Schädliche Geruchsstoffe in Acrylfarben identifiziert

02.01.2019 - Deutschland

Acrylfarben bieten viele Vorteile und sind deshalb nicht nur bei Künstlern beliebt. Sie trocknen schnell, verfügen über eine hohe Deckkraft und sind leicht handhabbar. Das macht sie besonders beliebt für Produkte, mit denen jeder in Berührung kommt. Beispiele dafür sind Wand- und Fassadenfarben sowie bestimmte Lacke. Bekannt sind Acrylfarben auch für ihren charakteristischen und teilweise unangenehmen Geruch. Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV hat diesen Geruch erstmals charakterisiert und dabei auch schädliche Geruchsstoffe identifiziert.

© Fraunhofer IVV

Bestimmung der geruchsaktiven Bereiche in den analysierten Proben nach gaschromatographischer Auftrennung

Der oft wenig angenehme Geruch, den Acrylfarben verströmen, ist auf flüchtige organische Verbindungen zurückzuführen. Dies sind organische, d.h. kohlenstoffhaltige Stoffe, die leicht verdampfen und schon bei niedrigen Raumtemperaturen gasförmig sind. Im Gegensatz zu früheren Produkten bestehen Acrylfarben heute bereits aus wasserlöslichen Dispersionen. Dadurch besitzen sie einen geringeren Gehalt an flüchtigen Verbindungen und gelten als weitgehend sicher. Trotz deren Reduktion sind flüchtige organische Verbindungen und damit auch die Geruchsstoffe jedoch nicht vollständig eliminiert. Eine Exposition kann deshalb Auswirkungen haben.

Das Fraunhofer IVV hat die geruchsaktiven Bestandteile von Acrylfarben nun näher untersucht. Für die Analyse wurden sechs regulär im Handel erhältliche Acrylfarben für den Künstlerbedarf ausgewählt. Die Muster wurden von einem geschulten Sensorikpanel im Fraunhofer IVV charakterisiert. Der Geruch ist dabei vor allem auf verschiedene Benzolderivate zurückzuführen. Die dabei im Wesentlichen identifizierten Geruchssubstanzen sind Styrol, Ethylbenzol, Isopropylbenzol, sec-Butylbenzol und Propylbenzol. Sie verursachen den kunststoffartigen und lösungsmittelähnlichen Geruch der Farben. Eine entscheidende Rolle spielen auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, darunter Naphthalin, Indan und Tetralin-Derivate sowie verschiedene Acrylate.

Von der Analyse zu risikoärmeren Produkten

Prof. Andrea Büttner identifiziert mit ihren Analysemethoden basierend auf Techniken aus der Aromaforschung Geruchsstoffe in unterschiedlichen Produkten. »Mit unseren Arbeiten legen wir die entscheidenden Grundlagen zur Vermeidung«, so die stellvertretende Leiterin des Fraunhofer IVV und Leiterin der Abteilung Analytischen Sensorik weiter. Patrick Bauer aus ihrem Team hat die Ende November 2018 veröffentlichte Studie zu den Geruchsstoffen in Acrylfarben federführend geleitet. »Die nachgewiesenen Benzolderivate, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe sowie geruchsaktiven und gesundheitlich bedenklichen Acrylate sollten in Acrylfarben vermieden werden«, erläutert Patrick Bauer. »Sowohl der Geruch als auch das potenzielle gesundheitliche Risiko, das von den gefundenen Stoffen ausgeht, können dadurch reduziert werden. Die Auswahl der zugesetzten Lösungsmittel und weichmachenden Komponenten spielen dabei eine bedeutende Rolle«.

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