Künstliche Intelligenz zur Prozessoptimierung in der Industrie

High-Tech Gründerfonds und Bayern Kapital investieren in IT-Start-up

30.04.2020 - Deutschland

Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) hat sich gemeinsam mit Bayern Kapital im Rahmen einer Seed-Finanzierungsrunde in insgesamt siebenstelliger Höhe am Münchener IT-Start-up Erium beteiligt. Weiterer Co-Investor ist die SAR Elektronic GmbH. Mit Eriums Software-Lösung „HALerium“ lassen sich hochkomplexe Fertigungs- und Montageprozesse auch mithilfe geringer Datenmengen transparent und verständlich modellieren und optimieren.

mohamed_hassan, pixabay.com, CC0

Symbolbild

Industrielle Fertigungsprozesse werden immer komplexer. In der Produktion führt diese zunehmende Komplexität zu fehlerhaften Maschineneinstellungen, steigenden Fehlerquoten, Nacharbeit und einem erhöhten Ressourcenverbrauch. Machine-Learning-Modelle und künstliche Intelligenz können dem entgegenwirken, scheitern in der Praxis aber häufig an unzureichender Datenbasis und -qualität. Auch sind die Prozesse oft intransparent und für die Mitarbeiter nicht nachvollziehbar. Die Erstellung solcher Modelle durch Data Scientists ist zudem meist kostspielig und langwierig.

Das Unternehmen Erium mit Sitz in Garching bei München hat eine innovative KI-Lösung namens HALerium entwickelt, die den Prozessverantwortlichen (beispielsweise Ingenieuren oder Produktionsleitern) ermöglicht, diese Machine-Learning-Modelle selbstständig auf Basis ihres Domänenwissens zu erstellen und mit einem Bruchteil der üblicherweise erforderlichen Datenmenge zu trainieren. Somit wird künstliche Intelligenz mit unternehmensinternem Prozess- und Expertenwissen systematisch verknüpft. Dadurch bietet HALerium den Mitarbeitern Unterstützung beim Verständnis der bestehenden, komplexen Abläufe und macht diese für alle Beteiligten objektiv nachvollziehbar. HALerium wird in bestehende Softwareprodukte integriert, die beim jeweiligen Unternehmen bereits im Einsatz sind, und prognostiziert darin sowohl das Ergebnis einzelner Steuerungsentscheidungen als auch unerwünschte Endresultate (zum Beispiel materialbedingte Ausschussmengen). In der Folge gibt HALerium in Echtzeit konkrete Handlungsempfehlungen zur Optimierung der jeweiligen Prozesse. Durch HALerium können Unternehmen ihre Fertigungsqualität steigern, Betriebsmittelverschleiß verringern, Ressourcen schonen und erforderliche Nacharbeit reduzieren. Gleichzeitig profitieren die Mitarbeiter auch ohne Vorkenntnisse von der unterstützenden Wirkung künstlicher Intelligenz.

Erium konnte bereits einige renommierte Kunden überzeugen: BMW nutzt HALerium bereits in einer Fertigungsstraße, mit einem weiteren namhaften Fahrzeughersteller ist das Unternehmen zurzeit im Gespräch. Auch bei Festo SE (Steuerungs- und Automatisierungstechnik) und der Meissner AG (Werkzeugbau) ist die Software der Münchener bereits erfolgreich im Einsatz. Die Mittel aus der nun abgeschlossenen Finanzierungsrunde plant Erium vor allem in die Akquise weiterer Mitarbeiter sowie in die Weiterentwicklung seiner Produkte zu investieren.

"Junge IT-Unternehmen haben es am Markt nicht immer leicht, gerade in der Anfangsphase. Wir sind überzeugt, dass unsere KI-Lösung einer Vielzahl an Industrie-Unternehmen eine große Unterstützung sein kann. Deshalb sind wir unseren drei Investoren für die Möglichkeit sehr dankbar, uns trotz des momentan schwierigen Finanzierungsumfeldes bereits heute optimal für die kommenden Wachstumsjahre aufstellen zu können", sagt Dr. Theo Steininger, Geschäftsführer von Erium.

"Wir freuen uns, Erium gemeinsam mit zwei erfahrenen Investoren aus dem Venture-Capital- und Industrieumfeld unterstützen zu können. Datengetriebene Verfahren zur Prozessprognose und -optimierung werden im Kontext von Industrie 4.0 stark nachgefragt, trotzdem sind erfolgreiche Optimierungsverfahren und deren produktiver Einsatz bei Kunden aufgrund der häufig komplexen und sehr dynamischen Produktionsumgebungen noch immer eine Seltenheit. Erium kann hier als junges Unternehmen bereits vielversprechende Kundenerfolge vorweisen", sagt Gregor Haidl, Investment Manager bei High-Tech Gründerfonds.

"Auf dem Weg zur Industrie 4.0 treffen neue Technologien wie Machine Learning auf hochkomplexe Anwendungsbereiche. Erium hat mit seiner Lösung eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Prozessmodellierung und Prozessoptimierung mithilfe künstlicher Intelligenz zwar weiterhin anspruchsvoll bleiben, aber für die Anwender transparent, leichter verständlich und beherrschbar gemacht werden können. Für den Industrie- und Hightechstandort Bayern, aber auch darüber hinaus, kommen Investitionen in junge Innovatoren wie Erium, von deren Lösungen sowohl Unternehmen als auch deren Mitarbeitern profitieren, deshalb entscheidende Bedeutung zu", sagt Roman Huber, Geschäftsführer von Bayern Kapital.

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