Mit Expertise in die elektrische Zukunft

Bund fördert Ausbildungszentrum für Batterie-Fachkräfte in Itzehoe mit 20 Millionen Euro

11.10.2023

Schleswig-Holsteins Westküste wird zum Batterie-Cluster: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in Itzehoe mit der Übergabe eines Förderbescheids, das Startsignal für den Aufbau eines Qualifikationszentrums für Batterie-Fachkräfte gegeben. Der Bund unterstützt das Projekt mit gut 20 Millionen Euro. Ab 2026 sollen dort pro Jahr bis zu 900 Fachkräfte qualifiziert werden. Das Projekt ist bundesweit einzigartig und hat Pilotcharakter. Die Aus- und Weiterbildungsinitiative wird von fünf gleichberechtigten Partnern umgesetzt: den beiden Batterieherstellern Northvolt und CustomCells, dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT), dem Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) und dem Weiterbildungsunternehmen Heinze Akademie GmbH. Träger des Projekts ist die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH.

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Schleswig-Holsteins Westküste wird zum Batterie-Cluster: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am heutigen Montag in Itzehoe mit der Übergabe eines Förderbescheids, das Startsignal für den Aufbau eines Qualifikationszentrums für Batterie-Fachkräfte gegeben.

Die Batteriezellproduktion hat sich in Deutschland zu einem Schlüsselsektor entwickelt. Leistungsfähige Energiespeicher sind ein wesentlicher Baustein der Energie- und Antriebswende, auf der Straße, aber auch in der Luft oder zu Wasser. Durch die rasant steigende Nachfrage nach Batterien entsteht ein außerordentlicher Markt – mit prognostizierten Wachstumsraten von jährlich 30 Prozent. Treiber ist vor allem die Elektromobilität auf der Straße: Allein in Deutschland plant die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 mit 15 Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen. Doch der europaweite Fachkräftemangel droht das hohe Innovationstempo und die Wachstumschancen der Branche auszubremsen. Um diesem in der aufstrebenden Lithium-Ionen-Batterieindustrie an der schleswig-holsteinischen Westküste entgegenzutreten, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Itzehoe einen Förderbescheid des Bundes über rund 20 Millionen Euro an eine fünfköpfige Konsortial-Gruppe des Batterie-Clusters übergeben.

Ein Batteriewunder am Standort Deutschland ist möglich – und eine Jahrhundertchance. Da sind sich die Vertreter des Kompetenzteams QuW-LIB (Qualifikation und Weiterbildung von Fachkräften entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltiger Lithium-Ionen-Batterien) aus der Metropolregion Hamburg sicher. Das Konsortium analysiert den Fachkräftebedarf der Batterieindustrie und entwirft passgenaue Qualifikationsprofile und Qualifizierungskonzepte. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Einzug von Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) in die Produktion erfordern einen ganzheitlichen Ansatz in der Aus- und Weiterbildung.

Die drohende Fachkräfte-Lücke soll durch dieses Engagement nachhaltig geschlossen werden – und Vorbildcharakter für ganz Deutschland haben.

Hintergrund: Nach Schätzungen der Bundesregierung entstehen allein in Deutschland in den kommenden Jahren mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der Batterieproduktion, -verwendung sowie im -recycling. Mit der Ankündigung neuer und künftiger Projekte – vor allem im Bereich der Elektromobilität auf der Straße oder in der Luft – könnte diese Zahl nochmals deutlich steigen. Auch im hohen Norden, der innovativen Energieküste: Anlässlich der geplanten Ansiedlung der Northvolt-Batteriezell-Fabrik in Heide im Jahr 2026 und der Expansionspläne von CustomCells – Batterie-Premiumhersteller für die Auto- und Luftfahrt-Industrie aus Itzehoe – benötigt allein der Standort im Bundesland Schleswig-Holstein bis 2030 mehrere tausend Arbeitskräfte in diesem Bereich.

Mehr als 20 Millionen Euro für die Entwicklung von Berufsbildern der elektrischen Zukunft 

Um dieser positiven Entwicklung Rechnung zu tragen, ist schnelle, unbürokratische und flexible Hilfe notwendig. Diese kommt nun vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Form eines Förderbescheids für Berufsbilder einer grünen und elektrifizierten Zukunft in Höhe von 20.101.480,65 Euro. Ausgeschrieben wurde das Projekt vor zwei Jahren, die Kompetenz-Gruppe aus Norddeutschland beteiligte sich und gewann.

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck: „Die Batterietechnologie hat eine Schlüsselfunktion. Sie ist enorm wichtig für die Mobilität der Zukunft, die Energiewende und damit für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt. Gut ausgebildete Fachkräfte haben dafür eine immense Bedeutung. Wir fördern deshalb bundesweit unter anderem sechs Projekte zur Fachkräftesicherung im Batteriebereich. Hier in Itzehoe wird greifbar, wie diese Umsetzung gelingen kann. Damit kann das Projekt auch als Blaupause dienen überall dort, wo der Bedarf an Fachkräften auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt nicht gedeckt werden kann. Gemeinsam kommen wir so einem nachhaltigen und hochinnovativen Batterie-Ökosystem in Deutschland entscheidend näher.“

Das Fraunhofer-Institut ist einer der fünf Konsortialpartner, die sich im Batterie-Cluster an der Westküste engagieren: Darüber hinaus sind dies die beiden Batteriehersteller Northvolt Germany GmbH und die CustomCells Gruppe, sowie das Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) als Netzwerkbildner und die Heinze Akademie als Bildungs- und Digitalisierungsinnovator dabei. Träger des Projektes ist die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH mit Sitz in Berlin.

Energieküste mit Vorbildcharakter für ganz Deutschland

Dr. Dirk Abendroth, CEO von CustomCells, die das Förderprojekt gemeinsam mit der Heinze Akademie initiiert hatten, sagt: „Die Elektrifizierung der Mobilität ist zentral für die Energiewende. Dafür brauchen wir leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterien. Und diesen Bedarf können wir nur decken, wenn wir schnell, wirtschaftlich und in hoher Qualität Batteriezellen produzieren. Das können nur Spezialistinnen und Spezialisten, die auf den aktuellsten Anlagen ausgebildet wurden. Unser Projekt ist daher ein Meilenstein für die Fachkräftesicherung am Batteriestandort Deutschland und ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft.“

Christofer Haux, Geschäftsführer Northvolt Deutschland weiß, dass die Suche nach Fachexpertise über den lokalen Markt hinaus gehen muss und vor allem einheitliche Standards benötigt. Haux: „Die europäische Batteriezellindustrie ist eine Industrie im Aufbruch. Während in anderen Branchen bereits feste berufliche Rollenbilder und Ausbildungswege existieren, müssen wir diese Grundlagen erst schaffen. Dabei wird die Trainings-Kooperation mit unseren Partnern am Standort von Fraunhofer in Itzehoe eine Schlüsselrolle einnehmen.“ Northvolt plant 50 Kilometer nördlich, vor den Toren der Stadt Heide, den Bau einer Gigafactory mit 3000 Arbeitsplätzen und einem jährlichen Produktionsvolumen von 60 GWh. Mit der geplanten Jahresproduktion könnten eine Million Elektrofahrzeuge mit Batterien ausgestattet werden.

Qualifikations-Programm umfasst jährlich bis zu 900 Fachkräfte

Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre entsteht am Standort des Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) ein Kompetenzzentrum mit einer Lernstraße, die alle Prozessschritte der Produktionswertschöpfungskette vermittelt. Pro Jahr sollen dort dann ab 2026 jährlich 600 bis 900 Fachkräfte auf verschiedenen Niveau-Stufen des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) weitergebildet werden - von Angeboten auf dem Level von gewerblich-technischen Ausbildungen, bis hin zu fachlicher Expertise auf akademischem Niveau.

„Erneuerbare Energien sind der Fortschrittsmotor für den Industriestandort Deutschland. Schleswig-Holstein spielt bei der Energiewende eine Vorreiterrolle und gerade die Westküste mit dem Fraunhofer ISIT ragt als Leuchtturm im Bereich Forschung und Entwicklung weit über die regionalen Grenzen hinaus. Umso mehr freue ich mich, unsere langjährige Expertise bei der Entwicklung innovativer Batteriesysteme in dieses einmalige Projekt einzubringen”, sagt Prof. Dr. Holger Kapels, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer ISIT. Und Dr. Andreas Würsig, Leiter FAB-SH, ergänzt: „Mit QuW-LIB schaffen wir eine Talentschmiede auf höchstem Niveau für die dringend benötigten Fachkräfte in der stark wachsenden Batterieindustrie.“

Cluster-Struktur mit enormem Potenzial

„Hamburg und Schleswig-Holstein profitieren von einer guten wirtschaftlichen Zusammenarbeit wie bei der geplanten Ansiedlung von Northvolt in Heide. Das Bildungsangebot, das wir in QuW-LIB erarbeiten, ist in höchstem Maße relevant für die Energiewende und für viele unserer Clustermitglieder“, bekräftigt Jan Rispens, Geschäftsführer beim Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH).

Jan Heinze, geschäftsführender Gesellschafter des Konsortialführers Heinze Akademie GmbH, ergänzt: „Für die gesamte Region und für Deutschland als Wirtschaftsstandort ist das Projekt eine sehr große Chance und wir sehen uns in der Verantwortung, diese Chance unternehmerisch zu nutzen. Das heißt, wir werden nicht nur innovativste und maximal skalierbare Fachkräftetrainings entwickeln, sondern diese auch zum frühestmöglichen Zeitpunkt großmaßstäblich umsetzen.“

Positiv für den Batterie-Standort: Mithilfe der Digitalisierungsexpertise der Heinze Akademie können durch den Einsatz von Formaten in virtueller Umgebung (VR- und AR-Technologie) die Teilnehmenden-Zahlen bei Bedarf noch deutlich vergrößert, sowie orts- und zeitunabhängig umgesetzt werden, um den schnell wachsenden Bedarf an Fachkräften zu decken und gleichzeitig den Umgang mit Zukunftstechnologien zu simulieren. Im Fokus steht dabei die „grüne Batterie“, die möglichst wenig Ressourcen verbraucht und effizient recycelt werden kann.

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