Chemie erreicht Vorkrisenniveau - Pharmageschäft trübt sich ein
Auf der Herbstpressekonferenz stellten der Arbeitgeberverband HessenChemie und der VCI Hessen die Zahlen einer aktuellen Konjunkturumfrage sowie die Auswertung der amtlichen Statistik vor. Danach konnte die chemisch-pharmazeutische Industrie bis August die Produktion insgesamt um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern, wobei sich die klassische Chemie und die Pharmasparte unterschiedlich entwickelten.
Im Bereich der klassischen Chemie ist es erstmals seit acht Jahren gelungen, das Vorkrisenniveau von 2007 zu erreichen. Die Preise für Chemieerzeugnisse im Inland sanken zwar bis August 2015 um durchschnittlich 4,3 Prozent, der Gesamtumsatz konnte aber um 10,6 Prozent gesteigert werden. Grund hierfür ist insbesondere eine verstärkte Nachfrage im Ausland gewesen. Der Umsatz im Inland stieg um 4,7 Prozent, das Auslandsgeschäft wuchs um 13,8 Prozent.
In der hessischen Pharmaindustrie konnte die Produktion leicht ausgeweitet werden; sie stieg bis August 2015 um 1,2 Prozent. Insgesamt verzeichnete die hessische Pharmaindustrie jedoch ein Umsatzminus von 3 Prozent. Verantwortlich hierfür ist der Rückgang der Auslandsumsätze um 6,7 Prozent bis August 2015 gewesen. Die Umsatzerlöse im Inland konnten im gleichen Zeitraum um 6,1 Prozent zulegen. Speziell in den Monaten Juli und August ist es bei Produktion und Umsätzen zu massiven Einbrüchen gekommen. Diese negative Entwicklung wird das gesamte zweite Halbjahr stark beeinflussen und das Gesamtergebnis der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen deutlich nach unten korrigieren. "Aus diesem Grund gehen wir lediglich von einem Produktionswachstum von zwei Prozent für das Jahr aus", erklärte Hartmut G. Erlinghagen, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes HessenChemie. Die wirtschaftliche Schwäche großer Schwellenländer, die massive Herausforderung im Rahmen der Flüchtlingsdebatte, und weiterhin nicht in Aussicht stehende Lösungen in Bezug auf weltweite Krisenherde könnten diese Prognose möglicherweise noch negativ beeinflussen.
Darüber hinaus stellt die Energiewende für die energieintensive Industrie eine große Herausforderung dar. Investitionssicherheit für eine effiziente Energieversorgung an den Standorten sei immer weniger gegeben. Beim Eigenstrom würden Neuanlagen mit 30 Prozent, bis 2017 ansteigend auf 40 Prozent der EEG-Umlage belastet. Die Europäische Kommission plant zudem Änderungen zum Emissionshandel: Danach müssten die Unternehmen immer mehr Zertifikate kaufen, die gleichzeitig immer teurer werden. Alleine in Deutschland könnten auf die Chemiebranche weitere 2 Milliarden Euro Mehrkosten zukommen.
Beschäftigung und Ausbildungsplatzsituation weiter positiv Erfreulich ist weiterhin die Beschäftigungssituation: Die amtliche Statistik weist bis August eine Steigerung von 1,4 Prozent aus. Das Ausbildungsplatzangebot bewegt sich zudem weiter auf sehr hohem Niveau. Insgesamt wurden zum Ausbildungsstart nach eigener Erhebung 1.536 Ausbildungsplätze angeboten. 1.100 Auszubildende haben im laufenden Jahr ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Die Übernahmequote ist abermals erfreulich hoch. "Damit wird die Erfolgsgeschichte des mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) abgeschlossenen Tarifvertrages 'Zukunft durch Ausbildung und Beschäftigungseinstig' fortgeschrieben", betonte Erlinghagen abschließend.
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