Hessische Chemie tritt weiter auf der Stelle

14.11.2013 - Deutschland

Die chemische und pharmazeutische Industrie in Hessen findet im laufenden Jahr noch nicht aus der Stagnation heraus. Zwar ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Produktionswachstum zu verzeichnen, doch das Niveau aus der Zeit vor der Krise ist noch nicht wieder erreicht. Trotzdem bleibt die Beschäftigung bisher stabil und die Zahl der Ausbildungsplätze weiter auf hohem Niveau.

Der Arbeitgeberverband HessenChemie und der VCI Hessen stellten auf ihrer Herbstpressekonferenz in Frankfurt die Zahlen aus einer aktuellen Konjunkturumfrage vor. Demnach lag die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen in den ersten acht Monaten 2013 um 4,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Im weiteren Jahresverlauf jedoch werde sie sich aller Voraussicht nach aber abschwächen. „Derzeit rechnen wir für das Gesamtjahr mit einer Produktionssteigerung von 2 Prozent“, sagte Hartmut Erlinghagen, Vorstandsvorsitzender der HessenChemie. Trotz dieser Steigerung habe die Produktion im längerfristigen Vergleich seit der Krise stagniert. In der „klassischen“ Chemie – im Unterschied zur Pharmaindustrie – bleibe sie sogar deutlich hinter dem Niveau von 2007 zurück.

Grundlage für die Zahlen ist eine Umfrage, an der sich 51 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 56.000 Mitarbeitern beteiligten. Das entspricht rund 60 Prozent der Beschäftigten im Verbandsbereich und spiegelt die Struktur der Mitgliedsunternehmen wider. Hinzugezogen wurde zudem die amtliche Statistik bis einschließlich August 2013.

Die Umsätze der Branche sind 2013 um 2,8 Prozent gestiegen, die Erträge waren jedoch durchwachsen: Rund 45 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre Ertragslage im Herbst 2013 als „kaum befriedigend“ oder „schlecht“. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr kamen nur 32 Prozent zu diesem Urteil. Die Preise für Chemieerzeugnisse sanken, der Umsatz in der „klassischen Chemie“ nahm um 2,3 Prozent ab. In der Pharmaindustrie hingegen gab es ein Umsatzplus von 9,1 Prozent. Dies war insbesondere dem Export zu verdanken, der um 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr anstieg. Im Inland wuchs der Umsatz um 1,9 Prozent. „Der schwere Einbruch von 25 Prozent im Vorjahr konnte damit aber bei weitem nicht ausgeglichen werden“, stellte Erlinghagen fest.

Obwohl die Anlagenauslastung 2013 für die gesamte Branche unter dem langfristigen Jahresmittel lag und die Lohnstückkosten deutlich stiegen, war die Zahl der Beschäftigten laut amtlicher Statistik im August mit 0,3 Prozent höher als vor einem Jahr. Auch dieses Plus ist auf die Pharmaindustrie zurückzuführen, die einen Zuwachs von 1,2 Prozent verzeichnete, während die „klassische“ Chemie mit einem Minus von 0,1 Prozent nahezu stabil blieb.

Für die Zukunft sehen die Verbände zahlreiche potenzielle Belastungsfaktoren, darunter die anhaltende Nachfrageschwäche aus Europa, sinkende Investitionsquoten, steigende Lohnstückkosten und erhöhten Wettbewerbsdruck. In der Pharmaindustrie stellen die massiven staatlichen Eingriffe ein zusätzliches Problem dar. Die Pläne zur Verlängerung des seit 2009 geltenden Preismoratoriums und zur Fortführung der Zwangsrabatte verschärfen die Lage noch zusätzlich. „Die Wettbewerbsfähigkeit muss wieder stärker in den Fokus aller Beteiligten rücken“, mahnte Erlinghagen an. „Für eine auch morgen noch konkurrenzfähige Industrie darf die Politik jetzt keine zusätzlichen Belastungen beschließen. Auch die Chemie- Sozialpartner müssen durch einen moderaten Tarifabschluss 2014 einen wichtigen Beitrag leisten.“

Auf weiterhin sehr hohem Niveau bewegt sich das Ausbildungsplatzangebot der Branche. „Die Zahl von 1.500 Ausbildungsplätzen wird bereits zum dritten Mal in Folge überschritten“, sagte Jürgen Funk, Geschäftsführer der HessenChemie für den Bereich Bildung. Die exakte Zahl wird am 25. November durch die Sozialpartner festgestellt.

„Diese Erfolgsgeschichte ist wesentlich auf den Tarifvertrag ‚Zukunft durch Ausbildung‘ zurückzuführen, den die Chemie- Sozialpartner 2003 auf Bundesebene verabschiedet haben“, stellte Funk fest. Insbesondere der darin enthaltene Grundsatz „Ausbildung geht vor Übernahme“ habe dazu geführt, dass viele junge Menschen zusätzlich eine attraktive Ausbildung in der Branche erhalten haben. Die Übernahmequoten liegen seit Jahren deutlich über 80 Prozent. Die Perspektiven für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn seien damit weiterhin sehr gut.

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