BASF: EBIT sinkt im 2. Quartal aufgrund geringerer Nachfrage infolge der Corona-Pandemie

Für das dritte Quartal erwartet BASF noch keine wesentliche Verbesserung

30.07.2020 - Deutschland

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben sich auf die BASF-Gruppe im zweiten Quartal 2020 wie erwartet deutlich stärker ausgewirkt als im ersten Quartal dieses Jahres. Die Kundenindustrien waren dabei in unterschiedlichem Maße betroffen: Besonders der Nachfrageeinbruch aus der Automobilindustrie belastete BASF, während die Nachfrage aus der Wasch- und Reinigungsmittelindustrie sowie der Lebensmittelindustrie stabil war. An allen wichtigen Standorten weltweit konnte BASF die Produktion fortführen.

geralt, pixabay.com

Symbolbild

„Nach wie vor ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung für uns alle“, sagte BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller, der gemeinsam mit Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel die Zahlen des zweiten Quartals vorstellte. Brudermüller sieht auch Chancen: „Die Situation ist ein Katalysator für Veränderungen. Eine Gelegenheit, vieles anders zu machen. Wir haben uns bei BASF schnell auf neue Prozesse eingestellt. Die Bereitschaft zur virtuellen Kommunikation ist überall hoch, intern und mit unseren Kunden.“ In diesen Zeiten kann BASF nach Aussage ihres Vorstandsvorsitzenden auf viele Stärken bauen: flexible und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein breit aufgestelltes Portfolio und die Finanzkraft des Unternehmens.

Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit und Intransparenz der wirtschaftlichen Entwicklung macht BASF weiterhin keine konkreten Aussagen zur Umsatz- und Ergebnisentwicklung für das Gesamtjahr 2020. Für das dritte Quartal erwartet BASF noch keine wesentliche Verbesserung des EBIT vor Sondereinflüssen gegenüber dem zweiten Quartal 2020. Das liegt unter anderem an der im August generell niedrigeren Nachfrage und an der Saisonalität des Agricultural-Solutions-Geschäfts.

Wirtschaftliche Performance der BASF-Gruppe im zweiten Quartal 2020

Der Umsatz ging im zweiten Quartal 2020 um 12 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro zurück. Dies war vor allem auf niedrigere Absatzmengen von minus 11 Prozent zurückzuführen. Die Preise sanken um 1 Prozent, hauptsächlich aufgrund niedrigerer Preise für Basischemikalien. Deutlich höhere Preise im Segment Surface Technologies und leicht höhere Preise im Segment Agricultural Solutions konnten dies nur teilweise ausgleichen. Die Preise von Surface Technologies wurden gestützt durch gestiegene Preise für Edelmetalle im Unternehmensbereich Catalysts. Portfolioeffekte trugen plus 1 Prozent bei. Diese standen vor allem im Zusammenhang mit der Übernahme des Polyamidgeschäfts von Solvay. Währungseffekte beliefen sich auf minus 1 Prozent. Die Abwertungen des brasilianischen Real und des argentinischen Peso waren hier die Hauptgründe.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit 226 Millionen Euro um 77 Prozent unter dem Wert des zweiten Quartals 2019. Mit Ausnahme von Nutrition & Care und Sonstige, die das Ergebnis steigerten, und Agricultural Solutions mit einem Ergebnis fast auf dem Niveau des Vorjahresquartals, verzeichneten alle anderen Segmente niedrigere Ergebnisse. Dies war eine Folge des ausgeprägten Nachfragerückgangs in den meisten BASF-Kundenindustrien. Auf die Segmente Chemicals und Materials entfielen 70 Prozent des Ergebnisrückgangs.

Die Sondereinflüsse im EBIT beliefen sich auf minus 167 Millionen Euro im Vergleich zu minus 488 Millionen Euro im zweiten Quartal 2019. Sonderbelastungen standen zum Beispiel im Zusammenhang mit der Ausgliederung des Pigmentgeschäfts. Auch die Corona-Hilfskampagne „Helping Hands“ von BASF zählt dazu. Im Vorjahresquartal waren Sonderbelastungen hauptsächlich durch Einmalkosten für das Exzellenzprogramm entstanden sowie durch die Abschreibung einer erdgasbasierten Investition an der US-Golfküste. Das EBIT ging daher im zweiten Quartal 2020 um 88 Prozent auf 59 Millionen Euro zurück.

Das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen verringerte sich auf –878 Millionen Euro nach fast 6 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2019. Im zwei­ten Quartal 2020 musste BASF eine nicht zahlungswirksame Wertberichtigung der Beteiligung an Wintershall Dea vornehmen. Niedrigere langfristige Öl- und Gaspreisszenarien sowie veränderte Einschätzungen von Reserven führten zu einer Wertminderung von 819 Millionen Euro. Im zweiten Quartal des Vorjahres war im Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen ein Buchgewinn von 5,7 Milliarden Euro aus der Entkonsolidierung von Wintershall enthalten.

Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit stieg von 1,9 Milliarden Euro auf 2,2 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2020. Maßgeblich für den Anstieg war eine um 336 Millionen Euro höhere Mittelfreisetzung aus dem Nettoumlaufvermögen. Der Free Cashflow stieg gegenüber dem zweiten Quartal 2019 um mehr als 500 Millionen Euro und belief sich auf 1,5 Milliarden Euro.

Entwicklung der BASF-Segmente im zweiten Quartal 2020

Der Umsatz im Segment Chemicals lag bei 1,8 Milliarden Euro. Er nahm gegenüber dem zweiten Quartal 2019 in beiden Unternehmensbereichen deutlich ab, vor allem im Bereich Petrochemicals. Im Wesentlichen resultierte der Umsatzrückgang aus deutlich niedrigeren Preisen in beiden Bereichen. Im Bereich Petrochemicals sanken die Preise vor allem infolge einer höheren Produktverfügbarkeit im Markt sowie gesunkener Rohstoffpreise. Im Bereich Intermediates gingen die Preise insbesondere aufgrund einer anhaltend geringen Nachfrage zurück. Demgegenüber konnte das Segment Chemicals den Absatz aufgrund einer positiven Mengenentwicklung im Bereich Petrochemicals steigern.

Das EBIT vor Sondereinflüssen lag mit –2 Millionen Euro deutlich unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Der deutliche Rückgang betraf beide Unternehmensbereiche, insbesondere jedoch Intermediates. Dort trugen vor allem der Mengenrückgang und höhere Fixkosten, hauptsächlich aufgrund der stufenweisen Inbetriebnahme der neuen Acetylen-Anlage in Ludwigshafen, zum Ergebnisrückgang bei. Gestiegene Margen aufgrund gesunkener Rohstoffpreise konnten dies teilweise kompensieren und führten insgesamt zu einem positiven EBIT vor Sondereinflüssen im Bereich Intermediates. Das EBIT vor Sondereinflüssen von Petrochemicals sank hauptsächlich infolge turnusmäßiger Wartungsabstellungen in Nanjing/China und niedrigerer Margen. Darüber hinaus kam es im Juni zu einer außerplanmäßigen Wartungsabstellung des Steamcrackers in Port Arthur/Texas.

Im Segment Materials lag der Umsatz mit 2,1 Milliarden Euro deutlich unter dem des zweiten Quartals 2019. Die Umsatzentwicklung war hauptsächlich bedingt durch deutlich niedrigere Mengen in beiden Bereichen infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie, vor allem im Bereich Performance Materials. Der Absatzrückgang war dort insbesondere auf die deutlich geringere Nachfrage aus der Automobilindustrie zurückzuführen. Zudem gingen die Mengen auch in der Konsumgüter- und Bauindustrie zurück. Im Bereich Monomers sanken vor allem die Mengen von Isocyanaten. Ein deutlich gesunkenes Preisniveau für Isocyanate und Polyamide im Bereich Monomers trug ebenfalls zum Umsatzrückgang bei. Im Bereich Performance Materials nahmen die Preise leicht ab. Portfolioeffekte aus dem Erwerb des integrierten Polyamidgeschäfts von Solvay wirkten in beiden Bereichen umsatzsteigernd, Währungseinflüsse hingegen negativ.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag bei –80 Millionen Euro und ging verglichen mit dem Vorjahresquartal in beiden Unternehmensbereichen deutlich zurück, insbesondere im Bereich Monomers. Dies resultierte im Wesentlichen aus niedrigeren Isocyanate-Margen infolge der schwachen Nachfrage. Das EBIT vor Sondereinflüssen im Bereich Performance Materials sank ebenfalls deutlich, vor allem aufgrund der niedrigeren Mengen.

Der Umsatz im Segment Industrial Solutions sank in beiden Unternehmensbereichen verglichen mit dem des Vorjahresquartals deutlich auf insgesamt 1,8 Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür waren deutlich niedrigere Mengen in beiden Bereichen. Im Unternehmensbereich Performance Chemicals belastete eine schwache Nachfrage die Absatzentwicklung, insbesondere in den Arbeitsgebieten Kraft- und Schmierstoffadditive sowie Ölfeldchemikalien. Im Unternehmensbereich Dispersions & Pigments konnte ein höherer Absatz von Halbleitern im Arbeitsgebiet Elektronikmaterialien die geringeren Mengen in allen anderen Arbeitsgebieten nicht ausgleichen. Darüber hinaus trugen leicht geringere Preise in beiden Bereichen, vor allem jedoch in Dispersions & Pigments, zum Umsatzrückgang bei. Das Preisniveau nahm hauptsächlich aufgrund gesunkener Rohstoffpreise ab.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag bei 163 Millionen Euro und ging verglichen mit dem Vorjahresquartal in beiden Bereichen deutlich zurück. Maßgeblich hierfür war die Mengenentwicklung. Leicht niedrigere Fixkosten wirkten in beiden Bereichen gegenläufig.

Im Segment Surface Technologies ging der Umsatz aufgrund eines deutlichen Umsatzrückgangs im Unternehmensbereich Coatings leicht auf 3,1 Milliarden Euro zurück. Im Bereich Catalysts steigerte BASF den Umsatz hingegen deutlich. Maßgeblich für die Umsatzentwicklung war ein deutlich geringerer Absatz in beiden Bereichen. Dieser resultierte aus der geringen Nachfrage aus der Automobilindustrie infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Im Bereich Catalysts wirkten niedrigere Mengen insbesondere für Emissionskatalysatoren, im Edelmetallhandel sowie für Raffineriekatalysatoren umsatzmindernd. Im Bereich Coatings gingen die Mengen in allen Arbeitsgebieten zurück. Insgesamt deutlich höhere Preise aufgrund gestiegener Edelmetallpreise im Bereich Catalysts wirkten gegenläufig. Der Umsatz im Edelmetallhandel erhöhte sich preisbedingt auf 1,5 Milliarden Euro (Vorjahresquartal: 1,1 Milliarden Euro). Im Bereich Coatings stiegen die Preise leicht, im Wesentlichen in den Arbeitsgebieten Bautenanstrichmittel sowie Oberflächentechnik.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit –151 Millionen Euro deutlich unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Ausschlaggebend hierfür war die Absatzentwicklung in beiden Bereichen.

Den Umsatz im Segment Nutrition & Care steigerte BASF leicht auf 1,6 Milliarden Euro im Vergleich zum zweiten Quartal 2019. Grund hierfür war ein deutliches Umsatzwachstum im Unternehmensbereich Nutrition & Health, während der Umsatz von Care Chemicals auf dem Niveau des Vorjahresquartals lag. Wesentlich für den leichten Umsatzanstieg waren höhere Mengen in beiden Bereichen. Die deutliche Absatzsteigerung in Nutrition & Health war insbesondere auf die Arbeitsgebiete Aromainhaltsstoffe, Pharma und Humanernährung zurückzuführen. Der Bereich Care Chemicals erhöhte den Absatz leicht. Gesteigerte Mengen in den Arbeitsgebieten Home Care, Industrial & Institutional Cleaning and Industrial Formulators sowie Oleo­chemische Tenside und Fettalkohole trugen zum Umsatzwachstum bei. Negative Währungseffekte, hauptsächlich in Südamerika, wirkten gegenläufig. Ein leicht niedrigeres Preisniveau wirkte ebenfalls umsatzmindernd.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen erhöhte das Segment im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich auf 256 Millionen Euro aufgrund eines deutlich gesteigerten Beitrags von Nutrition & Health. Dies resultierte insbesondere aus mengen- und preisbedingt höheren Margen. Das EBIT vor Sondereinflüssen im Bereich Care Chemicals sank leicht infolge höherer Fixkosten, hauptsächlich aufgrund einer vertraglichen Einmalzahlung im Vorjahresquartal.

Im Segment Agricultural Solutions ging der Umsatz verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 leicht auf rund 1,8 Milliarden Euro zurück. Dies war vor allem zurückzuführen auf negative Währungseffekte, insbesondere in der Region Südamerika, Afrika, Naher Osten. Höhere Mengen, in allen Regionen außer Euro­pa, sowie ein höheres Preisniveau wirkten umsatzsteigernd.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit 120 Millionen Euro fast auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Währungseffekte sowie ein unvorteilhafter Produktmix beeinflussten das EBIT vor Sondereinflüssen negativ. Deutlich niedrigere Fixkosten konnten dies annähernd kompensieren. Das EBIT enthielt im Vergleich zum Vorjahresquartal geringere Sondereinflüsse für die Integration der von Bayer akquirierten Geschäfte.

Der Umsatz von Sonstige nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich ab auf 507 Millionen Euro. Ausschlaggebend waren der Rückgang im Rohstoffhandel sowie der verbliebenen Aktivitäten aus dem Papier- und Wasserchemikaliengeschäft. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Sondereinflüssen von Sonstige lag mit –80 Millionen Euro deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals.

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