Geschäftserwartungen der Chemie fallen auf Tief seit 1991
Der Krieg in der Ukraine belaste die Branchenkonjunktur erheblich
(dpa) Angesichts der Energiekrise ist die deutsche Chemieindustrie so pessimistisch wie seit mehr als 30 Jahren nicht. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate sanken im August auf minus 55 Punkte, berichtete das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag. «Das ist der schlechteste Wert seit 1991.»
Noch heftiger sackte die Bewertung der aktuellen Geschäftslage ab. Erstmals seit September 2020 bewerteten die Chemie-Unternehmen sie wieder negativ (minus 8 Punkte), nach einem Wert von plus 22 in diesem Juli. Im Ergebnis fiel das Geschäftsklima, das sich aus Lage und Erwartungen ergibt, auf minus 33 Punkte im August (Juli: minus 14). Der Krieg in der Ukraine belaste die Branchenkonjunktur erheblich, erläuterten die Ifo-Forscher.
Die Chemie-Unternehmen wollen nun deutlich weniger produzieren, hieß es. Etwas entspannt habe sich nur die Materialknappheit. Doch noch immer berichteten 50 Prozent der Chemiefirmen von Nachschubproblemen.
In der Chemie- und Pharmaindustrie sind die Sorgen groß, dass Russland die schon eingeschränkten Gaslieferungen nach Deutschland komplett einstellen könnte. Die Branche mit mehr als 530.000 Beschäftigten hierzulande ist laut dem Branchenverband VCI größter deutscher Gasverbraucher mit einem Anteil von 15 Prozent, knapp ein Drittel des Industrieverbrauchs entfällt allein auf sie. Die Chemie- und Pharmabranche braucht Gas als Energie und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung - etwa in Kunststoffen, Arzneien und Düngemitteln.
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