Bayer MaterialScience schließt Großinvestition in Dormagen ab

Unternehmen wendet am Standort rund 250 Millionen Euro auf

11.12.2014 - Deutschland

Der Werkstoffhersteller Bayer MaterialScience hat ein bedeutendes Investitionsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Das Unternehmen nahm am Dienstag am nordrhein-westfälischen Standort Dormagen eine besonders effiziente und ressourcenschonende Großanlage in Betrieb. Sie dient zur Produktion der Chemikalie TDI, einer zentralen Komponente für hochwertigen Schaumstoff. Die rund 250 Millionen Euro teure Hightech-Anlage wurde während eines Festakts mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Nachbarschaft eröffnet.

Bayer MaterialScience AG

Symbolischer Knopfdruck mal ganz anders (v.r.): Bayer-Vorstandsvorsitzender Dr. Marijn Dekkers, Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender Bayer MaterialScience, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und André van Broich, Betriebsratsvorsitzender Dormagen, starteten gemeinsam mit dem Bewegungstheater Mobilé die neue TDI-Anlage in Dormagen.

Inklusive der Kosten für die Infrastruktur und bei Zulieferern beläuft sich die Gesamtinvestition im Chempark Dormagen auf mehr als 400 Millionen Euro. Der Standort soll das europäische Zentrum der TDI-Produktion von Bayer MaterialScience werden. Die neue Anlage ersetzt nach 30 Monaten Bauzeit eine kleinere Produktionseinheit für Toluylen-Diisocyanat (TDI). Die Chemikalie dient zur Produktion von Polyurethan-Weichschaum, aus dem viele Alltagsgegenstände wie Matratzen, Autositze und Polstermöbel bestehen. Für TDI wird weltweit auch in den kommenden Jahren ein anhaltendes Wachstum erwartet.

Kraft: Chemiestandort Nordrhein-Westfalen wird gestärkt

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte zur Eröffnung: „Die Investition macht die Leistungsstärke des Bayer-Standorts Dormagen deutlich. Es ist aber auch ein wichtiges Zeichen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Nordrhein-Westfalens als attraktiver Chemie-Standort.“ Dass Bayer mit der neuen Anlage klare Signale für den Umweltschutz setze, sei der Weg der Zukunft, sagte sie weiter. Eine weitere wichtige Bedingung für den Erfolg der hiesigen Chemieindustrie sei neben der Ausbildungsförderung die Stärkung der öffentlichen Akzeptanz. „Bayer hat sich in Hinsicht auf die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort vorbildlich gezeigt.“

Dekkers: Über 1 Milliarde Euro in NRW investiert

„Diese Investition ist auch ein Bekenntnis zum Standort Deutschland – und zum Bundesland Nordrhein-Westfalen“, sagte Bayer-Vorstandsvorsitzender Dr. Marijn Dekkers. In den vergangenen zehn Jahren habe Bayer allein in Nordrhein-Westfalen im MaterialScience-Bereich mehr als eine Milliarde Euro für den Unterhalt und den Ausbau der Produktion aufgewendet. „Wir wollen auch weiter in NRW und in Deutschland investieren“, betonte Dekkers, mahnte dafür aber auch entsprechende Rahmenbedingungen an.

Patrick Thomas, der Vorstandsvorsitzende von Bayer MaterialScience, stellte das Investitionsprojekt in den Zusammenhang mit der geplanten Loslösung des Unternehmens vom Bayer-Konzern. „MaterialScience ist weltweit erstklassig aufgestellt und bestens vorbereitet, in die Eigenständigkeit zu gehen. Unsere Produkte sind gefragt, unsere Kunden schätzen unsere Innovationskraft, wir nehmen in unseren Märkten Spitzenpositionen ein“, sagte er.

Thomas: MaterialScience ist bestens für Eigenständigkeit vorbereitet

Als ein Beispiel für die innovative Stärke des Unternehmens hob Thomas die bei Bayer entwickelte Gasphasen-Technologie hervor, wodurch die TDI-Herstellung in Dormagen besonders effizient und ressourcenschonend wird. „So lassen sich gegenüber einer konventionellen Anlage gleicher Kapazität bis zu 60 Prozent Energie einsparen, außerdem werden bis zu 80 Prozent weniger Lösungsmittel benötigt“, erklärte Thomas. „Dies sichert uns nicht zuletzt auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

André van Broich, der Bayer-Betriebsratsvorsitzende in Dormagen, griff ebenfalls das Thema Planungssicherheit auf. „Hier sehe ich gerade in den vergangenen Jahren am deutschen Standort einige Defizite in Politik und Gesellschaft“, sagte er. „Wir fühlen uns hier im Lande durchaus gut aufgehoben und haben auch viel Unterstützung von der Politik für die TDI-Anlage erfahren. Bei anderen wichtigen Projekten ist das leider nicht so.“

Van Broich sieht dennoch in der neuen Anlage ein gutes Beispiel dafür, dass Nordrhein-Westfalen als Europas größte Chemieregion auch im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sei. „Wir haben hervorragende und top ausgebildete Kräfte, die eine solche Hightech-Anlage sicher und effizient fahren können.“ Dies sei vor allem ein weiterer Beleg dafür, dass sich Ausbildung lohnt und sich auszahlt.

Viele Arbeitsplätze werden gesichert

Im Rahmen des Projekts wurden 20 neue Mitarbeiter eingestellt. Die bestehenden Arbeitsplätze in Vorbetrieben und Logistik am Standort werden durch das Projekt gesichert. Das gilt auch für tausende weitere Stellen, die in der Wertschöpfungskette in Nordrhein-Westfalen und Deutschland mit der TDI-Produktion verbunden sind.

Im laufenden Betrieb werden Firmen aus Dormagen und Umgebung für Wartung, Instandhaltung und technische Dienstleistungen im Umfeld der neuen Anlage tätig sein. Während der Bauphase waren zeitweise über 500 Arbeitskräfte zusätzlich eingebunden. Viele Auftragnehmer kamen aus der Region – zum Beispiel das Planungsunternehmen Keynes aus Neuss, der in Eschweiler bei Aachen ansässige Apparatebauer Quast sowie die Montagefirma Weber aus Pulheim bei Köln.

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