Ein Hauch von «Dallas» am Rhein - Firmen entdecken das heimische Öl

01.09.2010 - Deutschland

(dpa) Am Ende kann der Besucher sich dann doch noch ein bisschen Öl anschauen. Ein kleines Glas mit einer Probe steht in einer Ausstellungsvitrine bei der BASF-Tochter Wintershall im pfälzischen Landau. In der rund 40?000 Einwohner zählenden Stadt fördert das Unternehmen seit 1955 den Rohstoff, nach dem die Menschheit lechzt. Sprudelnde Ölquellen - wie man sie etwa aus dem Fernsehklassiker «Dallas» kennt - gibt es hier zwar nicht. Trotzdem: Die Ölreserven in Rheinland-Pfalz sind größer als gedacht.

Der Schwerpunkt der Ölförderung in Deutschland befindet sich an und vor den Küsten, aber auch im Landesinneren kommt das Schwarze Gold vereinzelt vor. Etwa drei Prozent des jährlichen Ölbedarfs kann Deutschland aus eigenen Quellen decken. Daran hat Rheinland-Pfalz wiederum einen Anteil von drei Prozent. Das Bundesland bietet mit dem Oberrheintal aber deutlich mehr Potenzial, denn die Reserven sind größer als gedacht. Nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegt Rheinland-Pfalz mit einem Anteil von 18 Prozent an den Vorkommen auf Rang drei in Deutschland.

Wintershall fördert in Landau im Konsortium mit zwei anderen Unternehmen etwa 60 Tonnen Öl am Tag, im nahen Rülzheim weitere 2 Tonnen. Insgesamt wurden in der pfälzischen Stadt bislang 4,4 Millionen Tonnen gewonnen. Die Lagerstätte ist Wintershall zufolge zu etwa 30 Prozent ausgebeutet. Wintershall geht davon aus, dass hier noch über Jahre hinweg Öl fließen wird.

Thomas Ruttmann ist bei Wintershall Betriebsleiter der Erdölwerke in Süddeutschland. «Wenn man nur das geförderte Volumen betrachtet, produzieren wir hier in der Hauptsache Wasser», sagt er mit einem Schmunzeln. Der Wasseranteil der Flüssigkeit, die aus dem Boden kommt, liegt in Landau bei 92 Prozent - ein relativ hoher Wert. In großen Tanks wird das Öl vom Wasser getrennt, anschließend geht der Rohstoff zur Weiterverarbeitung in eine Raffinerie nach Karlsruhe.

Das Öl kommt über Leitungen aus den etwa 70 aktiven Bohrungen in und um Landau. Dort wird es mit sogenannten Pferdekopfpumpen aus der Erde geholt. Weil sich das Öl in vielen verschiedenen Schichten in der Erde findet und mühsam aus dem Gestein herausgeholt werden muss, ist die Ölförderung in Landau vergleichsweise aufwendig. «Ob sich das lohnt, ist auch immer eine Frage der Entwicklung des Ölpreises», sagt Ruttmann.

Da der Ölpreis angesichts schwindender Reserven aber eher steigen wird, kommen auch andere Firmen in die Provinz. So fördert seit einigen Jahren auch die französische GDF-Suez-Gruppe in Speyer in einem Konsortium Öl.

Ein Zufall brachte das Öl zutage: In Speyer - rund 30 Kilometer von Landau entfernt - wurde bei einem Geothermie-Projekt nach heißem Wasser in der Tiefe gesucht. Und dabei wurde das Öl entdeckt. «Ohne die Geothermie hätte man gar nicht gewusst, dass es dort Öl gibt», sagt ein Sprecher von GDF Suez. Auch bei Wintershall bestätigt man, dass die geologischen Untersuchungen auch in Sachen Öl interessante Erkenntnisse bringen.

Beim rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz registriert man ein verstärktes Interesse von Firmen an der Ölsuche. Der Oberrheingraben gelte inzwischen als Region mit Potenzial. «Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren neue Ölfelder und Bohrungen dazukommen werden», sagt der zuständige Abteilungsleiter Andreas Tschauder.

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