Covestro startet industrielle Kunststoff-Herstellung mit CO2

Produktionsanlage in Dormagen eröffnet

21.06.2016 - Deutschland

Kohlendioxid statt Erdöl – Covestro nutzt jetzt erstmals in industriellem Maßstab CO2 in der Kunststoff-Herstellung. Das Unternehmen eröffnete am Freitag an seinem Standort Dormagen bei Köln eine Anlage zur Produktion einer neuartigen Schaumstoff-Komponente mit 20 Prozent CO2-Anteil. In entsprechender Menge wird der traditionelle Rohstoff aus Erdöl eingespart.

Covestro

Kohlendioxid als neuer Rohstoff: In dieser Produktionsanlage in Dormagen baut Covestro jetzt 20 Prozent CO2 in eine wichtige Schaumstoff-Komponente ein.

„Man muss und wird CO2 mit anderen Augen wahrnehmen: Seine Verwendung als alternative Kohlenstoffquelle ist die Antwort auf große Herausforderungen unserer Zeit – Ersatz zu finden für die begrenzten fossilen Ressourcen wie Öl und Gas und Stoffkreisläufe zu schließen. Mit unserem innovativen Verfahren und dem Startschuss in Dormagen sehen wir uns als Vorreiter in dieser Richtung, getreu unserer Vision ‚To make the world a brighter place‘ – die Welt lebenswerter machen“, sagte Covestro-Vorstandsvorsitzender Patrick Thomas bei der Eröffnung vor über 150 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Langfristige Perspektive

„Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft ist die stoffliche Nutzung von Kohlendioxid ein wichtiger Schritt. Die Bundesregierung fördert die Nutzung von CO2 als Rohstoff, um die Rohstoffbasis der chemischen Industrie zu verbreitern und um neue Wege der Nachhaltigkeit zu eröffnen“, betonte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dieses hatte auch die CO2-Technologie von Covestro in der Forschungs- und Entwicklungsphase finanziell unterstützt.

Professor Dr. Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen University, fügte hinzu: „Das reaktionsträge Molekül Kohlendioxid in effizienter Weise chemisch zu nutzen, ist eine wissenschaftliche und technische Herausforderung. Im Zusammenspiel von anwendungsnaher Grundlagenforschung und forschungsbasierter Industrie ist uns hier ein Durchbruch gelungen.“

Covestro-Wissenschaftler hatten Hand in Hand mit Experten des CAT Catalytic Center in Aachen – einer gemeinsam mit der RWTH betriebenen Forschungseinrichtung – den passenden Katalysator gefunden, der die chemische Reaktion mit CO2 erst möglich macht.

Für Matratzen und Polstermöbel

Mit dem Kohlenstoff aus CO2 stellt Covestro in Dormagen jetzt eine neue Form sogenannter Polyole her. Das sind zentrale Bausteine für Polyurethan-Schaumstoff – ein vielseitiges Material, das weltweit in zahlreichen Industrien und Alltagsbereichen verwendet wird. Das Kohlendioxid wird chemisch fest in das Material eingebunden.

Die neue Anlage, in die das Unternehmen rund 15 Millionen Euro investiert hat, besitzt eine Produktionskapazität von 5.000 Tonnen pro Jahr. Das verwendete CO2 fällt bei einem benachbarten Chemieunternehmen als Abfallprodukt an.

Das neue Polyol auf CO2-Basis ist zunächst für Polyurethan-Weichschaum und den Einsatz in Matratzen und Polstermöbeln konzipiert. Von der Qualität ist der Schaumstoff mindestens ebenso gut wie konventionelles Material, das komplett aus petrochemischen Rohstoffen und damit letzten Endes Erdöl hergestellt wird.

Umweltverträgliches Verfahren

Durch den Wegfall des Öls und der Energie, die eigentlich zu dessen Aufbereitung benutzt wird, ist das Verfahren zudem umweltverträglicher als herkömmliche Produktionsprozesse. Dank des Katalysators und des Energiereichtums der verbleibenden Menge an petrochemischem Rohstoff muss außerdem keine zusätzliche Energie von außen zugeführt werden, um das träge CO2 zur Reaktion zu bringen.

Falls die neuen CO2-basierten Produkte den erhofften Anklang finden, kann sich Covestro vorstellen, die Produktion deutlich auszuweiten. Das Unternehmen arbeitet insgesamt daran, nicht nur Weichschaum, sondern möglichst noch viele andere Kunststoffe mit Hilfe von Kohlendioxid herzustellen. Ziel ist, in Zukunft in größerem Maße auf Erdöl in der Kunststoffherstellung verzichten zu können.

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