Ukraine, Pandemie, Klimawandel: Welche Prioritäten die deutsche Chemie in der Krise setzt

Von welchen Herausforderungen fühlen sich die Chemieunternehmen am meisten betroffen?

25.04.2022 - Deutschland

Der Ukraine-Krieg und die Diskussionen um ein Gas-Embargo gegen Russland treffen die deutsche Chemie zu einer Zeit, in der sie ohnehin vor riesigen Herausforderungen steht. Drei Viertel der befragten Chemiemanager schätzen die mit der aktuellen Situation verbundenen Risiken als geschäftskritisch ein. Die größte Sorge bereiten die Preissteigerungen bei Gas und Strom. Trotz der aktuellen Krise fokussiert sich die deutsche Chemie eher auf zukunftsrelevante als auf existenzsichernde Maßnahmen.

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Symbolbild

Das ergab das 38. CHEMonitor-Trendbarometer, für das Innofact im Auftrag von CAMELOT Management Consultants und der Fachzeitung CHEManager Top-Manager der deutschen Chemieindustrie befragte. „Die chemische Industrie steht vor einer dramatischen Herausforderung mit außer Kontrolle geratenen Rohstoffmärkten und Logistikressourcen auf der einen Seite und nachgebenden Absatzmärkten auf der anderen Seite. Risikomanagement für resiliente Wertschöpfungsketten heißt das Gebot der Stunde“, kommentiert Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei CAMELOT, die CHEMonitor-Ergebnisse.

Für 75% der CHEMonitor-Teilnehmer sind die aktuellen Herausforderungen ungewöhnlich und mit geschäftskritischen Risiken verbunden. „Verantwortliche müssen jetzt vorausschauende Simulationsszenarien entwickeln, Risiken in den Versorgungsketten proaktiv quantifizieren und Entscheidungshilfen liefern, damit sie bereits heute wissen, wie sie die Lieferketten für die Zukunft – jede Zukunft – widerstandsfähig machen können“, so Josef Packowski.

Digitaler Wandel als größte Herausforderung

Unabhängig von der aktuellen Unsicherheit und der Belastung durch hohe Rohstoffpreise sind Chemieunternehmen derzeit mit vielen kurz- oder mittelfristig wirksamen Herausforderungen konfrontiert. Am häufigsten nannten die Chemiemanager dabei den digitalen Wandel (87%), gefolgt von der anhaltenden Pandemie (82%) und der Disruption globaler Lieferketten (80%). Politische Krisen (57%) hatten direkt vor Kriegsbeginn nur ein Drittel der Befragten auf der Agenda; nach dem 24. Februar stieg der Anteil auf 96%.

Befragt nach dem Fokus ihres Unternehmens in den kommenden 12 Monaten, gaben über 60% der CHEMonitor-Teilnehmer an, die Digitalisierung vorantreiben zu wollen, gefolgt von der Erschließung neuer Märkte (56%) sowie der Absicherung der Lieferketten (54%). „Die Ukraine-Krise könnte nach der Coronapandemie der zweite Beschleuniger für die Digitalisierung der Unternehmen werden. Im Fokus steht dabei sowohl die Vorsorge und Abwehr von Cyber-Attacken als auch die Unterstützung kurzfristiger Entscheidungsprozesse durch eine erhöhte Transparenz über relevante Ressourcen“, kommentiert Dr. Jörg Schmid, Studienleiter CHEMonitor, CAMELOT Management Consultants, die Ergebnisse der aktuellen Umfrage.

Für die aktuelle Studie wurden Top-Manager der deutschen Chemieindustrie von Mitte Februar bis Mitte März 2022 befragt. 60% der Befragungsteilnehmer antworteten vor Kriegsbeginn, der Rest danach. Und dennoch zeigten nur wenige Ergebnisse eine hohe Abhängigkeit vom Befragungszeitpunkt.

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