LCKW im Grundwasser: Gefahr aus der Vergangenheit
Stuttgarter Erfahrungen zeigen neue Untersuchungsmethoden und integralen Altlastenmanagementplan
„Seit Entdeckung der Schäden im Grund- und Mineralwasser im Jahr 1983 bemüht sich die Landeshauptstadt intensiv, die Herkunft zu erkennen und die Ursachen zu beseitigen“, schreibt Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn im Vorwort des Buchs. In den 1960er-Jahren hätten die Behörden den Einsatz von LCKW noch als Ersatz für wässrige Lösungen empfohlen, um die offensichtlichen Verschmutzungen der Oberflächengewässer zu verringern. Erst Ende der 1970er-Jahre habe sich dann herausgestellt, dass die chlorierten Kohlenwasserstoffe selbst Betonwannen leicht durchdringen. In Stuttgart sei diese Erkenntnis besonders bedrohlich gewesen, weil sich die LCKW über weite Strecken und in große Tiefen in Boden und Grundwasser ausgebreitet hatten: „Selbst die Überdeckung könnte die Muschelkalk-Wässer, welche die Mineral- und Heilquellen in Bad Cannstatt und Stuttgart-Berg speisen, nicht schützen.“ Die Maßnahmen zur Beseitigung konzentrierten sich seitdem auf die Umschlags- und Anwendungsbereiche – den Chemikalienhandel, Betriebe der Metallverarbeitung und viele kleine chemische Reinigungen. Nach drei Jahrzehnten konnten zwar bisher etwa 25 Tonnen LCKW aus dem Untergrund entfernt werden. Eine nachhaltige Entfrachtung des tieferen Grundwassers und der Mineral- und Heilquellen sei aber noch immer nicht erzielt worden.
Genau dies war der Anlass des Projekts Managementplan zur Sicherstellung eines guten chemischen Grundwasserzustandes durch Vermeidung von Schadstoffeinträgen aus Altlasten (MAGPlan) unter der Federführung des Amts für Umweltschutz der Landeshauptstadt. Die vorliegenden Ergebnisse dieser integralen Untersuchung machen nach Ansicht von Kirchholtes und Ufrecht deutlich, dass für eine erfolgreiche Sanierung von LCKW-Schäden umfangreiche Kenntnisse über das hydrogeologische System und die dort ablaufenden Prozesse erforderlich sind: „Es muss geklärt sein, wie das Grundwasser strömt, in welchen Schichten es sich horizontal und vertikal bewegt, welche LCKW-Einträge es gibt und wie die Schadstoffe sich auf ihrem Transportweg verhalten.“ Nur auf der Grundlage eines ausreichenden Systemverständnisses sei es möglich, durch gezielte Eingriffe in das System nachhaltige Sanierungserfolge und Konzentrationsminderungen in den betroffenen Aquiferen zu erzielen.
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