurrierenden Hersteller von ICE und TGV zusammenarbeiten, um der befürchteten chinesischen Konkurrenz standhalten zu können, die nach allgemeiner Einschätzung der Branche in den nächsten Jahren mit Wucht auf den Weltmarkt drängen wird.
Vielen aktiven und ehemaligen Siemens-Mitarbeitern noch in unerfreulicher Erinnerung sind die Restrukturierungen nach der Jahrtausendwende: die Ausgliederung der Festnetztelefone, der Untergang der Handy-Sparte, die 2005 an das taiwanesische Unternehmen Benq verkauft wurde und dann pleiteging. Die Netzwerksparte - einst im Weltmarkt einer der führenden Hersteller von Schaltanlagen für Telefonnetze - wurde 2007 in ein Joint-Venture mit Nokia ausgegliedert und 2013 komplett von den Finnen übernommen.
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