Lebensmittelverpackungen aus Recyclingmaterialien müssen sicher sein

Neuntes BfR-Forum Verbraucherschutz beschäftigt sich mit gesundheitlichen Risiken durch Recycling-Verpackungen

08.11.2010 - Deutschland

Rund 300 Teilnehmer diskutierten am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin auf dem 9. BfR-Forum Verbraucherschutz unter dem Titel „Lebensmittel sicher verpacken - Gesundheitliche Risiken bei recycelten Materialien?“ über Lebensmittelverpackungen aus Recyclingmaterialien, ihren Nutzen für nachhaltiges Wirtschaften und ihre gesundheitlichen Risiken für Verbraucher. So sind Kartonverpackungen aus Recyclingpapier in den letzten Monaten in die Diskussion geraten, nachdem darin Rückstände von Mineralöl nachgewiesen worden waren, die in relevanten Mengen auf die Lebensmittel in der Verpackung übergehen können. „Eine abschließende gesundheitliche Bewertung dieser Rückstände ist derzeit noch schwierig, weil es sich um komplexe Gemische handelt“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Auch gibt es bisher nur wenige Labore, die über geeignete Analysengeräte zu deren Nachweis verfügen. Die Teilnehmer des BfR-Forums waren sich einig, dass dringend Lösungen für eine Reduzierung der Übergänge von Mineralöl aus Kartonverpackungen aus Recyclingpapier auf Lebensmittel gefunden werden müssen.

Von der Ernte bzw. Herstellung eines Lebensmittels bis zum Verzehr des Produktes vergehen Stunden bis Monate, in einigen Fällen sogar Jahre. Um Lebensmittel zu lagern, zu transportieren und vor Verderb zu schützen, werden sie verpackt. Lebensmittelverpackungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Ging man vor 50 Jahren beispielsweise Milch einkaufen, brachte man dazu noch die Milchkanne aus Glas oder Metall mit, heute kauft man in der Regel einen Verbundkarton, der nach dem Verzehr der Milch dem Recycling zugeführt wird.

Lebensmittelverpackungen unterliegen lebensmittelrechtlichen Anforderungen. Aus der Verpackung dürfen keine unerwünschten Stoffe in das Lebensmittel übergehen, damit weder die Qualität des Lebensmittels noch die Gesundheit von Verbrauchern beeinträchtigt wird. Um Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden, werden auch Lebensmittelverpackungen teilweise aus Recycling-Materialien hergestellt. Während das Recycling von Kunststoffmaterialien vergleichsweise gut reguliert ist, tauchen im Bereich der Kartonverpackungen aus Recycling-Papier immer wieder zuvor unbekannte Verbindungen auf.

Jüngster Fall sind Mineralölrückstände in Kartonverpackungen für Lebensmittel. Sie stammen aus den Druckfarben von Zeitungspapier, das zur Herstellung der Recyclingkartons verwendet wurde. Nach Analysen eines Schweizer Labors gehen die Rückstände in relevanten Mengen auf die Lebensmittel in den Kartons über. Betroffen sind trockene Lebensmittel mit großer Oberfläche wie zum Beispiel Reis, Gries, Cornflakes und Nudeln. Eine abschließende Bewertung der Rückstände ist derzeit noch nicht möglich, weil es sich dabei um sehr komplexe Gemische handelt, für die in ihrer Gesamtheit die Datenlage noch nicht ausreicht. Für bestimmte Anteile der Gemische gibt es aber Daten aus Tierversuchen. Danach lagern sie sich in Leber und Lymphknoten ab und können diese Organe schädigen. Für einen anderen Teil dieser Gemische, die Aromatenfraktion, fehlen allerdings noch grundlegende Daten und insbesondere auch Studien zu der Frage, ob sie beim Tier nach Aufnahme mit der Nahrung Krebs auslösen können. Nach Auffassung des BfR sollte der Übergang von Mineralölen auf Lebensmittel deshalb minimiert werden.

Als eine Möglichkeit wurde auf dem BfR-Forum der Einsatz von Innenbeuteln, beispielsweise aus aluminiumbeschichteten Kunststoffen, in den Kartonverpackungen diskutiert, die als Barriere für den Übergang der Mineralöle wirken können. Geeignete Kunststoffmaterialien sind bekannt. Eine weitere Lösungsmöglichkeit könnten undurchlässige Papierbeschichtungen sein. Auch der Verzicht auf den Einsatz mineralölhaltiger Druckfarben im Zeitungsdruck wurde diskutiert. Dies hätte den zusätzlichen Vorteil, dass auch ein Übergang von Mineralölen über die Haut in den Körper beim Zeitung lesen verhindert würde. Die Verwendung von Frischfasern zur Herstellung von Kartonverpackungen für Lebensmittel wurde aus Verbraucherschutzsicht ebenfalls Lösungsansatz beurteilt, aus ökologischer Perspektive wurde diese Alternative jedoch kritisiert.

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