Flüssiges Gas als Treibstoff: Schifffahrt braucht noch viel Zeit
(dpa) Die Umstellung der globalen Schifffahrt auf klimafreundlichere Treibstoffe wird noch Jahrzehnte dauern. Zwar könnten immer mehr Schiffe verflüssigtes Erdgas (LNG) tanken, doch bleibe ihr Anteil an der weltweiten Handelsflotte zunächst noch gering, teilte die Maritime LNG Plattform am Dienstag in Hamburg mit. Zur Zeit seien weltweit nur einige 100 Schiffe mit LNG unterwegs, bei einer Weltflotte von 50.000 bis 80.000 Schiffen, je nach Abgrenzung.
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Bei den Schiffen, die neu in Auftrag gegeben werden, liege der LNG-Anteil bedeutend höher: Bei neuen Kreuzfahrtschiffen ist LNG mittlerweile Standard, bei Frachtschiffen wird nach einer Schätzung von Prof. Friedrich Wirz von der TU Harburg bei rund der Hälfte der Schiffe zumindest die Möglichkeit von LNG eingebaut. Bis jedoch die komplette Weltflotte einmal erneuert ist, vergehen nach Experteneinschätzung mindestens 30 Jahre.
LNG könne als Übergangstechnologie für die nächsten 20 bis 30 Jahre dienen, sagte der Initiator der Maritimen LNG Plattform, der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust. Der Hamburger Hafen sei jedoch nur «mittelmäßig» auf die Herausforderungen der Energiewende vorbereitet. «Immer wenn es konkret wird, dann wird es auch schwierig.»
Die Schifffahrt sei bereit für mehr Umweltschutz, es fehlten jedoch die passenden Rahmenbedingungen, sagte der Geschäftsführer der Maritimen LNG Plattform, Georg Ehrmann. Er forderte Investitionen in eine LNG-Infrastruktur und eine Fortsetzung der Förderung durch den Bund.
Bisher gibt es in Deutschland kein Importterminal zur Betankung von Schiffen mit flüssigem Erdgas. Private Investoren verfolgen Projekte in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie in Stade und Wilhelmshaven in Niedersachsen. Die Investitionskosten betragen jeweils rund 500 Millionen Euro. Nach Einschätzung der LNG Plattform könnten auch zwei der Projekte verwirklicht werden, Entscheidungen sollen im Herbst fallen. Im Jahr 2022 könnte das Terminal dann betriebsbereit sein und die Versorgungssituation für die Schifffahrt in Deutschland deutlich verbessern. Speziell das Terminal in Brunsbüttel ist umstritten. Nach einem Gutachten im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe soll es nicht genehmigungsfähig sein.
Durch LNG als Treibstoff werden Feinstaub, Stickoxide und Schwefel deutlich reduziert, CO2 jedoch nur zu 20 Prozent. Die Schifffahrt steuert 2,2 Prozent der globalen CO2-Emissionen bei, will den Ausstoß bis 2050 jedoch deutlich reduzieren. Dazu sollen neben fossilem LNG auch Biogas und synthetisches Gas beitragen. Andere Energieträger sind für den Antrieb von Schiffen bislang aus wirtschaftlichen Gründen nicht geeignet.
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