Röchling-Gruppe weltweit auf Expansionskurs
Fünftes Werk in China und siebtes in den USA
„Wir bewegen uns mitten in einem Wachstumsschub“, begründete Georg Duffner, Vorsitzender der Geschäftsführung, den guten Start ins Jahr 2011. „Die Röchling-Gruppe profitiert von der starken Nachfrage insbesondere in China und anderen Schwellenländern. Um von den Chancen weltweit weiterhin zu profitieren, hat für uns das Thema internationale Expansion erste Priorität.“ So nimmt die Gruppe dieses Jahr ihr fünftes Werk in China – Standort ist Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan, und ihre siebte Produktionsstätte in den USA (Akron/Ohio) in Betrieb. Eine weitere Fertigungsstätte baut die Röchling-Gruppe gerade im rumänischen Pitesti. Duffner: „Erzielte die Röchling-Gruppe vor zehn Jahren noch 67 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland, erwarten wir für das Jahr 2014, dass zwei Drittel unseres Umsatzes auf das Ausland entfallen.“
2010: Umsatz wächst auf eine Milliarde Euro
Das Jahr 2010 stand für die Röchling-Gruppe nach dem Rezessionsjahr im Zeichen eines dynamischen Wachstums. Eine gute Nachfrage herrscht nicht nur im Automobilmarkt sondern auch in der Investitionsgüterindustrie, insbesondere der chemischen Industrie und der Medizintechnik. Der Umsatz stieg um 20,6 Prozent auf 1.002,8 Mio. Euro. Noch besser entwickelte sich der Auftragseingang, der um 26,8 Prozent auf 1.044,4 Mio. Euro zulegte.
Wachstumsmotor war die unerwartet schnelle Erholung der Weltwirtschaft, die eine kräftige Konjunktur in China und anderen Wachstumsmärkten vorantrieb. Im Zuge des Aufschwungs steigerte die Röchling-Gruppe die Investitionen in Sachanlagen um 34,2 Prozent auf 35,9 Mio. Euro. Zu den wichtigsten Projekten des Jahres 2010 gehörte die erste Montagelinie zur flexiblen Fertigung für sechs verschiedene Saugrohrmodelle im chinesischen Röchling Automotive-Werk in Changchun mit einer jährlichen Stückzahl von 737.000.
Im Zuge des erfreulichen Geschäftsverlaufs verbesserte sich auch die Finanzlage weiter. „Basierend auf unserer weiter wachsenden Finanzkraft sind wir für die Fortsetzung des weltweiten Expansionskurses bestens gerüstet“, berichtete Marc Trube, Geschäftsführer der Röchling-Gruppe. Den zuversichtlichen Blick in die Zukunft markiert der Zuwachs der Mitarbeiterzahl um 8,8 Prozent auf 5.971 zum Stichtag 31. Dezember 2010 - Ende März 2011 waren sogar 6.376 Mitarbeiter bei Röchling beschäftigt.
Hochleistungs-Kunststoffe legen um 25 Prozent zu
Der Geschäftsbereich Hochleistungs-Kunststoffe verbuchte ein Umsatzplus von 25,9 Prozent auf 529,6 Mio. Euro. Alle wichtigen Absatzmärkte verzeichneten eine gute Nachfrage. „Insbesondere den Bereich Erneuerbare Energien haben wir für uns zu einem wichtigen Geschäftsfeld entwickelt“, berichtet der verantwortliche Röchling-Geschäftsführer Ludger Bartels.
Seit dem Sommer 2010 belasteten allerdings deutliche Preiserhöhungen auf der Rohstoffseite das Geschäft. Die weltweit stark angewachsene Nachfrage hat eine Verknappung des Angebots zur Folge.
Im Fahrwasser der wieder anziehenden Konjunktur verdoppelte der Geschäftsbereich Hochleistungs-Kunststoffe seine Investitionen nahezu. Sie stiegen um 84,1 Prozent auf 19,7 Mio. Euro. Schwerpunkte waren der Ausbau der Fertigung an den Standorten in Haren/Ems und Lahnstein sowie die Erweiterung von Produktionsstätten in Singapur und China. Hinzu kam die Erweiterung der Herstellung spritzgegossener Kunststoffteile für die Medizintechnik durch eine Reinraumproduktion in Brensbach. Alle Unternehmensgruppen bauten ihr Personal im Zuge der steigenden Auslastung auf. So stieg die Zahl der Mitarbeiter um 8,3 Prozent auf 2.763 (Vorjahr: 2.549).
Geschäftsbereich Automobil-Kunststoffe profitiert von schneller Markterholung
Die internationale Automobilzuliefererindustrie erholte sich vom gravierenden Konjunktureinbruch des Jahres 2009 erstaunlich schnell. So erreichte der weltweite Umsatz der Branche im Jahr 2010 nahezu wieder das Vorkrisenniveau. Im Zuge der guten Marktentwicklung steigerte der Geschäftsbereich Automobil-Kunststoffe den Umsatz um 15,8 Prozent auf 473,7 Mio. Euro. Besonders hoch waren die Wachstumsraten in China und den USA. Die Investitionen des Geschäftsbereichs Automobil-Kunststoffe blieben mit 16,1 Mio. Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres (15,9 Mio. Euro). Der Schwerpunkt lag hier insbesondere auf dem Kapazitätsausbau. So wurde etwa in Worms eine neue Produktionshalle zur Fertigung von Leichtbauteilen errichtet. Weil das Geschäft in China auf Hochtouren läuft, erweiterte die chinesische Tochtergesellschaft in Suzhou ihre Kapazitäten und zog in eine neue Produktionshalle um.
Die Beschäftigungszahl stieg mit 275 neuen Mitarbeitern bzw. 9,6 Prozent stärker als im Geschäftsbereich Hochleistungs-Kunststoffe. Die Röchling Automotive-Gruppe beschäftigte am 31. Dezember 2010 insgesamt 3.136 Mitarbeiter. Dies entspricht einem Anstieg von 9,6 Prozent. Der Belegschaftsaufbau erfolgte hauptsächlich in Europa und Asien.
Um seine Position als Innovationsführer weiter zu stärken, gründete Röchling den neuen Fachbereich New Business Green Car. Er soll angesichts der immer größeren Vielfalt neuer Fahrzeug- und Antriebskonzepte die Entwicklung entsprechender Kunststoffprodukte forcieren.
Trotz der guten Entwicklung ist der Blick in die Zukunft nicht ungetrübt; die Branche sieht sich neuen Risiken ausgesetzt. Der riesige Automobilmarkt Chinas gewinnt zwar rasant an Bedeutung, jedoch klagen viele Zulieferer über eine finanziell angespannte Situation aufgrund hoher Expansionskosten zur Stärkung der Präsenz in diesem Markt. Zudem leidet die Branche unter kräftigen Preissteigerungen für die Rohstoffe. Die chinesische Regierung führte die Konjunkturförderung zwar seit Anfang des Jahres weiter fort, kündigte jedoch zum Jahresende an, die Zulassung neuer Personenwagen vom Jahr 2011 an stärker zu reglementieren.
Die übrigen Regionen des Geschäftsbereichs Automobil-Kunststoffe verzeichneten ebenfalls deutliche Zuwächse bei Auftragseingang und Umsatz. Sorgen bereitet der Branche auch hier die angesichts der steigenden Nachfrage immer knappere Verfügbarkeit von Rohstoffen.
Größtes Investitionsprogramm aufgelegt
Doch auch unter Berücksichtigung dieser Risiken sieht sich Röchling gut aufgestellt und blickt optimistisch in die Zukunft. Aufgrund der vielversprechenden Wachstumsperspektiven hat die Geschäftsführung im laufenden Jahr das größte Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte gestartet. Insgesamt sollen über 80 Mio. Euro in den Ausbau bestehender Werke sowie in den Neubau von Werken investiert werden. So erhöhte die Gruppe im ersten Quartal 2011 die Sachinvestitionen um mehr als 100 Prozent von 6,7 Mio. auf 13,8 Mio. Euro.
Für das zweite Quartal dieses Jahres erwartet die Geschäftsführung die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Duffner: „Für eine Prognose des Gesamtjahres 2011 ist es jedoch noch zu früh. Über den Geschäftsverlauf entscheidet die konjunkturelle Entwicklung nach der Sommerpause. So bleibt abzuwarten, wie verschiedene Risiken, insbesondere die weitere Entwicklung der Rohmaterial- und Energiepreise, die Folgen der Natur- und Nuklearkatastrophe in Japan, die andauernden Probleme rund um die hochverschuldeten Euro-Staaten sowie die Situation in Nordafrika sich auf das Jahr auswirken werden.“