Katar steigt aus Ölkartell Opec aus
(dpa) Wenige Tage vor dem nächsten Ministertreffen der Opec hat Katar seinen Ausstieg aus dem Ölkartell bekannt gegeben. Wie Energieminister Saad Sherida al-Kaabi am Montag ankündigte, werde Katar zum Jahresbeginn 2019 die Opec verlassen. Das Emirat habe die Organisation bereits über den Rückzug informiert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur QNA. Der Ausstieg spiegele den Wunsch Katars wider, sich auf die Steigerung der Gasproduktion zu konzentrieren, zitierte Qatar Petroleum den Minister.
Die Nachricht wurde am Ölmarkt recht gelassen aufgenommen. Experten erwarten angesichts der relativ geringen Fördermenge im Golf-Emirat keine größeren Verwerfungen oder Preisschwankungen.
Energieminister Al-Kaabi zufolge will Katar die Gasförderung bis spätestens 2024 von jährlich 77 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Das Gas stammt vom South-Pars-Feld vor der Küste des Emirats, dem größten Gasfeld der Welt. Katar teilt es sich mit dem Iran. Katar ist bereits der größte Flüssiggasproduzent der Welt. Das Golf-Emirat liefert dem Weltmarkt rund 30 Prozent der Gesamtmenge.
Katar war seit 1961 Mitglied der Opec, gehört aber zu den kleineren Produzenten. Während die Opec-Staaten im Oktober 2018 gemeinsam 32,9 Millionen Barrel Öl am Tag förderten, lag der Anteil Katars lediglich bei rund 610.000 Barrel am Tag. Weniger produzierten im 15 Mitglieder umfassenden Kartell zuletzt nur Kongo, Ecuador, Äquatorialguinea und Gabun. Dennoch gab den Katarern allein die Mitgliedschaft eine wichtige Stimme im weltweiten Ölgeschäft.
Der Opec-Ausstieg könnte derweil die Fronten zum mächtigen Nachbarn Saudi-Arabien weiter verhärten - auch wenn die katarische Führung betont, dass es eine rein geschäftliche Entscheidung war. Riad sowie seine Verbündeten Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägypten hatten im vergangenen Jahr eine Blockade über Katar verhängt. Sie werfen dem Land die Förderung von Terrorismus vor. Beobachter sehen in der Blockade jedoch den Versuch, Katar auf die politische Linie Riads zu bringen.
Doha hatte in den vergangenen Jahren eine relativ eigenständige Politik gefahren und unterhält zum Beispiel Beziehungen zum Iran, was der Regionalmacht Saudi-Arabien ein Dorn im Auge ist. Das sunnitische saudische Königshaus betrachtet den schiitischen Iran als Erzfeind.
Katar, das wegen seiner Gasvorräte zu den reichsten Ländern der Welt gehört, trotzte der Blockade und verstärkte seine wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Partnern, darunter zur Türkei. Das Wüstenemirat bereitet sich momentan auf die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2022 vor.
Für die Opec und den internationalen Ölmarkt insgesamt dürfte der Ausstieg Katars mit Blick auf seine Produktionsmenge nicht viel verändern. Es sei zudem prinzipiell möglich, dass sich Katar als kooperierender Nicht-Opec-Staat auch weiterhin an die wichtigsten Abkommen des Kartells halten werde, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch der Deutschen Presse-Agentur.
Die Opec-Staaten hatten gemeinsam mit den kooperierenden Nicht-Opec-Staaten im Dezember 2016 eine Förderkürzung beschlossen. Derzeit deutet alles daraufhin, dass diese Kürzung beim kommenden Halbjahrestreffen am Donnerstag und Freitag in Wien verlängert oder gar verschärft wird. Laut der internationalen Energieagentur liegt der Bedarf an Opec-Öl für das Jahr 2019 rund 1,7 Millionen Barrel unter der aktuellen Produktion.
Die Ölpreise haben am Montag stark zugelegt. Grund dafür waren vor allem die Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der erneuerte Pakt zwischen Russland und Saudi-Arabien zur stärkeren Kontrolle des Ölmarkts.
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