Schadstoffe in Schulen?

25.03.2015 - Deutschland

Beim Neubau oder der Renovierung von Schulen oder Kindertagesstätten kann es kurz- oder auch langfristig zu Beeinträchtigungen der Raumlufthygiene und damit zu gesundheitlichen Belastungen von Schülern und Lehrern kommen. Dies ergab das von TÜV Rheinland und dem Sentinel Haus Institut aktuell abgeschlossene Modellprojekt „Gesunder Lebensraum Schule“ zur Bewertung von Schadstoffen in Klassenräumen. „Die Qualität und Kombination der verwendeten Baustoffe, Möbel und Reinigungsmittel haben einen wesentlichen Einfluss auf die Luftqualität in Klassenräumen“, sagt Dr. Walter Dormagen, Geschäftsfeldleiter für Gefahrstoffe, Mikrobiologie und Hygiene bei TÜV Rheinland. Zusätzlich habe ein Fehlverhalten von Handwerkern und Reinigungskräften ein hohes Potential für signifikante Schadstoffbelastungen in Innenräumen.

Nur unwesentlich höhere Kosten durch schadstoffarmes Bauen

Im Rahmen des bislang einzigartigen Projektes wurden auf dem Kölner Firmengelände von TÜV Rheinland zwei identische Klassenzimmer aufgebaut: das eine mit konventionellen, das andere ausschließlich mit schadstoffgeprüften Produkten. In verschiedenen Messreihen wurde unter realen Bedingungen der Schadstoffgehalt in der Luft gemessen und ausgewertet. Das Resultat: Die Messwerte für die unter anderem aus Farben, Lacken und Klebern ausgasenden flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) überschreiten beim Einsatz ungeprüfter Produkte zum Teil deutlich die Empfehlungen des Umweltbundesamtes.

Es geht aber auch gesund: Wird ein Klassenzimmer sorgfältig nach den Grundsätzen des schadstoffarmen Bauens mit geprüften Bauprodukten und Möbeln ausgestattet, sind schon kurz nach den Arbeiten alle Werte im grünen Bereich. „Dabei ist das schadstoffarme Bauen im Vergleich nur unwesentlich teurer“, sagt Peter Bachmann, Geschäftsführer des Freiburger Sentinel Haus Instituts, das das Pilotprojekt gemeinsam mit den Fachleuten von TÜV Rheinland umgesetzt hat. Dennoch werden die entsprechenden Empfehlungen des Umweltbundesamts selten berücksichtigt, denn auch das fachliche Know-how ist bei den Ausführenden selten vorhanden, so Bachmann.

Freisetzung von Schadstoffen auch bei Renovierungsarbeiten

Problematisch sind nicht nur Schadstoffemissionen aus ungeprüften Baustoffen, sondern auch Altlasten in den Schulgebäuden. Werden diese im Zuge der Bauarbeiten freigesetzt und damit aktiviert oder sinkt der Luftaustausch durch Wärmedämmung und neue Fenster, kann es zu hohen Belastungen kommen. Kritisch ist auch die Reaktion alter Kleber oder Farben mit einigen neuen bauchemischen Produkten. Hier kann es zu unkontrollierten Schadstofffreisetzungen in die Raumluft kommen. Die Folge sind Kopfschmerzen, Unwohlsein und schwerwiegendere Krankheiten wie Allergien. „Häufig werden die Symptome erst gar nicht mit den Reparatur- oder Reinigungsarbeiten in Verbindung gebracht“, weiß TÜV Rheinland-Experte Dr. Dormagen.

Gesundheit nicht dem Zufall überlassen

Es gibt zwar Empfehlungen des Umweltbundesamtes für die Innenraumhygiene von Schulgebäuden, aber diese sind nicht verbindlich. TÜV-Experte Dr. Walter Dormagen betont: „Im Zusammenspiel neuer Baustoffe untereinander und dann zusätzlich mit den in Altbauten vorhandenen Substanzen gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Wer hier nicht vorher prüft und testet, spielt mit dem Zufall, und damit mit der Gesundheit von Kindern und Lehrpersonal.“

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