Gleichzeitig statt nacheinander gesprüht: Ultradünne Beschichtungen durch gleichzeitiges Aufsprühen wechselwirkender Substanzen
Eine einfache und gleichzeitig äußerst leistungsfähige Methode zur Herstellung von Nano-Beschichtungen ist die weit verbreitete Layer-by-Layer-Technik. Zwei miteinander wechselwirkende Substanzen, etwa positiv und negativ geladene Ionen, werden dabei abwechselnd auf Oberflächen abgeschieden und bilden in einem Selbstorganisationsprozess dünne Filme. Eine entscheidende Verbesserung dieser Beschichtungstechnik konnte durch ein Sprühverfahren erreicht werden, bei dem die Lösungen der beiden Substanzen mittels Düsen abwechselnd aufgetragen werden. Sprühen führt zu einer erheblichen Beschleunigung des Verfahren und hat dazu beigetragen, es auf technische Maßstäbe zu übertragen.
Den französisch-deutschen Forschern um Decher und Pierre Schaaf vom Centre National de la Recherche Scientifique sowie Jean-Claude Voegel vom Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale gelang nun eine entscheidende Weiterentwicklung dieser Technik: Bei dem „Simultaneous Spray Coating of Interacting Species“ (SSCIS) genannten Verfahren werden die beiden komplementären Komponenten nicht abwechselnd sondern gleichzeitig aufgesprüht. In Abhängigkeit von den Verfahrensbedingungen lagern sich die Partner-Substanzen rasch an der Grenzfläche unter Bildung einer Schicht zusammen. Die Schichtdicke wird dabei über die Dauer des Sprühvorgangs gezielt zwischen wenigen Nanometern bis in den Mikrometerbereich eingestellt. Es entstehen sehr homogene Filme, die sogar optische Qualität erreichen.
Das einstufige Verfahren ist kostengünstig, robust, benutzerfreundlich und unglaublich variabel. Als gemeinsam aufgesprühtes Substanz-Duo eignen sich im Grunde alle miteinander wechselwirkenden Verbindungen, sogar entgegengesetzt geladene anorganische Ionen. So lassen sich etwa Filme aus Calciumfluorid (für optische Bauteile) oder Calciumphosphat (für Biomaterialien) herstellen.
Interessanterweise funktioniert die neue Technik sogar mit Paarungen, die in konventionellen Layer-by-Layer-Verfahren keine Schichten bilden. Die vorgestellten Ergebnisse eröffnen eine Vielfalt neuer Möglichkeiten, Oberflächen mit spezifischen Funktionalitäten auszustatten, beispielsweise für katalytische Anwendungen, um Implantate noch biokompatibler zu machen oder für die Züchtung künstlicher Gewebe.
Originalveröffentlichung: Gero Decher et al.; "Spray-On Organic/Inorganic Films: A General Method for the Formation of Ultrathin Coatings"; Angewandte Chemie 2010
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Forschung & Entwicklung
Diese Produkte könnten Sie interessieren
OCA 200 von DataPhysics
Mit Kontaktwinkelmesssystem Benetzung, Festkörper und Flüssigkeiten umfassend charakterisieren
Das OCA 200 löst mit intuitiver Software und modularem Aufbau individuelle Messaufgaben
Dursan von SilcoTek
Innovative Beschichtung revolutioniert LC-Analytik
Edelstahlkomponenten mit der Leistung von PEEK – inert, robust und kostengünstig
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.