Einsam schwingende Atome leiten keine Wärme
Rückgewinnung von Strom aus Wärme
Verbindet man ein heißes und ein kaltes Objekt mit zwei verschiedenen Materialien, dann kann elektrische Spannung entstehen. Damit kann man beispielsweise aus der Abwärme von Maschinen wertvolle elektrische Energie zurückgewinnen. Voraussetzung dafür sind aber Materialien, die den elektrischen Strom gut leiten und gleichzeitig schlechte Wärmeleiter sind, denn bei guter Wärmeleitung würden sich die beiden Temperaturen rasch angleichen und der Effekt käme zum Erliegen.
Aus diesem Grund untersucht man in der Materialwissenschaft seit einiger Zeit mit großem Interesse schwach wärmeleitende Einschlussverbindungen, zum Beispiel Siliziumstrukturen, in denen einzelne Barium-Atome eingesperrt sind.
„Wärme kann sich in solchen Materialien über kollektive Schwingungen der Atome fortbewegen – ähnlich wie Schallwellen“, erklärt Holger Euchner vom Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie der TU Wien. Diese Atom-Schwingungen nennt man Phononen. Sie können unterschiedliche Wellenlängen haben und unterschiedlichste Schwingungscharakteristika aufweisen. So können in einem Kristall etwa benachbarte Atome gemeinsam miteinander oder jeweils entegegengesetzt schwingen.
Lokalisierung von Schwingungen
Lange dachte man, die geringe Wärmeleitfähigkeit von Clathraten ließe sich dadurch erklären, dass die Phononen-Schwingungen gestreut werden - ähnlich wie ein Lichtstrahl, der sich an einer Verunreinigung der Fensterscheibe bricht - und durch diese Streuung abklingen. Doch die Messergebnisse gaben ein anderes Bild: „Die Phononen werden kaum gestreut, ihre Lebensdauer ist deutlich länger als man erwartet hätte“, sagt Holger Euchner. „Wenn man allerdings Phononen mit immer größerer Frequenz betrachtet, stellt man fest, dass sie ihren Charakter von kollektiven zu lokalisierten Schwingungen ändern.“
Nicht alle Atome sind nämlich im gleichen Maß an den Schwingungen beteiligt.Bei kollektiven Anregungen sind beinahe alle Atome in Bewegung, bei lokalisierten Phononen hingegen schwingen die meisten Atome praktisch gar nicht, andere jedoch sehr stark.
Wenn Atome ganz einsam schwingen, ohne dass die Nachbarn mitmachen, dann können lokalisierte Phononen entstehen, die sich dann kaum über große Entfernungen ausbreiten können. Genau das passiert mit den Atomen in den Clathrat-Käfigen und somit wird die Wärmeleitung des Materials gehemmt.
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