Kohlendioxid wird zum wertvollen Rohstoff
Wissenschaftler der RWTH Aachen sind an zwei vom BMBF geförderten Innovationsinitiativen für die industrielle Biotechnologie beteiligt
Von Lacken bis zu Kosmetikprodukten
Die Allianz „Zero Carbon Footprint“ verfolgt das Ziel, kohlenstoffreiche Abfälle wie Klärschlämme, Abwässer oder Rauchgas biotechnologisch so zu veredeln, dass sie wieder als werthaltige Rohstoffe in der Industrie eingesetzt werden können. Zu den 21 Partnern gehört die RWE Power AG, die Stromerzeugungstochter des RWE-Konzerns. Für den Energieversorger bietet die Kooperation die Möglichkeit, gemeinsam beispielsweise mit der Zwingenberger Brain AG oder dem RWTH-Institut für Angewandte Mikrobiologie an der biotechnologischen Veredelung des klimaschädlichen CO2 zu forschen. Das Know-how der Analyse von mikrobiellen Stoffwechselleistungen kommt aus Aachen: „Als Verwerter von Kohlendioxid eignen sich bestimmte Mikroorganismen. Diese verändern wir durch das so genannte Metabolic Engineering, so dass sie das klimaschädliche Kohlendioxid in hochwertige Bausteine für vielfältige Materialien umbauen“, berichtet Lars Blank. Darunter befinden sich Bausteine für Grundchemikalien, die in der Industrie unter anderem zur Herstellung von Automobil- und Industrielacken, Klebstoffen sowie Körper- und Haarpflegeprodukten verwendet werden.
„Flüssige Teflonschicht“ für funktionelle Textilbekleidung
Die zweite Allianz mit RWTH-Beteiligung trägt den Titel „Funktionalisierung von Polymeren“. In dieser Forschungskooperation beschäftigen sich die Wissenschaftler unter anderem mit der Frage, wie synthetische Fasern in Sport- oder Outdoorbekleidung für ihre jeweilige Funktion optimiert werden können. „So können durch bestimmte Proteine, die wir auf das Textilgewebe aufbringen, Pigmente oder Kapseln an die Faser gebunden werden. Sie expandieren nach dem Nähvorgang und dichten so die Nähte permanent ab. Andere Pigmente sorgen im Waschvorgang dafür, dass die Textilien farbecht bleiben“, so Ulrich Schwaneberg. Auf diese Weise lassen sich Nähte von Kleidung und Schuhen ohne lösemittelhaltige Chemikalien wasserundurchlässig machen oder Textilien dauerhaft ausrüsten. Einen weiteren Vorteil gegenüber der chemischen Imprägnierung sieht der Biologe im äußerst umweltfreundlichen Herstellungsverfahren: „Die Protein-Hybride werden wie flüssiges Teflon durch einfaches Eintauchen der Garne in einem Wasserbad bei Raumtemperatur aufgezogen“, erklärt Schwaneberg. Momentan werden nach Aussagen des Lehrstuhlinhabers bei der industriellen Herstellung von einem Kilo Faden etwa zehn Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt. Insbesondere das Einfärben und die chemische Funktionalisierung der Garne seien äußerst energie- und wasserintensiv, betont Schwaneberg: „Daher ist es von großer wirtschaftlicher und umweltpolitischer Bedeutung, biotechnologische Verfahren zu entwickeln, die beim Färben und Veredeln der Textilien ohne hohe Temperaturen auskommen.“
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