Corona-Blitzumfrage: Kunststoffindustrie erholt sich nur langsam
Ist die Talsohle schon erreicht?
Kunststoff Information Verlagsgesellschaft mbH
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Das sind die Ergebnisse der Gemeinschaftsumfrage des Branchendienstes KI – Kunststoff Information und des Fachmagazins K-PROFI unter Entscheidern der Kunststoffbranche im Oktober 2020. Mit 567 Antworten aus allen Zweigen der Kunststoffindustrie und allen Märkten der Kunststoffverarbeitung zeichnet sie das aktuell vermutlich umfassendste und belastbarste Bild der Branche.
Vor allem die Hersteller von Konsumwaren und Baubedarf haben in Hinblick auf die Auslastung ihr Vorjahresniveau wieder erreicht. Die restlichen Unternehmen der Kunststoffverarbeitung verzeichnen jedoch nicht unerhebliche Einbußen. 79 Prozent der Befragten gaben an, dass sie im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgänge in der Auslastung hinnehmen mussten. Im Halbjahresvergleich sind es nach wie vor 56 Prozent der Befragten. Selbst die 40 Prozent der Medizinzulieferer und ein Drittel der Packmittelproduzenten, die in der ersten Blitzumfrage im April 2020 noch keine Delle ausmachen konnten, verzeichnen mittlerweile Einbußen. „Wie in jeder Krise wird es auch in der Coronakrise Gewinner geben, doch deren Zahl schrumpft“, sieht KI-Chefredakteur Peter Reinhardt einen Abwärtstrend. Insgesamt liegen die Rückmeldungen der einzelnen Branchenzweige sehr nah beieinander, und es zeigt sich auch, dass kleinere Betrieb deutlich stärker von Nachfrageschwäche und Mindestauslastung betroffen sind als größere.
Trotz des starken Rückganges in der Auslastung sehen 56 Prozent der Befragten die Talsohle für ihr eigenes Unternehmen erreicht. 4 Prozent erwarten diese zum Jahreswechsel und 12 Prozent im ersten Halbjahr 2021. Betrachtet man die einzelnen Branchenzeige im Vergleich, zeichnet sich eine breite Streuung ab. Die größte Zuversicht, das Gröbste hinter sich zu haben, zeigen mit 77 Prozent die Erzeuger, mit 72 Prozent die Distributeure und mit 67 Prozent die Recycler von Kunststoffen. Auch 80 Prozent der Automobilzulieferer verorten den Tiefpunkt bereits im 2. Quartal 2020. Bei den Kunststoffverarbeitern sind sich nur 55 Prozent sicher, dass die Talsohle durchschritten ist, während es bei den Maschinenherstellern nur 38 Prozent sind. Besonders pessimistisch sind die Packmittelproduzenten: Erst ein Drittel glaubt die Talsohle durchschritten zu haben, 43 Prozent vermögen den Tiefpunkt noch gar nicht abzusehen. „Die Betriebe der Kunststoffverarbeitung haben die pandemiebedingten Zusatzaufgaben wie einen erhöhten Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter sehr gut gelöst“, kommentiert K-PROFI-Chefredakteur Markus Lüling, „größte Herausforderung bleibt auch im Lockdown light das unbefriedigende Auftragsniveau in vielen wichtigen Wertschöpfungsketten.“
Der „Lockdown light“ könnte das Erreichen der Talsohle weiter nach hinten verschieben. 52 Prozent der Befragten rechnen durch die neuen Maßnahmen mit negativen Folgen für die weiteren Geschäfte. 3 Prozent sehen in ihm sogar eine Existenzbedrohung. 46 Prozent hingegen erwarten, dass der „Lockdown light“ keine Auswirkungen auf ihr Geschäft haben wird. Immerhin 32 Prozent, also gut ein Drittel, der befragten Unternehmen halten die Maßnahmen für übertrieben, während 58 Prozent die Einschränkungen für angemessen halten. Insgesamt wird zwar erwartet, dass die neuen Maßnahmen ihre Wirkung zeigen werden, dennoch wächst, im Vergleich zur Blitzumfrage im April 2020, die Kritik an den gegen die Pandemie getroffenen Maßnahmen. Waren es im Frühjahr noch 43 Prozent der Befragten, die die Maßnahmen für sehr wirksam hielten, sind es im Herbst nur noch 14 Prozent. In der Oktoberumfrage halten sogar 9 Prozent der Unternehmen die Maßnahmen für nutzlos.